Liedersänger und Frontmann Nils Koppruch trat mit seiner Band "Der Wald" beim 23. Innenhof-Festival in Villingen auf. Foto: fn Foto: Schwarzwälder-Bote

Unpolitisch und geradeaus: Liedersänger Nils Koppruch beim Innenhof-Festival

VS-Villingen (fn). Das Verb "quaken" reimt sich im unreinen Reim auf "fragen", und "Leben" auf "gewesen". Und dann klingt es so: "Solange es im Wasser quakt, sind die Frösche noch am Leben. Und wenn einer fragt: Ja, ich bin mit dabei gewesen!"

Was soll man sagen? Besonders originell ist dieser Text vielleicht nicht. Und doch ist die Minimal-Poesie des Nils Koppruch ganz anders als das, was man sonst vom deutschen Schlagermarkt so kennt. Ohren auf! Nils Koppruch ist in der gesamten Republik nicht nur als Musiker bekannt geworden (Gitarre, Banjo, Mundharmonika), sondern auch als ein Schlager-Liedersänger der neuen Art und darüber hinaus als sehr erfolgreicher Maler (Stil: "Cheap-Art") und Galerist.

Manch einer kennt den Allround-Künstler vielleicht auch aus einem preisgekrönten Film oder durch sein Mitwirken bei der Band "Fehlfarben". Kurz und gut: Dieser Mann ist schon längst kein Geheimtipp mehr, beileibe kein Nobody, und doch war sein Konzert im Villinger Innenhof mit der neuen Band, dem "Fink"-Nachfolger namens "der Wald", am Donnerstagabend nur mäßig besucht. Um die Wahrheit zu sagen: So richtig rund verlief der Koppruch-Auftritt ja auch nicht. Kleine Patzer hier, etwas zu lange Pausen mit gequältem Lächeln dort und im Finale, nach eineinhalb Stunden Musik, leicht sprödes Abwinken. Und dennoch war und ist da was, was man bisher so noch nie gehört hat: Es ist die unzeitgemäße, völlig unprätentiöse Poesie dieses Künstlers, die den Ton trifft. Dabei geht es in allen Liedern, die konsequent auf deutsch vorgetragen werden und ohne Fremdwörter oder moderne Anglizismen auskommen, eher gemächlich zu, andante, fast romantisch, nie überladen, gelassen, kurz und bündig. Auch Ironie, gar Kitsch, Zynismen oder verwickelte Metaphern spielen keine Rolle. Wie es gesagt oder gesungen wird, so ist es gemeint: geradeaus, im Reim, unpolitisch, etwas dylanesk, vielleicht so wie bei dem Klassiker "Boots of Spanish Leather", aber ohne eine Blaupause weder des großen Amerikaners noch eines Reinhard Mey oder Ulrich Roski zu sein.

"Komm küssen" ist der heimliche Hit von Koppruch. Man hört’s und spürt den nahezu pubertären Ernst, der dahinter steckt. Ähnlich ist es bei dem ebenfalls älteren Titel "Den Teufel will ich tun/ Doch ich hab nur dieses Lied". Es sind unverwechselbare Laid-Back-Schlager mit Tiefgang, ohne Tiefsinn. Man fühlt sich unmittelbar berührt, gerade, wenn man in den Texten der Sehnsucht und Verlorenheit der Anonymität des Alltags nachsinnt, den man selbst kennt. Zur Poesie kommt die Musik aus dem "Wald". Die Mischung macht’s. Schade für alle, die das versäumt haben.