Oper kommt bei den kleinen Gästen im Villinger Theater am Ring gut an

Von Siegfried Kouba

Villingen-Schwenningen. Rumpelstilzchen – wer kennt nicht das Märchen der Gebrüder Grimm? Für ein bühnen- und kindgerechtes Werk sorgten im Villinger Theater am Ring Andreas Winkler (Musik) und Martin Brenne (Libretto), umgesetzt durch die Opernwerkstatt am Rhein.

Sie hatte auch ein ansprechendes Programmheft im Gepäck, in dem sich Regisseurin Julia Katherine Walsh vorstellte und ihre Idee zu dem Stück offenbarte.

Der Inhalt wurde vielfach variiert. Der Neurologe und Psychologe Sigmund Freud analysierte ihn und der Theologe Eugen Drewermann betrachtete ihn auf seine Weise.

Die Geschichte von der Müllerstochter, die Stroh zu Gold spinnen kann, wobei ein kleiner Kobold hilft, ist geläufig. Die Figuren, wie Kunigunde, König, Müller, Narr und natürlich die Hauptperson, Rumpelstilzchen, reizten die Spielleiterin zu ansprechender Gestaltung, die mit farbigen Kostümen, pittoresker Bühnenausstattung, wandelbarer Kulisse (Claudia Radowski), eingängiger Musik und der Spielfreude der Akteure bei kleinen und großen Besuchern bestens ankam.

Die Reaktionen des Publiums bei heiteren Szenen und vor allem bei der Zäsur des Stückes blieben nicht aus. Die Zuhörer durften nämlich über den Ausgang des Stücks mitentscheiden: Soll die Königin ihr Kind behalten oder bekommt es Rumpelstilzchen, der Kunigunde aus der Patsche half und sie zur Königin werden ließ?

Nach gelungenem Schlagabtausch beim Vortrag jeweiliger Argumente war klar: Die einstige Müllerstochter, die sich als treu sorgende Mutter hervortat, bekommt ihr Kind zugesprochen.

Auch bei einer Kinderoper steht die Musik im Mittelpunkt. Sie wurde relativ sparsam eingesetzt, kam aber effektiv zur Geltung. Viel Moll wurde geboten, und Arien, Duette oder Terzette waren gelungen. Märchenhafte Grundstimmung, geheimnisvolle Impressionen, verträumte oder wehmütige Passagen oder strahlende Momente kamen gut an. Dafür sorgten der musikalische Leiter Denis Ivanov (Klavier) und seine Mitwirkenden Rebekka Stephan (Violoncello) sowie Tobias Gubesch (Klarinette). Alle drei transportierten die gefällige Musik auf eindrucksvolle Weise, ließen professionellen Einsatz spüren, waren stets präsent und legten zudem nötiges Gefühl in den Vortrag hinein.

Star des Nachmittags war Carmen Bangert als Titelfigur, die mit ihrem geschmeidigen, angenehm gerundeten Mezzosopran und ihrem schauspielerischen, liebenswürdigen Auftritt gefiel. Die vielseitige Sopranistin Sarah Schnier schlüpfte in die Rolle von Kunigunde und Königin. Ihre Stimme dominierte vor allem in hohen Lagen, bekam hie und da soubrettenhaften Anstrich, hätte aber etwas kräftiger sein dürfen.

Als Spaßvogel präsentierte sich Stephan Wurfbaum. Sein buffonesker Ton kam ihm als Müller und Narr bestens entgegen. Die Rolle als souveräner König bekam durch den klaren Tenor Patricio Ramos-Pereiras royalen Glanz. Insgesamt konnte die Opernwerkstatt am Rhein mit der happy-endenden Aufführung wieder einmal punkten.