Die Abrissbagger leisten ganze Arbeit: Mehr als ein Haufen Schutt ist von den meisten Gebäuden im Altbestand des Villinger Klinikums nicht mehr übrig. Foto: Spitz

Für viele wird Gerd sinnlos dem Erdboden gleich gemacht. Klinik-Sprecherin: Ausgaben umsichtig und langfristig geplant.

Villingen-Schwenningen - Ein Haufen Schutt, mehr ist von den meisten Gebäuden des alten Villinger Klinikums nicht mehr übrig. Aber für Kritiker ist es viel mehr als das: Bares Geld, das sinnlos dem Erdboden gleich gemacht wird. "Es wurde so viel in das Klinikum investiert, bis zuletzt, und jetzt wurde das Areal verramscht und alles abgerissen", sagt einer von ihnen am Baustellenzaun.

Viel Geld investiert, bis zuletzt, ist das korrekt? Für Kliniksprecherin Sandra Adams nicht. Ausführlich nimmt sie Stellung zu den Vorwürfen, dass hier Steuer-Millionen verschwendet würden. Nicht lange vor dem Bau des neuen Klinikums sei noch für rund zehn Millionen Euro umgebaut und in einen neuen OP investiert worden. Und nun werde alles dem Erdboden gleich gemacht und das Klinikum sei zum Spottpreis von 4,8 Millionen Euro verschleudert worden, so die kritischen Stimmen.

"Die Aufstockung mit dem OP-Bereich am Altstandort Villingen erfolgte bereits 1998, also 15 Jahre vor dem Umzug in den Neubau", rechtfertigt Adams diesen Schritt. Ein Blick in den Zeitplan zeige, dass der Kreistag des Schwarzwald-Baar-Kreis und der Gemeinderat Villingen-Schwenningen 2004 die Entscheidung zur Neu-Ordnung der Klinikstrukturen getroffen haben. "Seit 2004 war klar, dass ein Neubau entstehen wird", und dem entsprechend sei in den Folgejahren auch nicht mehr in die Altbauten investiert worden – sowohl in Villingen als auch in Schwenningen, so die Kliniksprecherin. Lediglich für Schönheitsreparaturen habe man noch Geld in die Hand genommen, oder eben für Instandhaltungsmaßnahmen, die erforderlich waren, um den Klinikbetrieb bis zum Umzug aufrechterhalten zu können.

Bei aller Konsequenz in diesem Handeln aber gab es eine Ausnahme: Umbaumaßnahmen auf der Onkologischen Station in Villingen. 2006 wurden auf dieser Station Zimmer auf den Zwei-Bett-Zimmer-Standard umgerüstet. Für Kritiker der Beweis, dass man es mit dem Einsatz der Steuergelder eben doch nicht so genau genommen habe.

Für deren Gegner aber ist es eine medizinisch folgerichtige Entscheidung, handele es sich doch gerade bei der Onkologie um einen hochsensiblen Bereich, in dem Fingerspitzengefühl gefragt sei und mancher Patient die Unterbringung in einem Mehrbettzimmer über zwei Patienten hinaus angesichts der ohnehin psychischen Belastung in dieser Ausnahmesituation als eine Zumutung empfinde.

Neuanschaffungen der medizinischen Ausstattung habe man "über Jahre hinweg" im Voraus genau im Hinblick auf den bevorstehenden Umzug kalkuliert, betont Adams. So sei es kein Zufall gewesen, dass das Klinikum im Neubau mit einigen neuen hochmodernen Großgeräten wie MRTs und CT starten konnte, "das war von langer Hand geplant". Zudem habe man alles an Ausstattung, das noch sinnvoll zu verwenden gewesen sei, selbstverständlich aus den Altbauten in den Neubau mitgenommen.

Dass man gerade deshalb bezüglich der Altbauten in der Doppelstadt und dem gesonderten Standort in Donaueschingen in den vergangenen Jahren quasi mit zweierlei Maß gemessen habe, beweisen die Investitionen in Donaueschingen. In den Nachfusionsjahren 2004 und 2005 floss in den dortigen OP-Bereich reichlich Geld. 2011 und 2012 wurde das Gebäude dort aufgestockt, auf das Flachdach sattelte man einen Anbau mit zusätzlicher Station, die 24 Betten und Nebenräume beinhaltet, wo seit dem Umzug aus St. Georgen die Klinik für Psychotherapeutische Medizin untergebracht ist.

Info: Der Plan

Die Abrissarbeiten auf dem zehn Hektar großen Areal des Klinikums in Villingen laufen auf Hochtouren. Die Firma Top-Bau will dort den Friedrichspark erstellen, eine Ansammlung von Eigentumswohnungen, Reihen- und Doppelhäusern sowie Grundstücken für Einfamilienhäuser.

Die Namensgebung des Projekts geht auf das erste Villinger Krankenhaus zurück, das nach Großherzog Friedrich I. benannt war. Der Patriarch und Landesvater, den die liberalen Zeitungen damals als "Genius der Liberalität" feierten, taucht in der Geschichte Villingens immer wieder auf. Erst 1936 wurde das Krankenhaus in "Städtisches Klinikum Villingen-Schwenningen" umgetauft.