Lachen gerne miteinander: Herbert und Renate Gravenstein aus Pfaffenweiler, die heute Goldene Hochzeit im Kreis der Familie feiern. Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

Renate und Herbert Gravenstein aus Pfaffenweiler feiern heute Goldene Hochzeit / Engagement für Doppelstadt

Von Martina Zieglwalner VS-Pfaffenweiler. "Die Zeit ist wie im Flug vergangen", stellt Herbert Gravenstein fest. Vor mehr als 50 Jahren begegnete dem Schulleiter eine junge Kollegin. Im Lehrerzimmer funkte es ziemlich schnell, geben die beiden zu. Seither sind sie ihren Lebensweg gemeinsam gegangen, der sie schließlich nach Pfaffenweiler führte: Heute feiern Herbert und Renate Gravenstein Goldene Hochzeit.Noch heute sind sie froh, dass sie der Beruf in die Schule in Maulburg im Kreis Lörrach führte. Es hätte anders kommen können. Ihr Vater sei nicht einverstanden gewesen, dass sie ihren Schuldienst in dem Dorf beginnt, erzählt die gebürtige Freiburgerin Renate Gravenstein. Da traf sie auf ihren Mann, der in Berlin geboren und in Karlsruhe aufgewachsen war. Noch heute erinnern sich die beiden an die Zeiten auf dem Land, als es selbstverständlich war, dass Lehrer zu Fuß vier Kilometer zwischen zwei Schulen zurücklegen, selbst die Glocken läuten oder alle acht Klassen in einem Raum unterrichten.

Als Herbert Gravenstein 1971 eine Stelle als Schulrat in Waldhut oder Villingen angeboten bekam, traf seine Frau die Entscheidung, die beide nie bereut haben. Die Zähringerstadt kannte sie von der Fasnet, die sie mit ihren Eltern immer von Freiburg aus besucht hatte. So zog die Familie mit Tochter Susanne und Sohn Ralph nach Klengen. Während er beim Schulamt Karriere machte und dessen Direktor wurde, war sie an Grund- und Hauptschule in Klengen und mit dem Umzug nach Pfaffenweiler im Jahr 1979 an ihrem Wohnort als Hauswirtschaftslehrerin tätig.

Der gemeinsame Beruf, in dem sie es beide auf 40 Jahre im Schuldienst brachten, habe die Ehe natürlich mit geprägt, aber Wert hätten seit der Hochzeit darauf gelegt, dienstlich nichts miteinander zu tun zu haben, betont Renate Gravenstein. Gerade nachdem ihr Mann in die Schulaufsicht gewechselt sei, seien diese Themen zu Hause immer tabu gewesen. Zumal es zu Hause eine Zeit zum Durchatmen und Abschalten brauchte, ergänzt ihr Mann. Und sie hätten genug zu tun gehabt, dass alles reibungslos läuft in der mit Tochter Isabelle inzwischen auf drei Kinder angewachsenen Familie. "Zum Glück haben wir beide ein gutes Organisationstalent, sonst wäre das nicht gegangenen", schätzt Renate Gravenstein. Froh ist sie, dass sie keine Katastrophen in der Familie erleiden musste, zu der inzwischen vier Enkelkinder zählen, und in Villingen-Schwenningen wie in Pfaffenweiler Heimat und Freunde gefunden haben.

Nicht nur beruflich hatten die beiden schnell Fuß gefasst. Das Ehepaar ist seit Jahrzehnten fest in der SPD verwurzelt. Seit 1989 bis im Sommer saß die 76-Jährige für die Sozialdemokraten im Gemeinderat, war 30 Jahre lang im Ortschaftsrat Pfaffenweiler und bringt sich bis heute über die Parteigrenzen hinweg in der Stadt ein, ob für die Patenschaft mit der Panzerpionierkompanie 550, die Bürgerstiftung oder den von ihr gegründeten Freundeskreis La Valette. Zuletzt übernahm sie im Juli das Amt der städtischen Beauftragten für Menschen mit Behinderung.

Auch Herbert Gravenstein war im Ruhestand noch lange aktiv, genoss es, freiberuflich für die Zeitung zu arbeiten, gerade Gerichtsberichte hatten es ihm angetan – und schulische Themen. Denn sein Beruf war seine Leidenschaft. "Meine Klassenkameraden haben alle gelacht, als sie erfahren haben, dass ich Lehrer geworden bin", erzählt er mit einem Schmunzeln. Sei er doch selbst nicht der Beste in der Schule gewesen und habe gerne Blödsinn gemacht, gesteht er. So habe er aber immer Verständnis für die jungen Leute gehabt, deren Förderung ihm am Herzen gelegen sei. Als Geschenk empfinde er es, wenn ehemalige Schüler auf ihn zukommen und im Gespräch etwas von dem zurückgeben.

Ab und zu geht der 92-Jährige noch unter die Leute. Sonntags stehen Ausflüge in die Umgebung auf dem Programm. Sonst sind beide viel zu Hause. Und lachen gerne miteinander, erklärt Herbert Gravenstein. Eine schüchterne Junglehrerin sei da einst vor ihm gestanden, zieht er seine Frau auf. Das Hinstehen habe sie schnell gelernt, nicht nur in der Schule, kontert Renate Gravenstein. Dass sich ihre Wege vor mehr als 50 Jahren in der kleinen Dorfschule gekreuzt haben, ist für beide bis heute ein Glücksfall.