Ursula Köhler führt mit viel Wissen und Überzeugungskraft durch die Ausstellung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Städtische Galerie: Schwarzwälder Bote lädt zur Ausstellung "Desperate Housewives" ein

Exklusive Einblicke in die Ausstellung "Desperate Housewives – Künstlerinnen räumen auf" haben am Mittwochabend Leser des Schwarzwälder Boten in der Städtischen Galerie bekommen.

VS-Schwenningen. Nur noch wenige Tage sind die Werke der 27 Künstlerinnen in Schwenningen zu sehen, bevor die Wanderausstellung nach Augsburg ins staatliche Textil- und Industriemuseum als letzte Station weiter zieht.

In seiner Begrüßung wies Galerieleiter Wendelin Renn daraufhin, dass Villingen-Schwenningen die einzige Station sei, in der die Künstler in der Ausstellung selbst mitarbeiten und sich darstellen konnten. Besonders erfreut zeigte er sich über die große Resonanz. Hätte er eine Ausstellung über "verzweifelte Männer" gemacht, wäre diese eventuell anders ausgefallen, philosophierte er hintersinnig.

Ursula Köhler hat der Gruppe dann in ihrer rund einstündigen Führung die Sinne geschärft und sie an die Kunstwerke herangeführt. Dabei gab es jede Menge zu schauen und zu schmunzeln für die Schwarzwälder Bote-Leser. Ironisches, Entlarvendes und Witziges war zu finden. Einige kannten die Ausstellung schon – aber bei einer Führung sei der Blick ein anderer, meinte zum Beispiel Brigitte Weissweiler.

Los ging es bei den großflächigen Fotomontagen von Andrea Isa, die "Die Tugenden der Küchenfrau" auf vorstellte. Das sei schon irritierend, zu sehen, wie die Küchenfrau "eine Knarre" in der Hand hält und die Maggi-Fläschchen wie Munition über die Schulter baumeln, meinte Renate Kaluza am Ende der Führung.

Beeindruckt waren die Leser auch von den vielen Toastbrotscheiben, die zu kleinen Häusern mit Stecknadeln zusammengefügt waren. Ob die Künstlerin für jede Station der Wanderausstellung das Ensemble neu aufbaut? Ursula Köhler meinte, die Erbauerin Alice Musiol sei froh, dass sie die 196 Serienhäuschen nur noch einmal für die letzte Station in Augsburg neu herrichten müsse.

Der Film von Jutta Burkhardt, die in ihrem "Konzept für Langschläfer" Tipps gibt, wie sie im Morgenmantel und mit gymnastischen Einlagen die Wohnung putzt, hat vor allem die Männer begeistert. "Die Putzfrau hat mir gefallen", lächelt Richard Beilharz.

Die Handarbeitsfreundinnen hatten hingegen ihre besondere Freude an der Topflappenkunst von Astrid Bartels, der ältesten Künstlerin der Ausstellung.

Nur noch bis Sonntag, 4. Dezember, ist die Ausstellung "Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf" in der Städtischen Galerie zu sehen. Am Samstag, 3. Dezember, 11 Uhr, wird zur letzten Führung mit Galeriegespräch eingeladen. Kunsthistorikerin Anja Rudolf wird an Beispielen die unterschiedlichsten Themen und kritischen Reflexionen der Künstlerinnen zum "Rollenbild der Frau" in unserem Alltag aufgreifen. Der Eintritt ist frei, die Führung kostet ein Euro.

"Die Ausstellung ist ein großer Erfolg für unser Haus und ein herausragendes Ereignis im Bereich überregionales Stadtmarketing und positives Image für Villingen-Schwenningen", erklärt Galerieleiter Wendelin Renn. "Nicht nur, dass wir als relativ kleine kommunale Galerie Partner der großen Museen in Würzburg, Zwickau, Mühlheim an der Ruhr und Augsburg sein konnten. Auch der Besuch von mehr als 2000 Kunstinteressierten aus der Region und weit darüber hinaus sowie die mediale Beachtung war famos".

Derweilen Wendelin Renn und seine Mitarbeiterin Damaris Dymke den Abbau und den Transport mit einer Kunstspedition nach Augsburg vorbereiten, werden zugleich 200 Werke von Otto Dix, Werner Gothein, Erich Heckel und anderen Künstlern der Lovis-Presse eingerahmt. Die kommende Ausstellung "70 Jahre Lovis-Presse Schwenningen 1947-1949" bildet den Auftakt der Bildenden Kunst zur 1200 Jahr-Feier von Schwenningen, Tannheim und Villingen. Unter dem Motto "Aufbruch – Wege in die Zukunft" spiegelt die "Lovis-Presse" einen "Aufbruch" in die Freiheit nach dem Terror-Regime der Nazis wider.