Seit November gilt aufgrund der Straßenschäden in der Sebastian-Kneipp-Straße teilweise Tempo 30. Dies wird jedoch nur selten eingehalten. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Tempo 30 in der Sebastian-Kneipp-Straße wird nur selten eingehalten / Anwohner klagen / Stadt blitzt vermehrt

Von Marc Eich

VS-Villingen. Nur noch 30 Stundenkilometer darf man in der von Schlaglöchern durchsetzten Sebastian-Kneipp-Straße fahren – für eine zeitnahe Sanierung fehlt das Geld. Autofahrer ärgert es aber, dass die Stadt in diesem Bereich nun verstärkt Radarkontrollen durchführt.

Enge Straßenverhältnisse und ein denkbar schlechter Zustand: Die Sebastian-Kneipp-Straße zwischen der Richthofenstraße und der Einmündung in die Wilhelm-Binder-Straße gehört bei den Autofahrern sicherlich nicht zu den beliebtesten Straßen in VS. Da eine umfassende Sanierung des Abschnittes zeitnah nicht umgesetzt werden kann und die Löcher nur provisorisch gestopft wurden, entschied sich die Stadtverwaltung im November vergangenen Jahres dazu, das Tempo auf 30 Stundenkilometer zu reduzieren. Doch damit nicht genug: Die Holperstrecke ist nun auch im Visier der städtischen Blitzkästen.

Mehrere Autofahrer wie Stephan Niggemeier, der tagtäglich die Straße entlang fährt, monierten gegenüber dem Schwarzwälder Boten diese Vorgehensweise: kein Geld in die Unterhaltung der Straßen stecken, das Tempo reduzieren und anschließend abkassieren. Was ist dran? Wir haben bei der Stadt nachgefragt.

"Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!", widerspricht Nicolas Lutterbach, Pressesprecher der Stadt, vehement. Solche Vergleiche würden am Stammtisch gut ankommen, hätten aber nichts mit der Realität zu tun. Man könne nicht einfach eine Straße sanieren sondern sei von den Beschlüssen des Gemeinderats abhängig.

Der Grund für die Kontrollen sei ein anderer, betont Lutterbach: "Die Anwohner in der dortigen Straße haben sich beklagt, dass gegen das bestehende Tempolimit verstoßen wird", berichtet Nicolas Lutterbach, Pressesprecher der Stadt. Eine Verstoßquote von über 28 Prozent zeigt, dass hier tatsächlich fast jeder dritte Autofahrer nicht an das Limit hält. "Hier wird viel gerast, bei anderen Straßen liegt die Quote nur zwischen vier und zehn Prozent", berichtet der Pressesprecher. Für die Stadt daher ein Grund, dort auch weiterhin kräftig zu kontrollieren.

Das bestätigt man beim dort ansässigen Elektro-Schläfke. "Das ist doch nicht mehr normal! Manchmal blitzen die über Stunden hinweg, wir wurden auch schon wegen wenigen Stundenkilometern zu schnell erwischt", erzählen die Mitarbeiter. Für die Kontrollen haben sie wenig Verständnis, auch sie monieren das Vorgehen der Stadt: "Kein Geld für die Sanierung, aber dann Geld machen wollen." Und von Raserei würden sich nicht sprechen, "man fährt hier halt recht zügig durch." Zudem gäbe es keine besonderen Gefahrenpunkte, die ständige Kontrollen notwendig machen würden. Dies sieht Lutterbach mit dem Zebrastreifen, über den manch ein Radfahrer mit hohem Tempo fährt, übrigens anders.

Ein Anwohner, der die Radarkontrollen gefordert hat, ist Wolfgang Albicker. "Die brettern hier zum Teil mit 70 Stundenkilometern durch", berichtet er. Das sei auch der Grund gewesen, warum er sich bereits mehrmals an die Stadt gewendet hat. "Ich hab denen gesagt, dass die da mal kontrollieren sollen", so Albicker. Die Belastung der Anwohner wird nach dem Wochenende seiner Meinung noch außerdem massiv steigen. Wenn am Knotenpunktes Berliner Straße / Richthofenstraße gebaut wird, würden viele auf die Sebastian-Kneipp-Straße ausweichen.

Es ist also gut möglich, dass die Stadt weiterhin die verstärkten Kontrollen durchzieht, um die Temposünder in der Sebastian-Kneipp-Straße zur Kasse zu bitten. Mehr Geld für das Stopfen der Schlaglöcher gibt es dadurch aber nicht. Denn laut Lutterbach fließen die Einnahmen aus den Bußgeldern nur bedingt in den Topf für Straßensanierungen.