In den Schwenninger Kirchen sagen heute nicht mehr alle Hochzeitspaare "Ja" zueinander. Doch denen, die eine kirchliche Hochzeit wünschen, stehen die Türen offen. Foto: Archiv/Collage: Ulm

Individualität aber auch im Hochzeitsgottesdienst möglich. Religiöser Rahmen wichtig.

VS-Schwenningen - Mit dem Start in die wärmere Jahreszeit läuten auch wieder öfter die Hochzeitsglocken. Doch immer weniger Paare lassen sich in der Kirche trauen. Die evangelische Kirchengemeinde hatte im Vorjahr nur 16 Trauungen. Pfarrer Frank Banse bestätigt, dass die Anzahl der Hochzeiten bei 10 000 Gemeindemitgliedern sehr klein sei. "Es heiraten lange nicht mehr alle kirchlich." Oft sei die kirchliche Bindung ausschlaggebend, ob ein Paar sich für eine Hochzeit in der Kirche entscheidet, berichtet der Pfarrer weiter. In zwei Gesprächen bespricht Banse zusammen mit dem Brautpaar den Ablauf der Hochzeit. Umso mehr Ideen und Wünsche vom Paar direkt kommen, desto persönlicher wird die Hochzeit. Ansonsten ist die Trauung eher Pfarrer-Sache, das künftige Ehepaar sucht sich selbst die Lieder, den Trautext und die Fürbitten aus. "Wir sind der älteste Anbieter in Sachen Hochzeit und verstehen eine ganze Menge davon. Ohne uns wäre das Thema nur denen überlassen, die damit nur Geld verdienen wollen", resümiert der Schwenninger Pfarrer.

Die Trauungen bei der evangelischen Kirche sind kostenfrei. Den Blumenschmuck bringt das Paar selbst in die Kirche. Es stehen vier "Locations" für die evangelische Hochzeit in Schwenningen zur Wahl – die Stadtkirche, die Pauluskirche, die Johanneskirche und der Kirchenpavillon auf dem Landesgartenschau-Gelände. Wer sowohl die standesamtliche Trauung als auch die kirchliche direkt hintereinander abhalten möchte, kann dies auf dem Gelände tun.

Die katholische Seelsorgeeinheit Neckar-Baar hatte im vergangenen Jahr etwas mehr Hochzeiten zu verzeichnen, 21 Paare haben geheiratet, acht von ihnen haben ein Eheprotokoll erhalten, weil sie auswärts heiraten wollten. "Das letzte Jahr war ein starkes Hochzeitsjahr", berichtet Pfarrer Stefan Werner.

Der katholische Priester ist gegenüber individuellen Wünschen sehr offen. Solange der religiöse Rahmen eingehalten werde, könne vom Sänger bis zum eigenen Beitrag durch das Hochzeitspaar fast alles umgesetzt werden. Als aber zwei Verlobte Werner darum baten, dass der Schoßhund die Ringe herbeitragen solle, lehnte er ab.

Wie die evangelischen Kollegen führt auch Werner zwei Gespräche mit dem künftigen Ehepaar. Das erste ist ein formelles Gespräch, bei dem die Paare unter anderem auch einen Leitfaden erhalten. Im zweiten Gespräch wird über die Predigt gesprochen.

Auffällig sei auch, dass viele Gäste eher zurückhaltend im Gottesdienst sind, so der Geistliche. "Manchmal ist man ein Alleinunterhalter, aber das hat man nicht in der Hand. Schöner ist es natürlich, wenn alle mitmachen", berichtet Stefan Werner. In Schwenningen kann man in den katholischen Kirchen St. Franziskus und Mariä Himmelfahrt heiraten.