Ulrich Grosse (von links), Sven Hinterseh und Barbara Kollmeier stellen den Nahverkehrsplan vor. Foto: Schück

Neues Werk löst Standard von 1999 ab. Veranstaltungen sollen Bürger informieren. Beteiligung erwünscht.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Der neue Rahmenplan für den Nahverkehr im Kreis soll erhebliche Verbesserungen der Quantität und Qualität bringen. Das 161 Seiten starke Heft wird ab sofort in sechs Infoveranstaltungen der Bevölkerung vorgelegt.

Den Auftakt zu der Infoveranstaltungsreihe macht am Montag, 22. Mai der Kreis-Teilraum mit Dauchingen, Niedereschach, Königsfeld und Mönchweiler um 18 Uhr im Haus des Gastes in Königsfeld. "Es ist ein Rahmenplan, kein Fahrplan", stellt Nahverkehrsberater Ulrich Grosse klar. Die Anregungen und Einwände der Bürger werden ernst genommen und geprüft.

37 Prozent mehr Berufspendler seit 1999

Gegenüber dem bisher geltenden Nahverkehsplan, der aus dem Jahr 1999 stammt, bringt das jetzige Werk einige wesentliche Veränderungen: Beispielsweise ist der neue Nahverkehrsplan nicht nur auf den Schülerverkehr abgestimmt. "Seit damals hat der Anteil der Berufspendler um 37 Prozent zugenommen", erklärt Landrat Sven Hinterseh. "Das Rückgrat des Nahverkehrs ist zwar nach wie vor der Schülerverkehr. Aber während früher Schüler eingesammelt und punktgenau zur Schule gebracht wurden, so könnte es jetzt in Einzelfällen so sein, dass die Schüler ein paar Minuten länger warten müssen".

Ein Schwerpunkt des neuen Plans liegt auf quantitativen Verbesserungen. Das Netz besteht aus 70 Linien. Der Bus soll täglich oder zumindest werktäglich fahren, der verlässliche Taktverkehr überall sehr viel stärker und auf Ringzug und Schwarzwaldbahn ausgerichtet werden. Das Gebiet wurde in Hauptachsen und Nebenachsen unterteilt. Auf den Hauptachsen ist Stundentakt angesagt. Bei den Nebenachsen gebe es, so Grosse, eine Reihe von Verkehren, "wo es keinen Sinn macht, jede Stunde zu fahren". Die Buslinien sollen übrigens künftig wie Straßenbahnlinien verkehren, bislang waren zum Teil unterschiedliche Haltestellen angefahren worden.

Im Stadtverkehr sei hingegen 30-Minuten-Takt durchaus angesagt. Man will verstärkt Rufbusse einsetzen, die ab 1. August keinen Zuschlag mehr kosten werden. "Die Takte werden auch zu qualitativen Veränderungen führen", erklärte Grosse. Ungefähr eine Million Kilometer mehr werden gefahren. Und es kostet mehr Geld. Zirka zwei bis zweieinhalb Million Euro mehr, wie die Hochrechnung ergab. Eine Zusammenarbeit mit den Nahverkehrsplanern der Nachbarkreise Rottweil, Breisgau-Hochschwarzwald und Waldshut ist bei grenzüberschreitenden Buslinien selbstverständlich. Mit Landesförderung (50 Prozent des Abmangels werden übernommen) könnten Regio-Busse eingerichtet werden: "Donaueschingen-Blumberg und Villingen-Furtwangen stehen im Raum", berichtete Ulrich Grosse, dem für den Nahverkehrsplan vom Landrat und Rechtsdezernentin Barbara Kollmeier großes Lob zuteil wurde.

Der Zeitplan sieht eine Realisierung in den einzelnen Teilstrecken in Etappen vor. Unternehmen, Städte und Gemeinden sowie VSB können jetzt Anträge stellen. Die Rückmeldung der Bürger wird bis 17. Juli erwartet. Im Herbst soll der Nahverkehrsplan dann verabschiedet werden. "Wir schauen mal, wie die Resonanz ist", erklärte Landrat Hinterseh. Im Herbst werde je nachdem vielleicht eine Ergebniskonferenz stattfinden. "Wir werden uns mit allen auseinandersetzen, aber es wird nicht jeder eine Antwort bekommen", erklärte Barbara Kollmeier. Die Rechtsdezernentin wies darauf hin, dass der ÖPNV im Jahr 2022 barrierefrei sein müsse. "Zielsetzung ist, dass an jedem Ort eine Haltestelle barrierefrei ist". Als optimal bezeichnete Ulrich Grosse die Haltestelle Bad Dürrheim Busbahnhof. Auf Qualität wird bei den Fahrzeugen geachtet: die Busse sollen nicht älter als acht Jahre sein und Corporate Design sei auch sehr wichtig. Ziel sei langfristig, so Landrat Hinterseh, den ÖPNV mit dem Individualverkehr zu kombinieren. So soll der Gast eines Tages mit der Breisgau-S-Bahn zu einem der "Mobilitätspunkte" (den Bahnhöfen) reisen, sein Handy aufladen, W-Lan nutzen, mit dem E-Car in den Schwarzwald-fahren und dann auf dem gleichen Weg zurückkehren können.

Weitere Informationen:

Auf der Homepage des Landratsamtes kann der gesamte Nahverkehrsplan heruntergeladen werden: www.lrasbk.de.

Am Dienstag, 30. Mai informieren der Verkehrsplaner und der Landkreis, um 19 Uhr über den Planentwurf für Villingen-Schwenningen mit Ortsteilen im Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis in VS-Villingen. Für Blumberg, Bräunlingen, Donaueschingen und Hüfingen findet die Infoveranstaltung am Mittwoch, 31. Mai, um 18 Uhr in der Stadthalle Bräunlingen statt. Am Donnerstag, 1. Juni können sich die Bürgerinnen und Bürger von Furtwangen, Gütenbach, St. Georgen, Schönwald, Schonach, Triberg, Unterkirnach und Vöhrenbach um 18 Uhr in der Stadthalle in St. Georgen zum Entwurf des Nahverkehrsplans informieren. Die Inforeihe endet am Freitag, 30. Juni, um 18 Uhr mit einer Veranstaltung für die Gemeinden Bad Dürrheim, Brigachtal und Tuningen im Teinosaal in Tuningen. Zudem können Interessierte den Entwurf des Nahverkehrsplans 2017 auf der Homepage unter www.schwarzwald-baar-kreis.de finden. Anregungen, Hinweise und Änderungswünsche können per Mail an: nahverkehrsplan@Lrasbk.de der per Post an Landratsamt, Straßenverkehrsamt, Am Hoptbühl 2, 78048 VS-Villingen bis zum 17. Juli gesandt werden. Die Anregungen werden gesammelt und und fachlich ausgewertet.