Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Tim Aßmann holt sich deutschen Vizetitel über Mitteldistanz / die Weltmeisterschaft im Blick

Er läuft die 800 Meter seit noch nicht einmal zwei Jahren. Trotzdem ist Tim Aßmann aus Villingen gerade Zweiter der deutschen U-18-Meisterschaften geworden. Und er hat noch sehr viel mehr vor.

VS-Villingen. Seine Erfolgsserie ist zwar kurz, aber knackig: 2016 wurde er über die Mitteldistanz auf Anhieb Badischer Jugendmeister sowie Dritter bei den baden-württembergischen und gleich auch bei den süddeutschen Meisterschaften. In diesem Jahr holte er sich sowohl in der Halle als auch im Freiluftstadion alle Titel und setzte Anfang August in Ulm mit dem Deutschen Vizetitel den derzeitigen Höhepunkt.

"Ich habe nie keine Lust zum Training"

Tim Aßmann weiß, was er will. "Ich habe nie keine Lust zum Training", sagt der 17-Jährige, der am Romäusring-Gymnasium 2019 sein Abitur machen wird. In Baden-Baden geboren, bekam Tim Aßmann das Lauftalent von seinem Vater, einem 400-Meter-Läufer, in die Wiege gelegt. Seit er zwei Jahre alt ist, lebt er mit seinen Eltern und drei jüngeren Geschwistern in Villingen-Schwenningen. Als Grundschüler besuchte er die Erbsenlachenschule. Mit acht Jahren schnupperte er beim Turnverein Villingen (TVV) schon einmal in die Leichtathletik, erwies sich damals bereits als überdurchschnittlich großes Lauftalent, fand Fußball aber spannender. Bis zur C-Jugend spielte er beim FC 08, wechselte dann zur DJK, für die er bis heute noch manchmal auf dem Platz steht.

Die Leichtathletik und vor allem das Laufen kehrten bei einer schulischen Teilnahme bei "Jugend trainiert für Olympia" in sein Leben zurück. Der "Kasper" Tim lief beim Training sogar rückwärts allen davon. Sein Lehrer Tobias Hummler forderte ihn heraus. "Er wollte sehen, ob ich wirklich so gut bin wie meine Klappe groß ist", erinnert sich Tim grinsend. Bei einem erneuten Lauftest spurtete er, diesmal konzentriert, gleich 15 Sekunden schneller als zuvor. Hummler überredete seinen Schüler, sich im TVV der Trainingsgruppe von Gert Heinrich anzuschließen. Das war im November 2015. Seither habe er sich in jedem Training gesteigert, sagt Tim Aßmann. Seine Bestzeit liegt bei 1:53,73 Minuten. Nur zum Vergleich: der Weltrekord wird mit 1:40,91 gehalten. Tim großes Vorbild ist der deutsche 1500-Meter-Läufer Timo Benitz, weil er, "genau wie ich, einen langen Endspurt läuft". Was Tim im Donaustadion in Ulm bewies: Nach der ersten von zwei Runden lag er noch an letzter Stelle.

Freizeit verbringt Schüler auf dem Skaterplatz

Das Talent trainiert vier bis fünf Mal pro Woche, jeweils bis zu zwei Stunden lang. Meistens zusammen mit seinem Trainer und den anderen, manchmal auch alleine. "Geschummelt wird da nicht", sagt Tim, der seine Trainingszeiten dann selbst misst und seinem Trainer zur Kontrolle mailt. "Er hat keine Schwächen und trainiert immer konzentriert", ist Gert Heinrich von seinem Schützling begeistert. Auch er traut dem Gymnasiasten noch viel zu. Aber er will ihn nicht "verheizen" und die Entwicklung sachte angehen. Drei Sekunden schneller, das sei das nächste Zwischenziel, sagt Heinrich. Dann könnte in zwei Jahren bei der U-20 der deutsche Meistertitel möglich sein. Tim selbst liebäugelt dagegen schon mit einer Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft in vier Jahren.

Die Trainingsmöglichkeiten sieht er beim TVV für gegeben. Und seine eigenen Voraussetzungen auch: Er habe einfach Spaß an der Bewegung und könne sich jeden Tag neu dazu motivieren. "Wenn ich dann im Flow bin, kann ich das Beste aus mir herausholen", sagt er. Besonders gut findet er, dass er, seit er Leistungssport betreibt, auch in der Schule besser geworden sei. Neben Sport ist Physik sein Lieblingsfach. Nach dem Abi will er am liebsten ein Jahr nach Amerika, seinen Sport dort aber weiter betreiben.

In der Freizeit, die neben dem Training bleibt, ist Tim meistens auf dem Skaterplatz beim Hubenlochstadion anzutreffen. Das Tricksen auf dem Stunt-Scooter nimmt sein Trainer aufgrund der Verletzungsgefahr zwar nur stirnrunzelnd zur Kenntnis, doch Tim kann davon nicht lassen. Doch jetzt ist erst mal Urlaub angesagt. Auch die Hallensaison wird der 17-Jährige auslassen, um sich auf die Saison 2018 optimal vorzubereiten. Bei den nächsten deutschen Jugendmeisterschaften ganz vorne mitzumischen werde schwer, sagt er. "Dann gehöre ich dem jüngeren von zwei Jahrgängen an". 2019 will Tim Aßmann aber angreifen.