Manfred Merz, der 2015 starb, setzte mit seiner Schnitzkunst Maßstäbe. Archiv-Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Scheme-Obed befasst sich außerdem mit Karl Durler, Dieter Schesnowski und Erhard Fleig

Beim Scheme-Obed im Münsterzentrum würdigten die zahlreichen Teilnehmer insbesondere das Lebenswerk des Schemen-Schnitzers Manfred Merz.

VS-Villingen. Der Scheme-Obed der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet (AVF) sorgte für einen vollen Gemeindesaal. Schon kurz nach 19 Uhr waren nahezu alle 200 Sitzplätze belegt. Manfred Hermle hieß die Teilnehmer mit einem Juchzger willkommen und begrüßte neben allen anwesenden Schnitzern, Fass- und Häsmolern auch die Witwe des 2015 verstorbenen Bildhauers Manfred Merz.

Anschließend entführte Karl Hoch die Gäste ins Villingen des 19. Jahrhunderts und erzählte interessante lokale Gegebenheiten aus dieser Zeit, in Villingen Rabbedizle genannt. Den Hauptteil des Abends übernahm Jürgen Fauth, der mit einem informativen Vortrag das Lebenswerk des Villinger Schemen-Schnitzers Manfred Merz würdigte. Merz begann als junger Mann nach dem Krieg mit dem Schemen schnitzen. Er verkaufte die Schemen anfangs in den Läden Villingens, auch ging er persönlich in Wirtschaften und Gaststätten und pries sie dort an.

"De Merze-Manne", wie er im Volksmund gerufen wurde, habe mit seiner Schnitzkunst Maßstäbe in der Villinger Maskenwelt gesetzt, hob Jürgen Fauth hervor. "Seine Masken erreichten ein künstlerisches Niveau, das nah an den historischen Vorbildern wie den bekannten Ölmüller reichte", zeigt er auf.

Zahlreiche Merz-Schemen wie Surhebel, Glatte und Morbili wurden auf den Schautafeln chronologisch angeordnet und konnten von den Zuhörern bestaunt und begutachtet werden. Doch Merz beschränkte sich mit seiner Arbeit nicht nur rein auf Villingen. So konnten an diesem Abend Merz-Schemen unter anderem aus Donaueschingen, Triberg und sogar aus Herbertingen bestaunt werden. Alwin Blersch, der extra zwei Masken des "Herbertinger Weckazwingers" dabei hatte, erläuterte den historischen Hintergrund dieser eindrucksvollen Charakterscheme. Das geschulte Auge einzelner Maskenkenner ließ die Ähnlichkeit des "Weckazwingers" mit Villinger Surhebelschemen aus der Werkstatt von Manfred Merz deutlich erkennen.

Im Weiteren würdigte Karl Hoch die Arbeiten von Karl Durler, dem kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verstorbenen, eher unbekannten Villinger Schnitzers. Von ihm wurden acht Schemen gezeigt, was insofern erstaunenswert war, da Durler in seinem Leben genau diese acht geschnitzt hat. Anhand eines Fotos von 1949 konnte Karl Hoch eine Glatte Durlers und das einzige Durler-Morbili identifizieren und sorgte hiermit für eine Überraschung des Abends.

Weiterhin würdigte Hoch den Hobby-Schnitzer Dieter Schesnowski. Schesnowski, dessen Vater aus Tilsit stammt, wuchs im Riet auf und wurde dort mit dem Fasnetvirus infiziert. Weil er selbst kein Geld für eine Narroscheme hatte, begann er als Autodidakt, Schemen zu schnitzen: erst eine Maske für sich sowie weitere für Freunde. Zahlreiche Schemen aus seiner Hand konnten an diesem Abend gezeigt wurden. Schesnowski, der seit längerer Zeit mit seiner Familie in Lörrach wohnt, war extra zum Scheme-Obed nach Villingen gereist.

Das Leben des 1921 geborenen Villinger Originals Erhard Fleig, genannt "Schemme", ließ Harald Schmidt in einem sehr emotional geführten Vortrag aufleben. "Schemme", diesen Übernamen verlieh man ihm wegen seines markanten Gesichtsausdruckes, war ein Lebenskünstler, der selten einer geregelten Arbeit nachging. Sein bescheidenes Einkommen verdiente er sich als Straßenmusiker und Hobbykomponist. Als Vertoner von Versen des bekannten Villinger Dichters Hans Hauser machte er sich im Städtle einen Namen.

Die Besucher des Scheme-Obed erfuhren, dass Erhard Fleig die bekannten Fasnetlieder "Glonki-Schunkelwalzer" und "s‘ Rietvogl-Lied" komponierte. "Schemme", dessen bester Freund der "Eiermaa" Richard Säger war, verstarb, einsam und fast vergessen 1989.

Die Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet trifft sich regelmäßig jeden ersten Freitag im Monat im Gasthaus Sudhaus zum Stammtisch.

Weitere Informationen: www.narro.de