Die Auswirkungen des Bestellerprinzips sind bereits jetzt in Villingen-Schwenningen zu spüren. (Symbolfoto) Foto: Murat

Immobilienbüros in VS kritisieren neue Regelung zu Privisionen. Mietsteigerungen werden befürchtet.

Villingen-Schwenningen - Das Bestellerprinzip für Makler ist in der Immobilienbranche momentan in aller Munde – auch in der Doppelstadt. Dort beobachtet man nun verschiedenste Auswirkungen.

Seit 1. Juni darf die Maklerprovision nicht mehr auf die Wohnungssuchenden umgelegt werden, wenn diese den Makler nicht selbst beauftragt haben. Ein echter Gewinn für die Mieter? Wohl kaum, berichtet Gut Immobilien aus Villingen. "Die Gebühren werden nachweislich in den meisten Fällen seit 1. Juni auf den Mietpreis aufgeschlagen", berichtet Hildegard Gilly. Aus einer einmaligen Gebühr wird somit eine Dauerbelastung, "die deutlich über den bisherigen zwei Monatsmieten liegt", ergänzt hierzu Geschäftsführer Jürgen Schleicher.

Überhaupt sieht man die Reglementierung von Rechtswegen als "katastrophal" an. Im Vorfeld habe der Immobilienverband Deutschland auf die negativen Auswirkungen hingewiesen, "aber auf die Experten hat man nicht gehört", berichten sie. Man wäre stattdessen dafür, die Provision zwischen Mieter und Vermieter zu teilen. Seitens des Verbandes will man aber nichts unversucht lassen, um gegen diese Entscheidung rechtlich vorzugehen.

Andere Auswirkungen bekommt Kerstin Braun vom gleichnamigen Immobilienbüro in Schwenningen zu spüren. "Wir merken, dass es ruhiger geworden ist", erzählt die Geschäftsführerin. Viele Vermieter versuchen nun auf eigene Faust, neue Mieter zu finden, um dadurch Kosten zu sparen.

"Oftmals wird aber vergessen, dass das alles schwieriger wird – das geht los bei der Kontaktaufnahme, den Besichtigungen, aber auch die Online-Überprüfung der Bonität oder das Mietvertragsrecht", weiß Braun aus ihrer langjährigen Erfahrung. Zwischen 50 und 60 Vermittlungen laufen über Braun Immobilien jährlich. Sie hört aber auch von vielen die Befürchtung, dass die Kosten verdeckt werden und es zu Mieterhöhungen kommt.

Während sie jedoch von Kollegen mitbekommt, die sich künftig um keine Vermietungen mehr kümmern möchten, ist sich die Betriebswirtin sicher, dass die Kunden ihnen auch weiterhin das Vertrauen schenken. "Vielen Vermietern ist es wert, dass sie diese Gebühr zahlen", weiß Braun und hofft, dass die Veränderung trotzdem für etwas gut ist.

Gelassen sieht es hingegen Alexander Baum, der mit seinem Unternehmen in der gesamten Region, aber auch in Konstanz aktiv ist. "Viele Privatleute werden Schiffbruch erleiden, weil sie an die falschen Mieter geraten", ist er sich sicher. Wer über die Makler seines großen Immobilienbüros einen Mieter sucht, kann sich sicher sein, dass der Mietvertrag von einem Anwalt gemacht wird. "Bei solchen Sachen braucht man Spezialisten", weiß Baum, um die Vorteile einer professionellen Betreuung bei der Suche nach einem geeigneten Mieter. Nur so können schwarze Schafe unter den Bewerbern aussortiert werden.