Auch das Marburger Religionsgespräch von 1529 kommt in der aufwändigen Darstellung der Reformation durch Egli-Figuren in der Johanneskirche vor. Die Ausstellung ist bis zum 2. Juli geöffnet. Unser Bild zeigt sie mit Barbara Gaußer und Maja Wiebler (rechts). Fotos: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Aufwändig erstellte Ausstellung in Johanneskirche / Egli-Figuren zeigen Jesu-Gleichnis

Wer aktuell die evangelische Johanneskirche in Schwenningen betritt, gelangt automatisch in eine andere Welt. Genau genommen sogar in zwei andere.

VS-Schwenningen. Die eine Welt liegt 500 Jahre zurück und beschreibt zentrale Szenen aus dem Leben und Wirken des Reformators Martin Luther. Die andere schaut sogar 2000 Jahre zurück ins Jesu-Gleichnis vom verlorenen Sohn.

Die am Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes eröffnete Ausstellung "Die Reformation in Szene gesetzt" nimmt sogenannte "Egli-Figuren", benannt nach der Schweizer Gestalterin Doris Egli aus den 60er-Jahren, als Basis. Die handgefertigten Puppen aus Draht und Stoff, die in Form, Kleidung, angedeuteter Bewegung und Gestik die Gestaltung eindrucksvoller Szenen erlauben, eignen sich hervorragend zur emotionalen Darstellung biblischer Szenen.

Nun kommt Martin Luther zwar nicht in der Bibel vor, sein bewegtes und mutiges Leben ist jedoch untrennbar mit ihr verbunden.

Schon mehrfach wurden in Schwenningen von Pfarrerin Brigitte Güntter Egli-Kurse organisiert. Geleitet wurden diese von der Stuttgarter Kursleiterin Sieglinde Hauger. Beide, wie auch die Pfarrerin der Johanneskirche, Märit Kaasch, waren beeindruckt, welche Kunstwerke vier Kursteilnehmerinnen nach der Ideenfindung 2015 erstellten. Eindrücklich vermitteln innerhalb der linken Kirchenseite Barbara Gaußer, Ruth Storz und Anne-Rose von Au in Einzelszenen das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Die auf der gegenüberliegenden rechten Kirchenseite von Maja Wiebler gestalteten dreidimensionalen Figuren-Bildergeschichten bieten einen Einblick in besonders relevante Vorkommnisse im Leben Luthers. Zur freien Interpretation sind die Egli ohne Gesicht gehalten, dafür aber mit möglichst der damaligen Mode nachempfundener Kleidung ausgestattet. In den Szenen finden sich Protest gegen den Ablasshandel ebenso wie Gelehrtengespräche.

Da verschiedene Lebensstationen beleuchtet werden, bedurfte es zwangsläufig immer wieder einer neuen Lutherfigur. Rund zehn Stunden Arbeit müsse man für eine Egli-Figur ansetzen, meint Hauger – hieraus lässt sich grob ermessen, welche Arbeitszeit in den Einzelensembles steckt. Nicht unerwähnt sollten auch die thematisch sehr gut passenden Kulissen sein: Für das Jesu-Gleichnis wurden sie von Bert Jäckle gefertigt, Maja Wiebler erstellte sie zur Illustration Luthers’ Wirken selbst; einige darin vorkommende Modellgegenstände wie Möbel oder einen aufwändigen Holzkarren fertigte ihr Mann Engelbert Wiebler. "Ich weiß, wohin ich mit meinen Schülern in den kommenden zwei Wochen gehen werde", so Märit Kaasch bei der Eröffnung mit Bezug auf ihre Arbeit als Religionslehrerin.

Zu sehen ist die Projekt-Ausstellung in Kooperation der evangelischen Erwachsenenbildung und der Egli-Handwerkerinnen Schwenningen in der evangelischen Johanneskirche Schwenningen, Mozartstraße 42, bis Sonntag, 2. Juli, dienstags bis donnerstags und sonntags von jeweils 15 bis 18 Uhr. Bei entsprechendem Interesse ist eine Verlängerung denkbar.

Interessierte Schulklassen können die Ausstellung nach Vereinbarung mit Pfarrerin Brigitte Güntter unter der Mailadresse brigitte.guentter@elkw.de besuchen. Am Samstag, 24. Juni, wird ein musikalischer Abend die Egli-Figurenausstellung durch das Flötenensemble Musica ab 19 Uhr würdigen und dabei einzelne Szenen gesondert hervorheben.