Brunft der Hirsche im Natzental / Lautstarkes Gebrüll im stillen Wald / Forstämter nehmen Kastanien an

Von Sabine Streck

VS-Schwenningen. Frühlingsgefühle mitten im Herbst bestimmen derzeit im Schwenninger Wildgehege den Tagesablauf. Das Rotwild ist noch bis Ende Oktober im Liebestaumel.

Rund 13 Kälber und erwachsene Tiere leben zusammen mit einigen Wildschweinen im Gehege. Forstamtsleiter Tobias Kühn spricht von 18 bis 20 Wildschweinen, eine relativ kleine Zahl. Dies liege daran, dass nur wenige Frischlinge überleben, weil immer wieder Besucher die Tiere mit Küchenabfällen füttern. Von Salatblättern bis zu verschimmeltem Brot sei alles dabei. Das, was für den Menschen ungenießbar ist, bekommt auch den kleinen Wildschweinchen nicht. Viele sterben deshalb und würden auch gleich von der Rotte aufgefressen – eine natürliche Bereinigung also.

Im Villinger Salvest lebt Damwild, rund 30 Tiere. Sie haben ihre Brunft im Juli und August. Die hohe Zeit des Rotwilds im Schwenninger Wildgehege dauere den ganzen Oktober, so Kühn. Wer Glück hat, könne zwei rivalisierende Hirsche beobachten. Ein Tier stehe immer abseits, es erkenne den Ranghöheren an. Erst, wenn der dominante Hirsch vom vielen Röhren erschöpft sei, komme der andere zum Zuge. Rotwild komme übrigens nicht an den Zaun wie das Damwild im Salvest, meint Kühn.

Im Mai kommen die Jungen auf die Welt. Ein Kalb gebärt pro Wurf ein bis zwei Nachkommen. Deren Lebenserwartung ist allerdings nicht allzu hoch. Sie werden in der offiziellen Schießzeit wieder erlegt. Auch alte Tiere würden geschossen, die dann zu Wurst verarbeitet werden. Die jungen Tiere geben den begehrten Wildbraten. Mit der Nutzung des Wildbrets werden die Ausgaben für die Gehege finanziert. Dabei handelt es sich vor allem um Kosten für Rüben im Herbst, Kastanien und die Reparatur der Zäune. Ziel sei, einen gleichbleibenden Bestand zu haben, denn es gebe Vorgaben, wie viele Tiere im Gehege bleiben dürfen.

Die Wildgehege seien in den 60-er Jahren entstanden, um der Stadtbevölkerung eine Attraktion zu bieten. Noch heute sind sie bevorzugtes Ziel bei Spaziergängen und Ausflügen.

Wie jedes Jahr im Herbst nehmen die beiden Forstämter im Steinkirchring in Schwenningen und in der Villinger Waldstraße Kastanien für Rehe und Hirsche entgegen. In Schwenningen können sie am Donnerstag, 16., und 23. Oktober von 16.30 bis 18 Uhr gebracht werden, in Villingen den ganzen Oktober montags von 14 bis 16 Uhr. 15 Cent pro Kilogramm werden dafür bezahlt, meint Tobias Kühn. Anders als im Vorjahr gibt es dieses Jahr wieder mehr Kastanien. Der Rekord von vor zwei Jahren werde aber nicht erreicht. Damals seien tonnenweise Kastanien abgeliefert worden.