Rund 80 Menschen zeigten bei einer Info-Veranstaltung des Landratsamtes Interesse am Schicksal der Flüchtlinge. Rechts Albrecht Benzing, Sprecher des Arbeitskreises "Asyl" in Schwenningen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Derzeit rund 600 Asylbewerber / Sechs Unterkünfte bereits belegt / 1500 weitere Plätzen 2015 benötigt

Von Birgit Heinig

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Das Thema beschäftigt uns und wird das auch noch eine Weile tun" – Landrat Sven Hinterseh begrüßte im großen Sitzungssaal des Landratsamtes rund 80 Menschen, die sich für den Umgang mit dem Flüchtlingsstrom interessieren.

Am Ende stand die Erkenntnis: "Wir brauchen einen Kümmerer". Um die Vielzahl an parat stehendem ehrenamtlichen Engagement in fast allen Gemeinden zu koordinieren und die Helfer mit einem Grundwissen der rechtlichen Gegebenheiten auszustatten, müsse ein Koordinator her, schloss Hinterseh nach zwei Stunden Information und Diskussion.

Zu Beginn machte der Landrat deutlich, dass die derzeit rund 600 Asylbewerber weit weniger seien als die Zuwanderer, die Anfang der 1990er-Jahre kamen. Gleichwohl steige die Zahl der Flüchtlinge seit drei Jahren wieder kontinuierlich. 2,085 Prozent der bis Jahresende bundesweit erwarteten 200 000 Flüchtlinge muss der Schwarzwald-Baar-Kreis aufnehmen, das sind derzeit 60 bis 80 Menschen pro Monat. Sechs Unterkünfte im Oberzentrum sowie in Donaueschingen, St. Georgen und Maria Tann (Unterkirnach) sind bereits belegt. Für 2015 rechnet Sozialamtsleiter Hauser mit weiteren 1500 benötigten Plätzen.

"Wir müssen daher dringend weitere Unterkünfte finden, sonst drohen Turnhallenunterbringungen – und das wollen wir auf keinen Fall", so Hauser. Er machte keinen Hehl daraus, dass die 13 260 Euro vom Land pro Flüchtling und für 18 Monate die Kosten nicht decken. Zudem wurde im neuen Flüchtlingsaufnahmegesetz die Wohn- und Schlaffläche pro Person von vier auf sieben Quadratmeter erhöht.

Überwältigt sei man angesichts der großen Bereitschaft der Bevölkerung, den Menschen zu helfen. Elisabeth Renkert ist eine von fünf im Auftrag des Landkreises handelnden hauptamtlichen Betreuern des DRK-Kreisverbandes. Zusammen mit Antonia Musacchio-Torzilli stellte sie die bereits existierenden und als "vorbildlich" eingestuften Hilfsangebote in der St. Georgener "Wirkstatt" vor. Dazu gehören Sprachförderung, Freizeitgestaltung und die Möglichkeit gemeinnütziger Arbeit. "Die Flüchtlinge wollen etwas zurückgeben", weiß Antonia Musacchio-Torzilli. Nach längstens 24 Monaten müssen die Asylbewerber die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen und werden der "Anschlussunterbringung" zugeführt. Dazu werden sie gemäß Einwohnerschlüssel auf alle Gemeinden verteilt mit dem Ziel, sie auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt unterzubringen. Auch keine leichte Aufgabe.