Seit Jahren erobern kleine Narren beim Kinderumzug die Schwenninger Innenstadt. Immer mehr Gruppen beteiligen sich mit ihren originellen Kostümen an dem Spektakel. Fotos: Ziegel-Buben Foto: Schwarzwälder-Bote

Ziegel-Buben feiern / Einst 50 – jetzt 1000 Mitwirkende am Schmotzigen Donnerstag

Von Sabine Streck

VS-Schwenningen. Längst ist er aus dem närrischen Leben Schwenningens nicht mehr wegzudenken, der Kinderumzug. Dieses Jahr feiert er seinen 15. Geburtstag. Mehr als 1000 Kinder aus Schulen, Kindergärten und Institutionen werden an der Veranstaltung der Ziegel-Buben teilnehmen.

"Fast jeder Kindergarten Schwenningens ist dabei", freuen sich die beiden Organisatorinnen Susanne Piovano und die stellvertretende Vereinsvorsitzende Elke Kehder. Aber auch immer mehr Schulen und andere Gruppen wollen beim Kinderumzug mitmachen, der immer am Schmotzigen Donnerstag, 14 Uhr, seinen Weg durch die Innenstadt nimmt. Das liegt daran, dass die Kleinen den Kinderumzug aus ihrer Zeit im Kindergarten kennen und lieben gelernt haben. Die Organisation der Schülergruppen übernehmen großteils auch die Eltern, nicht die Schule.

Mehr und mehr greifen die Gruppen städtische Themen auf, die gerade unter den Nägeln brennen. Seien es die Baustellen in der Stadt oder die noch immer unterschiedlichen Vorwahlen von Villingen und Schwenningen.

Vor 15 Jahren sei es schlicht und einfach an der Zeit gewesen, auch einen Kinderumzug in Schwenningen auf die Beine zu stellen, meinte Susanne Piovano. Nicht als Konkurrenz zu Villingen, sondern als Bereicherung für die Schwenninger Fasnet. Die Ziegel-Buben haben sich dann ins Zeug gelegt und zunächst einen kleinen Umzug veranstaltet, der sich vom Salinencafé über die Rietenstraße bis zum Vereinsheim, der Ziegelei, in Bewegung gesetzt hatte. Rund 50 Teilnehmer, viele von befreundeten Vereinen, machten mit. Im zweiten Jahr waren dann schon die Sadtmusikjugend und einige Kindergärten dabei. Ab dem dritten Jahr war der Kinderumzug in der Innenstadt. Vom Hockenplatz bis zum Muslenplatz geht er auch heute noch. Der Narrenbaum steht seither mitten auf dem Hockenplatz und nicht mehr am Vereinsheim.

Jahr für Jahr kamen mehr Kinder dazu, die sich den Umzug nicht entgehen lassen wollen. Einzig mit den Musikkapellen hapert es noch ein wenig, weil die meisten an diesem Tag schon bei anderen Umzügen oder Veranstaltungen spielen.

Elke Kehder leistet zudem intensive Vorarbeit. Sie ist Wochen vor der Fastnacht in Kindergärten und Schulen unterwegs, um das Ziegel-Buben-Häs und die Schwenninger Fasnet zu erläutern. "So eine Häsvorstellung ist Integrationsarbeit", meint sie. Es ist auch immer wieder Internationalität beim Kinderumzug festzustellen, sowohl beim närrischen Publikum am Straßenrand als auch bei den jungen Teilnehmern.

Dass der Umzug Zukunft hat, davon gehen die Ziegel-Buben aus. Der erste Schritt für ein weiter reichendes Angebot sei der Kinderball, der im vergangenen Jahr erstmals nach dem Umzug im evangelischen Muslenzentrum stattgefunden hat, und den es auch dieses Jahr wieder geben wird.

Schon zur Tradition geworden ist die Versteigerung des Kindernarrenbaums auf dem Hockenplatz am Freitag nach Fastnacht. Der Erlös wird unter den anwesenden Gruppen, die am Umzug dabei waren, ausgelost. Wer das Geld gewonnen hat, bekommt von den Ziegel-Buben die Auflage, es innerhalb eines Jahres für eine vernünftige Investition auszugeben.

Weitere Informationen: Schmotziger Donnerstag: 13.30 Uhr Stellen des Kindernarrenbaums auf dem Hockenplatz, 14 Uhr Kinderumzug, 15 Uhr Kinderball im Muslenzentrum. 20. Februar: 18.11 Uhr Versteigerung des Narrenbaums.

VS-Schwenningen (st). In den ersten paar Jahren waren es noch die erwachsenen ZiegelBuben, die den Kinderumzugs-Button gestalteten. Jedes Jahr musste ein neues Motiv ausgedacht werden. Mittlerweile haben das die Kleinen übernommen.

Seit einigen Jahren wird unter den Ziegel-Buben-Kindern bereits im Oktober ein vereinsinterner Malwettbewerb veranstaltet, an dem Jungen und Mädchen bis zum Alter von zwölf Jahren teilnehmen dürfen. Dieses Jahr war das Motto "15 Jahre Kinderumzug". Die Narrenräte hatten die Qual der Wahl unter den vielen Buttonvorschlägen, die eingereicht wurden.

Sie entschieden sich schließlich für das Bild des zwölfjährigen Jonas Maier. Das Sieger-Motiv zeigt ein Kind, das einen Bollerwagen zieht, auf dem ein eingepacktes Geschenk liegt. Oben drauf steht eine große 15. Zwei weitere Kinder folgen dem Wagen.

Der Button kann vor dem Kinderumzug auf dem Hockenplatz für einen Euro erworben werden. Er trägt dazu bei, die Unkosten für den Kinderumzug abzudecken.

Bevor es mit dem Umzug losgeht, können die Kinder zuschauen, wie ab 13.30 Uhr der gut 16 Meter große Narrenbaum von den Baumstellern mit großer Kraftanstrengung in die Senkrechte gebracht wird.

Der wird am Vormittag des Schmotzigen Donnerstags im Wald gefällt und dort gleich entastet. Dann tritt er auf einem Traktor mit Hänger seine Reise auf den Hockenplatz an, wo seine Krone mit bunten Stoffbändern geschmückt wird.

Die Schwenninger Ziegel-Buben wurden im Herbst 1985 als Erinnerung an die einst in der Stadt ansässigen drei Ziegelwerke gegründet.

Der Verein erzählt seine Geschichte mit zwei Narrenkleidern. Vorbilder für die Figuren waren die Arbeiter der Ziegelwerke. Der Ziegel-Bube im roten Häs stellt einen abgeschafften und von der Ofenhitze gezeichneten Arbeiter dar, der Ziegler im schwarzen Häs einen alternden, erfahrenen und zynischen Vorarbeiter. Diese Eigenschaften bringen auch die geschnitzten Schemen zum Ausdruck. Die Ziegel-buben haben 430 Mitglieder, davon 120 Aktive.