Jiri Hunkes. Foto: sb

Eishockey: Die Neuen der Schwenninger Wild Wings (6): Verteidiger Jiri Hunkes liebt das Offensivspiel.

Rund 3500 Kilometer sind es von der Helios-Arena nach Togliatti, einer 700 000-Einwohnerstadt in Russland. Lieber Neckar als Wolga, dies dachte sich Jiri Hunkes, als er vor zwei Monaten ein Angebot der Wild Wings auf dem Tisch liegen hatte. Doch zuerst rief er einen Ex-Schwenninger an.

"Ich wusste nicht viel über die Wild Wings. Deshalb habe ich mich intensiv mit Michael Vasicek, der ein sehr guter Freund von mir ist, ausgetauscht, der ja einige Jahre in Schwenningen spielte", gefiel Jiri Hunkes, was er von Vasicek, der von 2005 bis 2008 für die Wild Wings verteidigte, hörte. "Michael hat mir Schwenningen als echte Eishockey-Stadt beschrieben. Zudem hat er mir von der Schönheit der Region vorgeschwärmt", musste der neue Verteidiger der Neckarstädter nicht lange überlegen, ob er das Angebot annehmen würde.

Und bisher haben sich die Informationen von Vasicek als treffend herausgestellt. "Es war schon sehr beeindruckend, was hier beim ersten öffentlichen Training los war. Weiter gefällt es mir, was ich bisher von Schwenningen und der Umgebung gesehen habe", fühlt sich Jiri Hunkes auch in Tuningen, wo er eine Wohnung bezogen hat, bereits wohl.

Und in dieser ist derzeit viel los. Freunde, Geschwister oder Freundin Katharina – der 31-Jährige hat oft Besuch. "Doch natürlich gilt meine ganze Konzentration nun den Wild Wings", betont Hunkes, der allerdings noch nicht beurteilen kann, wie stark die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) im Vergleich zur tschechischen (Extraliga) und zur russischen (KHL/Kontinental Hockey League) Eliteklasse ist. "Da kann ich nach so zehn Spielen in der DEL mehr dazu sagen", lacht der Neu-Schwenninger mit der Rückennummer 84, also seinem Geburtsjahr (1984).

Insgesamt bestritt Hunkes, der ein großer Fußball-Fan ("Meine Lieblingsvereine sind der FC Brünn und der FC Barcelona") ist, für Lada Togliatti (2014/15), den HC Lev Prag (2012/13) und Lev Poprad (2011/12) 136 Spiele (7 Tore/22 Assists) in der KHL. Dazu war der begeisterte Tennis-Spieler 439 Mal in der höchsten tschechischen Liga (25 Tore/85 Assists) im Einsatz. Weiter verschlug es Hunkes in der Saison 2006/07 in die finnische SM-liiga, in der er zunächst für Lukko Rauma und in der Schlussphase der Spielzeit für Pelicans Lahti auf dem Eis stand. "In der Extraliga wird schon sehr gutes Eishockey gespielt. Vor allem technisch und spielerisch ist das Niveau echt hoch. Doch in der KHL ist eben alles noch eine Nummer größer, vor allem ist das Spiel noch schneller." Hunkes sieht sich als einen Verteidiger, der sich gerne mit in die Offensive einschaltet, das Spiel gut liest und im Powerplay Akzente setzt.

Dies wissen auch Headcoach Helmut de Raaf und Manager Jürgen Rumrich. "Jiri ist im besten Eishockey-Alter und bringt jede Menge Erfahrung aufs Eis. Er wird uns durch seine offensiven Qualitäten gerade im Powerplay mehr Flexibilität geben, dadurch erhoffen wir uns eine Verbesserung zur vergangenen Saison", sieht Rumrich in Hunkes eine große Verstärkung.

Dieser erlernte im Alter von sechs Jahren in Brünn, seiner Heimatstadt, das Eishockey-Einmaleins. Wenige Jahre später war klar, dass der Hobby-Golfer eine Profikarriere einschlagen wird. Hunkes stand nicht nur 29 Mal für tschechische Nachwuchsnationalmannschaften auf dem Eis, sondern er gewann auch mit Tschechien im Jahr 2002 die Bronzemedaille bei der U18-Weltmeisterschaft. "Das war natürlich ein tolles Gefühl. Aber auch die zwölf Einsätze für das Nationalteam der Männer werde ich nicht vergessen", erinnert sich der 1,82 m lange und 84 kg schwere Offensivverteidiger gerne an diese Höhepunkte seiner Karriere.

Weitere Highlights sollen nun in Schwenningen folgen. "Bisher habe ich einen sehr guten Eindruck von der Mannschaft. Wir müssen uns natürlich noch finden. Ich denke aber, dass wir eine gute Rolle spielen können. Und dazu möchte ich meinen Teil beitragen", hat es sich für Jiri Hunkes bisher gelohnt, 3500 Kilometer entfernt von seinem letzten Arbeitgeber einen Neuanfang zu machen. Eben lieber Neckar als Wolga.

Zur Person: Jiri Hunkes

Der neue Verteidiger der Wild Wings wurde am 31. Juli 1984 im tschechischen Brno (Brünn) geboren. Dort spielte er im Alter von sechs Jahren auch das erste Mal Eishockey. Seine Heimatstadt und die Nachwuchsabteilung des HC Kometa Brno verließ er im Jahr 2000. "Damals hatte mein Verein einige Probleme", blickt er zurück. Deshalb wechselte er in die Nachwuchsabteilung des HC Trinec, für dessen Profimannschaft er von 2002 bis 2006 in der tschechischen Extraliga aktiv war.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits 29 Spiele für diverse tschechische Nachwuchsnationalmannschaften absolviert. Höhepunkt war der Gewinn der Bronzemedaille bei der U18-Weltmeisterschaft 2002. Zwischen 2002 und 2006 lief der 1,82 m lange Verteidiger zudem auch als Leihspieler in der zweiten tschechischen Spielklasse für den HC Brno, den HC Havirov und den HC Prostejov auf. Es folgte zur Saison 2006/07 der Wechsel in die finnische SM-liiga, in der er für Lukko Rauma und Pelicans Lahti 52 Spiele (6 Tore/5 Assists) verbuchte.

Von 2007 bis 2011 zeigte er dann wieder in der tschechischen Extraliga für Bili Tygri Liberec sein Können, wobei er auch teilweise bei BK Mlada Boleslav Spielpraxis sammelte. Den Hobby-Golfer zog es dann zur Saison 2011/12 zum HC Lev Poprad in die Kontinentale Hockey-Liga (KHL). Nach einer Runde zog das Franchise nach Prag um, wo Hunkes einen neuen Vertrag beim HC Lev Prag (ebenfalls KHL) erhielt.

Der Offensivverteidiger, der auch zwölf Länderspiele bei den Männern bestritt, verteidigte anschließend wieder für Bili Tygri Liberec, bevor er in der vergangenen Saison erneut in der KHL bei Lada Togliatti spielte. Insgesamt war Hunkes 439 Mal in der höchsten tschechischen Liga (25 Tore/85 Assists) im Einsatz. Auf 136 Spiele (7 Tore/22 Assists) kam er in der KHL, auf 52 Spiele (6/5) in der höchsten finnischen Klasse. Jiri Hunkes ist mit Katharina liiert und spielt gerne Tennis und Golf.