Die Marbacher Talbachhexen mussten gestern erst mal nach der Pfeife von Ortsvorsteherein Diana Kern-Epple (linkes Bild, rechts) tanzen, um den Rathausschlüssel zu erhalten. In Tannheim wurde Schulleiter Elmar Dressler von den Osemalis abgeführt. In Weigheim nahmen viele junge und alte Narren am Kinderumzug teil. Fotos: Kaletta/Heinig/Zährl Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: In den Stadtbezirken übernehmen die Hästräger die Macht in Rathäusern, Schulen und Kindergärten

Ganz schön närrisch ging’s gestern in den Stadtbezirken zu.

Villingen-Schwenningen. Die Grundschüler an der Weilersbacher Schule am Glöckenberg können sich auf die Epfelschittler verlassen: Pünktlich wurden sie befreit – und es gab keine echte Gegenwehr. Vielmehr hatte das Kollegium eine große Party organisiert, im Vorfeld bereits eine Kostümprämierung vorgenommen und jegliche Unterrichtsbemühungen eingestellt. Die Kinder, viele von ihnen ohnehin bei den Epfelschittlern im Narrensamen engagiert, gingen begeistert mit. Was Zunftmeisterin Marion Bauer besonders freute: Die Kinder des Ortes sind sehr textsicher wenn es darum geht, den Epfelschittlermarsch gemeinsam zu intonieren.

Das gab’s in Marbach am Schmotzigen Dunnschtig auch noch nicht. Weder Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple noch der Zunftmeister der Talbachhexen Matthias Lachnit lieferten sich ein Wortgefecht, wer denn an den hohen Tagen das Sagen im Stadtbezirk hat. Der Machwechsel wurde einfach tänzerisch vollzogen. Eigentlich wollte die Hexenzunft gerade zum Sturm auf die Regierungsburg ansetzen, doch daraus wurde nichts, weil ihnen die Ortsregentin Diana zuvor kam. Sie trat gut gelaunt der Hexenbrut entgegen, um zu verkünden, dass sie die im vergangenen Jahr von der Zunft zur Aufgabe gemachte Tanzvorführung zusammen mit ihren Freundinnen erfüllen wird. Daran knüpfte sie aber gleich die Bedingung, dass die Hexen ihnen den Tanz nachmachen müssen. Keine Zweifel ließ die Rathauschefin darüber aufkommen, dass sich die Strohschuhträger den Erhalt des Rathausschlüssels glatt abschminken können, wenn sie nicht versuchen, eine Kopie des Tanzes zustande zu bringen. Aufgrund der für sie prekären Situation zeigten sich die Hexen plötzlich sehr lernfreudig. Die von der Ortsvorsteherin zusammengestellte und sich im Western-Outfit präsentierende Damenregie legte zur Countrymusik einen Line-Dance auf den Asphalt vor dem Verwaltungsgebäude hin. Auch wenn der nachfolgend Tanz der Maskenträger weniger grazil ausfiel, hatten sie doch die Bedingung erfüllt, um den Rathausschlüssel in Empfang zu nehmen und ihre närrische Regentschaft anzutreten. Im Ratssaal wurden die neuen Machthaber mit Brezeln, Berliner, Weißwürsten und allerlei Getränken bewirtet. So gestärkt steuerten sie den Kindergarten und die Schule an, um die Kinder zu befreien.

In Begleitung der Musikkapelle, angeführt von Zunftmeister Tobias Baumgärtner und seinem Vize Christian King zogen die Osemalis in Tannheim gestern Vormittag los, um dem Kindergarten und dem Rathaus einen Besuch abzustatten sowie die 46 Grundschüler vom Joch der Lehrerschaft zu befreien. Schulleiter Elmar Dressel und die Lehrerinnen Verena Kreidemeier, Jana Staufer und Janine Wehrle hatten keine Chance: Gnadenlos spürten die Waldgeister vom Osenberg sie auf und führten sie in ihrem Wagen ab. Bahn frei für die Schüler, die sich am Nachmittag zum Kinderumzug trafen. Die Erst- und Zweitklässler zogen dabei als Hühner und Bauern durch die Stankertstraße, die Schüler der dritten und vierten Klasse kamen als Indianer. Ihre "kunterbunte Welt" zeigten die Kindergartenkinder unter der Leitung von Uta Weinmann. Nach dem Umzug ging das närrische Treiben des Nachwuchses in der Festhalle weiter, wo die Osemalis mit ihrer Mini- und Tenie-Garde und die Schulklassen für ein buntes Bühnenprogramm sorgten.

Und plötzlich trieben sich einige Gayser gestern Morgen in der Schule in Obereschach herum. Kaum bemerkt durch Hausmeister, Lehrer und Schüler kamen sie ins Schulgebäude, um die Schüler von der Knechtschaft der Lehrer zu befreien. Mit ihrem lauten Ruf "Gayser-Knochen" stürmten sie die Klassenzimmer und nahmen an einem langen Seil sowohl die Schüler, als auch die Lehrer mit in die Festhalle, wo sie gemeinsam das Gayserlied sangen, schunkelten, eine Polonaise durch die Halle machten, eine Kostümprämierung vornahmen. Die Gayser wurden durch den Rektor noch zu einem Umtrunk ins Lehrerzimmer eingeladen, um anschließend in den Kindergarten zu gehen, und die dortigen Kinder zu befreien.

Da war der Jubel groß, als die Narren auch in Pfaffenweiler das Zepter in die Hand nahmen und endlich alle Schüler befreiten. Beim Umzug hatten die kleinen und großen Kinder gestern ihren tollen Auftritt. Mit phantasievollen Kostümen zogen die Kleinen aus Kindergarten und Schule durch den Ort. Freilich durften Musik und Wolfbach-Rollis nicht im Straßenbild fehlen. Teils starke Winböen konnten den Spaß bei herrlichem Sonnenschein auch nicht trüben. Wer ein rechter Pfaffenweiler ist, den haut so schnell nichts um. Wie hieß es gestern: "Wir bleiben standhaft."

In Weigheim fand gestern bei strahlendem Sonnenschein der Kinderumzug statt. Der Treffpunkt ist traditionsgemäß vor dem Haus der "Mutter aller Kinder". Auffällig war die gute Stimmung, die Fröhlichkeit der Teilnehmer. Zu den Prinzessinnen, Cowboys und Engel gesellte sich der Wiegemer Hansel, der klassische Weißnarr, und der Wiegemer Wolf. In Weigheim ist der alte Brauch lebendig, dass die Zuschauer, die Leit, den Kindern Süßigkeiten schenken, wenn diese laut genug Narri Narro und Blut Wolf rufen. Der Umzug zog deshalb mit einigen Unterbrechungen durch den Ort bis zum Schulhaus, dort endete er, und es gab Würste und Getränke.