Foto: Bartler-Team

Kulturamtsleiter Dobmeier ist nicht zufrieden. Nach dem Event beginnt nun das Wundenlecken. Mit Video

VS-Schwenningen - Irgendwie hatte man es geahnt, dass die Kulturnacht ein bisschen anders ablaufen werde als gewohnt. Im Vorfeld Diskussionen um das Sicherheitskonzept und die Übertragung des Viertelfinal-Klassikers, dann die niedrigen Temperaturen: Das Sommerhighlight lockte nur 10 000 Besucher nach Schwenningen.

"Zufrieden können wir gewiss nicht sein", gab sich Kulturamtsleiter am Schluss selbstkritisch. Hatte das Sicherheitskonzept, das unter anderem durch deutlich sichtbar angebrachte "Exit"-Schilder oder Absperrzäune vor den Bühnen stets präsent war, zwar gegriffen, wurde die Kulturnacht nach Ende des Fußballspiels aber durch kleinere Schlägereien zwischen betrunkenen Jugendlichen gestört. Er müsse mittlerweile zugeben, dass er nicht davon ausgegangen sei, dass das Spiel solch eine Wirkung entfalten werde, meinte Dobmeier zudem.

Trotzdem: Rückblickend würde er wahrscheinlich wieder so entscheiden. "Mit einem großen Public Viewing hätten wir die Kulturnacht kaputtgemacht." Die einzige Alternative wäre gewesen, sie ausfallen zu lassen und nur alle zwei Jahre anzubieten. "Es ist einfach schade und Pech, dass die Kulturnacht und das Fußballspiel heute aufeinander treffen", sagte Monika Dumpfer aus Brigachtal. Und sie sprach wohl für fast jeden Kulturfan, der sich das facettenreiche Programm trotz des Spiels – in mehreren Kneipen und Bars wurde es übertragen – nicht entgehen lassen wollte. Ja, so "gemeinsam bunt", wie sie OB Rupert Kubon getreu dem diesjährigen Motto in seiner Eröffnungsrede charakterisierte, waren sowohl die Besucher als auch die 1000 Akteure, die zwischen 18 und 2 Uhr rund um die Innenstadt versuchten, ein friedliches Fest zu feiern.

Gelegenheit zumindest gab es genug, bereits der Auftakt auf der Hauptbühne auf dem Muslenplatz mit den Sazerarc Swingers, einer sechsköpfigen Jazz-Kombo aus Gütersloh, machte Lust auf mehr. Lässig und beswingt, genau das Richtige zum Einstieg eines kulturreichen Abends, nahm die Gruppe ihre Fans mit in die Welt des New Orleans-Jazz.

Dass zu Beginn der Muslenplatz eher mau gefüllt war, ist nicht ungewöhnlich. Doch während es im vergangenen Jahr wenige Stunden später die Muslen hoch und runter kaum mehr ein Durchkommen gab, blieb die Besucherschar dieses Mal übersichtlich.

Ein Verlustgeschäft

Goldregen – das war eine von mehreren Nachwuchsbands, die auf der neu errichteten Bühne auf dem kleinen Muslenplatz auf sich aufmerksam machten. Und das funktionierte schon mal ganz gut, hatten die Band doch sowohl eigene Songs als gecoverte Pop-Versionen im Gepäck. Umrahmt von vielen Kulturvereinen, die mit kulinarischen und tänzerischen Beiträgen an ihre Stände einluden, entpuppte sich der Marktplatz als Bühne für die kleinsten Teilnehmer, die mit Chorprojekt oder Kinder- und Jugendzirkus ihre jungen Talente zeigten.

Saxophon- und Posaunenchor-Klänge rund um die Stadtkirche, Führungen durch die Sammler-Glück-Ausstellung in der Städtischen Galerie oder ein Best Of des Schwenninger Kurzfilmfestivals im Innenhof der Karlschule: Geboten wurde so einiges, und auch wenn an den kleineren Veranstaltungsorten die Menschen vielzählig zusammenkamen, mussten alle irgendwann erkennen, dass die diesjährige Kulturnacht nur halb so gut besucht war wie im vergangenen Jahr. Besonders der lauschige Mauthepark, der mit Trommel- oder Bläserbeiträgen anlocken sollte, blieb enttäuschend leer.

Auch für die bewirtenden Vereine, vom Lionsclub bis hin zum Türkischen Elternverein, bedeutete der Abend einen großen Umsatzverlust. Entgehen lassen wollten sich aber viele die bekannten Songs vom Hauptact, des legendären Electric Light Orchestras, das vom ehemaligen Sänger der zweiten Besetzung gemeinsam mit dem Berlin String Ensemble interpretiert wurde, dann doch nicht: Nicht zuletzt das bekannte "Roll over Beethoven", das in die ersten Funken des letztendlich gut besuchten Mitternachts-Feuerwerks überging, lud manch ein Pärchen zu einem kleinen Tänzchen vor der Muslen-Bühne ein.