Wie sehr sie die Kikripp schätzen und auch brauchen, um arbeiten gehen zu können, machten die Eltern in der Sitzung des Jugendhilfeauschusses deutlich. Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und ihren Kindern verfolgten sie die Diskussion über die bisherige Großtagespflegestelle. Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendhilfeausschuss: Verhandlungen stehen an / Lob für flexibles Betreuungsangebot

Von Martina Zieglwalner

Mit Transparenten machten sich Eltern mit ihren Kinder für ein tragfähiges Modell in Sachen Kikripp stark, auch der Jugendhilfeausschuss äußerte sich mehrheitlich begeistert über das Angebot der Großtagespflegestelle in der ehemaligen Villinger Saba-Villa. Strittig ist allerdings, um welchen Preis.

Villingen-Schwenningen. Die Fragen zur Höhe der Kostenbeteiligung und der Gleichbehandlung aller Kindergärten in Hand von freien Trägern waren es denn auch, die das Gremium umtrieben. Um finanziell über die Runden zu kommen, hatte der kaufmännische Geschäftsführer Marius Neininger den Antrag gestellt, die als GmbH privat betriebene Großtagespflegestelle in der Hermann-Schwer-Straße in eine Kindertagesein- richtung umzuwandeln und die momentan 48 Plätze für Jungen und Mädchen zwischen null und sechs Jahren in die Bedarfsplanung der städtischen Kindertageseinrichtungen aufzunehmen.So gäbe es höhere Zuwendungen als die bisherigen Zahlungen von rund 275 000 Euro jährlich.

Stefan Assfalg, Leiter des Amts für Schule, Bildung und Sport, stellte die Modelle zur Diskussion. Die Kikripp lasse sich in eine Kindertageseinrichtung umwandeln, ohne sie in die Bedarfsplanung aufzunehmen. Dies ha be keine finanziellen Auswirkungen für die Stadt. Oder aber die Plätze anzurechnen und einen Teil der Kosten zu zahlen. Die Möglichkeit bestehe, sich zum einen an den Betriebsausgaben wie Miete und Geschäftsführung mit jährlich 115 000 Euro zu beteiligen oder zum anderen jedes Jahr einen Zuschuss von 78 000 Euro für Investitionen zu leisten, zusätzlich eine einmalige Beteiligung von 242 000 Euro.

Dass die Aufrechterhaltung des Status Quo das Aus der Einrichtung bedeutet, unterstrich Neininger, der sich in einem flammenden Plädoyer für die Umwandlung in eine Kindertagesstätte und die damit verbundene zusätzliche Unterstützung einsetzte. Er erinnerte an die Geschichte der Kikripp, die der Stadt seit 2011 zur Seite gestanden sei, um zunächst überhaupt genügend Plätze zur Betreuung von unter dreijährigen Kindern ausweisen zu können. Fachpersonal kümmere sich an fünf Tagen in der Woche von 7 bis 18 Uhr um den Nachwuchs, es gebe kaum Schließtage und vergleichbar wenig Ferien. Angesichts der Nachfrage sei die Kikripp ständig gewachsen, allein wegen der monatlichen Abrechnung jedes einzelnen Platzes mit dem Jugendamt sei der Verwaltungsaufwand kaum noch zu leisten. So forderte Neininger sowohl einen Beitrag für die Miete als auch für Investitionen. Anders sei der Betrieb nicht mehr tragbar.

In Klaus Martin, CDU, fand er einen Fürspecher, der sich gerade darauf berief, dass die Kikripp ja auch der Stadt gedient habe, genügend Plätze für unter Dreijährige zur Verfügung zu stellen. Gegenwind kam gerade von Beate Müller-Uhlending von der Arbeiterwohlfahrt, Alfred Zahn vom Kinderschutzbund und Pfarrer Andreas Güntter, die als freie Träger von Tagesstätten ankündigten, dann auch Anträge auf weitere Zuschüsse zu stellen. Eine Gleichbehandlung forderte auch Joachim von Mirbach von den Grünen, lobte indes ebenso wie Magnus Frey, SPD, die große Flexibilität der Einrichtung, die unterstützenswert sei.

Doch gerade diese langen und mit den Eltern individuell abgestimmten Betreuungszeiten sowie die wenigen Urlaubstage könnten bei einer Umwandlung in eine offizielle Kindertageseinrichtung wegfallen, wie sich in der Diskussion herausstellte. Denn da seien andere Vorschriften zu beachten und die Öffnungszeiten den städtischen Genehmigungen anzupassen, führte Zahn ins Feld. Bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung sprach sich der Ausschuss schließlich dafür aus, die Anerkennung die Kikripp als Tageseinrichtung in die Wege zu leiten und in den Bedarfsplan aufzunehmen. An Assfalg ist es nun, mit Neininger sowohl über die Konditionen der Kostenbeteiligung als auch die Öffnungszeiten zu verhandeln. Geplant ist, dass die Ergebnisse noch vor der Sommerpause im Jugendhilfeausschuss auf den Tisch kommen, um eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Kikripp zu treffen.

Immer wieder war in der Sitzung auch Kritik an der Höhe der genannten Summe für die Geschäftsführung von 75 000 Euro aufgekommen. Es handle sich keinesfalls um sein Gehalt, stellte Neininger am Rande klar. Diese beinhalte die Personalkosten für zwei kaufmännische Bürokräfte, die jeden Monat die Rechnungen ausstellen. Selbst Hausmeisterarbeiten wie Gartenpflege oder Winterdienst habe er mit seiner Familie bisher in der Freizeit ausgeführt.