Die Städtische Galerie zeigt Maria Ezcurra aus der Serie "The Perfect Housewife’s Wardrobe", 2008. Fotos: Galerie Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Galerieleiter Wendelin Renn hofft auf Gleichberechtigung / Spannende Kunstschau in Vorbereitung

"Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf", so titelt die Ausstellung, die bald in der Städtischen Galerie in Schwenningen gastiert. Der Schwarzwälder Bote sprach vorab mit dem Mann und Hausherrn, der die Werke von 27 Künstlerinnen bis zum 4. Dezember in "seinem" Lovis-Kabinett zeigt, Galerieleiter Wendelin Renn.

Die Ausstellung nimmt die Rolle der Frau im Haus unter die Lupe, mal spöttisch, mal ironisch, mal zynisch oder auch ganz ernsthaft. In welchem Licht sehen Sie die Frauen?

Und wer ist die wichtigste Frau in Ihrem Leben?

In einem Vorwerk-Werbespot bemerkt die Hauptdarstellerin, offenbar eine Vollzeit-Mama, im Gespräch mit Karrierefrauen souverän: "Ich führe ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen". Welche Rolle der Frau in der Ausstellung imponiert Ihnen denn besonders?

Da muss ich mehrere nennen, denn aus unterschiedlichster Perspektive entlarven die Künstlerinnen das Rollenklischee der "Patriarchen" in besonders humorvoller Weise, so die deutsche Künstlerin Andrea Isa wenn sie "Die Tugenden der Küchenfrau" wirkmächtig ins Bild setzt; wenn Pipilotti Rist aus der Schweiz in ihrem Werk "L’Honneur de Pipi Rougit" eine "Hampel-Frau" inszeniert oder die argentinische Fotografin Maria Ezcurra allseits bekannte Genre-Szenen konterkariert.

Wenn Sie selbst eine Frau wären, wie hätten Sie Ihr Leben eingerichtet?

Das weiß ich nicht. Doch die Psychologin Ursula Scheu zeigte bereits 1977 in ihrer Untersuchung "Wir werden nicht als Mädchen geboren – wir werden dazu gemacht. Zur frühkindlichen Erziehung in unserer Gesellschaft" auf, wodurch das Rollenverhalten maßgeblich bestimmt ist.

Nun steht das Team der Galerie erst einmal bei den Vorbereitungen seinen Mann. Was gibt es zu tun?

Das "Team" besteht aus meiner Kollegin Damaris Dymke, den Restauratorinnen Annette Kollmann und Liliane Keller sowie Franco Ubbriaco als Ausstellungstechniker. Die Kunstwerke werden mit einem Spezialtransport diese Woche angeliefert. Nach dem Auspacken wird jede Arbeit von den Restauratorinnen bezüglich möglichen Transportschäden genauestens untersucht und der Befund in Eingangsprotokollen für jedes einzelne Werk festgehalten. Anschließend wird die Ausstellung eingerichtet, die Werke so in den Galerieräumen verteilt, dass spannende Dispositionen, ein dynamischer Ablauf und ein bestmöglicher Dialog zwischen Werk und Betrachter entstehen kann. Anschließend werden alle Arbeiten "gehängt", beziehungsweise die Installationen platziert. Zum Schluss wird die Beschilderung zu jedem ausgestellten Kunstwerk an der Wand fixiert, zwei Tage vor der Vernissage eine Pressevorbesichtigung organisiert und dann folgt die Eröffnung am Samstag, dem 10. September, um 17 Uhr. Oberbürgermeister Rupert Kubon wird alle Gäste begrüßen. Und statt einer Einführungsrede wird Ingrid Schorscher aus Rottweil mit ihrer Performance "devotion" das Thema der Ausstellung visualisieren.

Und was gibt es zu sehen?

Villingen-Schwenningen. Die Hausfrau, Sklavin oder Herrscherin, was ist sie denn nun überhaupt?

Diese Frage stellt eine Ausstellung unter dem Titel "Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf". Es ist Kunst von Frauen über Frauen, die vom 11. September bis 4. Dezember im Lovis-Kabinett in Schwenningen gezeigt wird.

27 Künstlerinnen wirken bei der Kunstschau mit, zeigen Videos, Fotografien, Objekte, Installationen, Performances, Gemälde und Zeichnungen.

Erstmals macht die Ausstellung, die schon im bayerischen Museum im Kulturspeicher Würzburg, in den Kunstsammlungen Zwickau oder dem Kunstmuseum in Mühlheim an der Ruhr zu sehen war, nun Station in Baden-Württemberg. Es ist ihre bislang einzige im Ländle geplante Station.

Wie unterschiedlich man die Frau im Haus sehen kann, das zeigen die künstlerischen Interpretationen. Mal mit beißendem Spott, dann wieder voller Zynismus oder auch ironisch augenzwinkernd halten sie den Frauen in ihrer weiblichen Rolle im Haushalt, in der Familie und in Partnerschaften den Spiegel vor.

Da wird die scheinbare häusliche Idylle plötzlich zum engen Käfig, die Köchin mutiert zur taffen Kriegerin, deren Munition die Maggiflasche ist, und die Käsereibe wird zum Sichtschutz – was sie wohl verbirgt?

"Desperate Housewives" Künstlerinnen räumen auf" vom 11. September bis 4. Dezember in der Städtischen Galerie in Schwenningen. Eröffnung ist am Samstag, 10. September, 17 Uhr. Geöffnet ist die Ausstellung von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Führung und Galeriegespräch am Sonntag, 18. September, 11 Uhr, mit Kunsthistorikerin Anja Rudolf.