Pfarrerin Märit Kaasch und Pastoralreferent Uli Viereck mit den sechs chinesischen HFU-Studenten während ihrer ökumenischen Kirchentour durch Schwenningen. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Pastoralreferent Uli Viereck und Pfarrerin Märit Kaasch betreuen in der Hochschulseelsorge VS vor allem ausländische Studenten

Von Mareike Bloss und Alicja Bienger

Schwarzwald- Baar-Kreis. Semesterbeginn an der Uni: gerade für ausländische Studenten eine völlig neue Situation. Mit "Kirche-at-campus" bietet die Hochschulseelsorge VS eine sinnvolle Möglichkeit, ihnen den Start in den Studienalltag zu erleichtern.

Erwartungsvoll, aber auch ein bisschen scheu stehen sie da, die sechs chinesischen Austauschstudenten, die neu an der HFU sind und die heute an der ökumenischen Kirchentour der Hochschulseelsorge teilnehmen und freundlich von Pfarrerin Märit Kaasch und Pastoralreferent Uli Viereck vor der Uni begrüßt werden.

"Auf Englisch also. Und eher eine allgemeine Einführung ins Christentum, keine Details zur Ökumene", tauscht sich Viereck kurz mit seiner evangelischen Kollegin aus, bevor beide die Tour rund um die Schwenninger Kirchen starten. Sie gilt als Auftakt eines vielfältigen Programms, das Kaasch und Viereck im Rahmen von "Kirche-at-campus" für das kommende Semester für die zumeist ausländischen Studierenden auf die Beine gestellt haben. "Bei den Veranstaltungen ist es jedes Mal eine neue Herausforderung für uns, auf die jeweiligen Bedürfnisse und Kenntnisse unserer Teilnehmer einzugehen. Wir wissen nie genau, wer oder was uns erwartet. Aber das ist es gerade, was unsere Tätigkeit hier so spannend macht", sagt Viereck.

Erste Station der heutigen Erkundungstour ist die katholische Franziskuskirche nahe der HFU, die auch sonst regelmäßig Anlaufstelle für Studierende ist. Der Pastoralreferent erklärt, die Studenten lauschen gespannt. Sie sehen wahrscheinlich zum ersten Mal eine europäische Kirche von innen. Priester, Orgel, Altar, Abendmahl – alles Begriffe, die kulturelles Neuland für sie sind. Hier und da tauchen Fragen in der Runde auf, etwa zum Baustil der Kirche, dann aber auch zum Zweiten Weltkrieg in Schwenningen. Warum sie heute hier sind? "Ich finde es interessant, zu sehen, wie Kirche in Deutschland funktioniert", sagt Youxin Wa, 33.

"Das ist ganz anders als in den Tempeln bei uns in China; ich denke, da gibt es viele Unterschiede." Sein Kommilitone, der 27-jährige Yechen Wang, ist offenkundig mit Begeisterung dabei, stellt immer wieder Fragen zur Stadt, zu den Kirchen und den einzelnen Veranstaltungen, die die Hochschulseelsorge in VS teils mitorganisiert. "Das Studium geht vor, aber wenn ich Zeit habe, werde ich sicher an dem einen oder anderen Event teilnehmen", sagt er auf Englisch, um sogleich hochinteressiert zu fragen, was es mit dem Wort "Erbaut" auf der Hinweistafel der Pauluskirche auf sich hat.

Die kulturellen Unterschiede sind offensichtlich – für das Team der Hochschulseelsorge jedoch kein Grund, den Teilnehmern Werte und Grundgedanken des Christentums vorzuenthalten: "Auch wenn vielen nicht-europäischen Studenten das Christentum fremd ist, ist es schön zu merken, dass sie ebenso an anderen Religionen und Kulturen großes Interesse zeigen und ihren Horizont erweitern wollen.

Für viele ist es eine ganz neue Erfahrung, dass hier ökumenisch gearbeitet wird", sagt Pfarrerin Kaasch und führt die Truppe weiter zur evangelischen Pauluskirche hinter dem Neckar, wo in zwei Wochen auch der Semestereröffnungsgottesdienst stattfinden wird. Auch diesmal sind die Augen der sechs chinesischen Austauschstudenten groß und voller Neugier, während Kaasch erzählt. Sie versucht, ihnen die Institution der Vesperkirche näher zu bringen, die Notbedürftigen helfe und alle sozialen Schichten vereine. Beim Begriff "Gemeinschaft" werden alle hellhörig – erkennen sie doch hier ihre eigene Situation wieder. "Gerade ausländische Studenten kommen oft mit Problemen, zum Beispiel finanziellen Sorgen, zu uns, die gleichzeitig eng mit seelischen Nöten verbunden sind. Die familiäre Atmosphäre, die auch in unseren Veranstaltungen spürbar ist, wird von allen sehr geschätzt und veranlasst viele zum Wiederkommen", erzählt die Pfarrerin am Ende der Kirchenführung. Vielleicht haben sie und Pastoralreferent Viereck heute auch die sechs chinesischen Studenten zum Wiederkommen animiert.

Weitere Informationen: www.kirche-at-campus.de

Die ökumenische Hochschulseelsorge in VS besteht in ihrer jetzigen Form seit 2008. Mit einem breiten Spektrum an Angeboten richtet sie sich sowohl an Studierende als auch an Lehrende. Regelmäßig stattfindende Taizé-Gebete, kreative Andachten, Qi- Gong-Kurse, Kochabende und Kirchentags-Fahrten sollen einladen, an der Hochschulgemeinschaft teilzunehmen.