Technischer Ausschuss: Veränderungssperre abgelehnt / Gärtnerei Müller darf Wohnungen bauen

Keine Zustimmung fanden die Pläne der Verwaltung, durch eine Veränderungssperre auf dem Areal der Gärtnerei Müller zwischen Erzberger- und August-Reitz-Straße eine Studentenwohnbebauung durchzusetzen.

VS-Schwenningen. Der Traditionsbetrieb, der seit 150 Jahren in Schwenningen ansässig ist, hat Ende 2014 den Gärtnereibetrieb an der Erzberger Straße aufgegeben und sich auf die Friedhofsgärtnerei beschränkt. Da nun ein Teil der Gewächshäuser nicht mehr benötigt wird, will der Familienbetrieb einen großen Teil der Produktionsanlagen aufgeben. Dort sollen drei punktförmige Wohngebäude mit 23 Eigentumswohnungen gebaut werden. Ein Bauantrag sei bereits eingereicht, so Baubürgermeister Detlev Bührer.

Zudem will (wie berichtet) die Bauträgergesellschaft Wohnbau-Studio Andreas Binefeld aus Trossingen entlang der Karlstraße den Peter Haller Gewerbepark an der Karlstraße zu altersgerechtem Wohnen umbauen und zwei neue Wohnhäuser errichten.

Der Technische Ausschuss konnte sich am Dienstag Abend durchringen, einer reduzierten Veränderungssperre im Bereich der Karlstraße zuzustimmen, da die Neubauten zu groß dimensioniert seien und es Stellplatzprobleme gebe, meinte Bührer. Wenn der Bauantrag gestellt werde, müsse er auf jeden Fall geändert werden.

Die Verwaltung favorisiert in diesem Bereich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hochschulen Studentenwohnungen. Immer wieder werde die Verwaltung dazu aufgefordert, Studentenwohnungen zu schaffen. "Was gibt es Optimaleres, als direkt am Campus zu wohnen", so Bührer, wohlwissend, dass damit in das Eigentumsrecht der Familie Müller eingegriffen werde. Das müsse der Gemeinderat abwägen. Campusnahe Studentenwohnungen seien vorteilhaft, aber was die Familie Müller vorhabe, widerspreche nicht dem Charakter des Gebietes, meinte Dietmar Wildi (CDU). Er könne deshalb der Veränderungssperre nicht zustimmen.

Stadtplaner Henning Keune warf ein, dass die beiden Grundstückseigentümer eigene Interessen verfolgten, aber die Stadt die Chance sehe, den Block ganzheitlich zu entwickeln, ohne dass die Gefahr einer übermäßigen baulichen Verdichtung entstehe.

Andreas Flöß (Freie Wähler) brachte einen Kompromiss ins Spiel, nur eine Veränderungssperre für den nördlichen Bereich an der Karlstraße auszusprechen, nicht aber für die Pläne der Gärtnerei Müller, die sich optimal ins Quartier einfügten. Keune mahnte indes zur Gleichbehandlung der beiden Interessenten. Für Edgar Schurr (SPD) hat eine gehobene Eigentumswohnanlage ihre Berechtigung. Er sieht das studentische Wohnen eher im Zentralbereich.

Helga Baur (Bündnisgrüne) fand es geradezu "unfair", dem Traditionsunternehmen die Bebauung ihres Areals zu verwehren. Ihre Fraktionskollegin Cornelia Kunkis-Becker fand es sehr fragwürdig, dem alt eingesessenen Betrieb etwas vorzuschreiben. Er könne das Gejammere wegen der fehlenden Studentenwohnungen nicht mehr hören, meinte Ernst Reiser (Freie Wähler). Die Stadt habe es verschlafen, solche auf dem LGS-Gelände zu bauen. Bührer konterte, dass sich das Problem erst in den vergangenen drei Jahren verschärft habe mit der Erweiterung der Hochschulen.

Bernd Hezel (CDU) sah es nicht ein, in die Privatverhältnisse anderer einzugreifen. "Das ist Planpolitik aus dem Osten." Die ganze Stadt warte darauf, dass sich auf dem Schlachthof endlich was passiere. Dort sollten seiner Meinung nach die Studentenwohnungen entstehen. "Die Studenten müssen nicht vom Hörsaal ins Schlafzimmer fallen."