Helen Neubauer mit einem der fünf Katzenwelpen, die derzeit in Niedereschach in einer von drei Pflegestellen des Tierschutzvereins aufwachsen – viele andere Katzenbabys haben weniger Glück. Foto: Tierschutzverein VS

Tierschutzverein: Im Frühsommer werden viele Vierbeiner ausgesetzt. Oftmals unerwünschter Nachwuchs.

Villingen-Schwenningen - Es ist jedes Jahr im Frühsommer das gleiche Bild: Innerhalb weniger Wochen füllen sich die Pflegeplätze für Katzen von Tierschutzvereinen und im Kreistierheim mit Muttertieren und ihren Jungen.

Und die hatten noch vergleichsweise Glück, denn sie werden fachkundig und liebevoll versorgt. Doch die Dunkelziffer der Katzen, die sich in freier Wildbahn unkontrolliert vermehren, ist groß.

Tatjana Tröster, Vorsitzende des Tierschutzvereins VS, appelliert daher an die Kommunen, die Tierschutzverordnungen von Bund und Land umzusetzen und eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen einzuführen.

Mutterkatze Claire hatte Glück, auch wenn sie das im Moment noch ganz anders sieht: Die verwilderte Hauskatze – eine dreifarbige Schönheit – wurde vor vier Wochen in Schwenningen in einem Gebüsch gemeinsam mit ihren fünf Welpen aufgefunden. Die Kleinen waren gerade mal zwei Wochen alt und wurden in die Obhut einer der Pflegestellen des Tierschutzvereins übergeben – nur wenige Tage, bevor der Dauerregen einsetzte und den Tod der kleinen Kätzchen wahrscheinlich gemacht hätte.

Nun versorgen Petra Neubauer und ihre Tochter Helen aus Niedereschach die sechsköpfige Katzenfamilie, die in Helens Zimmer eingezogen ist: Die Katzenmutter brummt dennoch jeden an, der ihr und ihren Kindern zu nahe kommt. Immerhin: Auf den Arm nehmen darf Helen ab und zu eine der kleinen Miezen, die sich dank guter Betreuung prächtig entwickeln.

Claire und ihre Welpen sind ein Fall von vielen, wie sie jedes Jahr üblich sind: Auf rund zwei Millionen herrenlose Katzen schätzen Tierschutzverbände die Population in Deutschland, und da machen auch die Städte und Gemeinden der Region keine Ausnahme. Entsprechend melden nun auch die Tierschutzvereine Triberg, St. Georgen und Trossingen steigende Auslastung bis hin zu "wir sind voll".

Ähnlich das Bild an den Futterstellen für streunende Katzen, die der Tierschutzverein VS betreut: Die Zahl der herrenlosen Katzen steigt. "Das müsste alles nicht sein", beklagt Tatjana Tröster: "Die gesetzlichen Grundlagen sind da, die Kommunen müssten nur endlich mit entsprechenden Maßnahmen die Bürger dazu bringen, ihre Tiere kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen."

Das nun wachsende Problem sei von jenen Tierbesitzern verursacht, die aus Gedankenlosigkeit ihre Haustiere sich unkontrolliert vermehren und streunen lassen. Selbst wenn der Tierschutz die Tiere aufinde, sei es auf Grund fehlender Kennzeichnungen oft nicht machbar, sie ihren Besitzern zurück zu vermitteln.

Die Kennzeichnung wird in Form einer Tätowierung oder eines Chips beim Tierarzt vorgenommen, und die Registierung bieten sowohl der Verein Tasso als auch das Deutsche Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes kostenlos an.

Der unerwünschte Nachwuchs trage dazu bei, dass immer mehr Katzenelend in den Gemeinden und Städten entsteht, so Tatjana Tröster weiter – Elend, das sich oft im Verborgenen abspielt, aber ein wachsendes Problem darstellt. Dieses Problem werde durch das Nichtstun der Kommunen auf die Tierheime und Tierschutzvereine abgeladen, die der Lage nicht mehr Herr werden, wenn sich nicht bald etwas ändert.

Als Unterstützung beim Lindern der ärgsten Not sucht der Tierschutzverein derzeit verstärkt nach weiteren Pflegestellen: "Wir brauchen für die vorübergehende Unterbringung von Hunden und Katzen Hilfe", erklärt Tatjana Tröster: Der Tierschutzverein unterstütze jeden, der Interesse hat, in Not geratene Tiere aufzunehmen, durch Ausstattung und Futtergeld. Wer sich über die Anforderungen einer Pflegestelle informieren möchte, kann sich an Tatjana Tröster unter vorsitz@tierschutzvereinvs.de wenden.

Weitere Informationen: bei der Vize-Vorsitzenden des Tierschutzvereins VS, Lydia Schonhardt, unter Telefon 07705/10 35