Die großen Kasernengelände Lyautey (blau) und Mangin (rot) entlang der Kirnacherstraße (kommt von links unten) warten auf eine Nachnutzung. Foto: Foto/Grafik: Götz/Ulm

Mehrere Interessenten für Lyautey. Stadt in Verkaufsverhandlungen wegen Mangin.

Villingen-Schwenningen - Vor fast 20 Jahren begann der Rückzug der französischen Streitkräfte von den Kasernengeländen in Villingen. Doch bislang konnte man nur Welvert zu einem Wohngebiet umfunktionieren. Auch, weil das Land zum Teil noch keine Verkauf-Freigabe gegeben hat.

Das Potenzial ist riesig, doch bislang hängt vieles noch davon ab, welche Pläne das Innenministerium zu den Erstaufnahmeeinrichtungen für die Flüchtlinge verfolgt: Noch in diesem Jahr soll sich entscheiden, wie die Zukunft der Kasernengelände gestaltet werden kann. Betroffen ist hiervon Lyautey und das Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung (EA, siehe Grafik).

"Das Land Baden-Württemberg unter Federführung des Innenministeriums erarbeitet derzeit ein Gesamtkonzept, in welchem unter anderem festgelegt wird, welche EA mit welchen Flüchtlingskapazitäten weiter betrieben werden", erklärt Matthias Henrich, stellvertretender Pressesprecher des Regierungspräsidiums.

Laut dem Ministerium habe man sich zum Ziel gesetzt, "die vorhandenen Strukturen für die Erstaufnahme von Flüchtlingen im Sinne der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen und gegebenenfalls neu zu gestalten." Laut Ministeriumssprecher Carsten Dehner soll diese Struktur dazu dienen, "flexibel auf das jeweilige Ankunftsgeschehen zu reagieren." Bevor die Ergebnisse des Gesamtkonzepts nicht vorgestellt werden, "können wir leider keine konkreten Aussagen zur Zukunft einzelner Einrichtungen treffen", so Dehner.

Lyautey-Gelände

Bereits 1995 begann hier, und auch auf dem Welvert-Areal, der Rückzug des französischen 19. Jägerregiment. Während das Welvert ab 2008 zu einem Wohngebiet umgestaltet wurde, wartet Lyautey noch immer auf seine Nachnutzung. Nachdem dort bis zum Jahr 2000 kurzzeitig nochmals Soldaten der Panzerkompanie 550 aus Immendingen untergebracht wurden, verfällt das Gelände seither zusehens. Für das rund 34 500 Quadratmeter große Gelände war zunächst Wohnraum vorgesehen, diese Pläne zerschlugen sich jedoch. Auch die Überlegung, städtische Ämter dort unterzubringen, wurde wieder verworfen.

Stattdessen brachte sich der Immobilien-Unternehmer Wolfram Richter aus Mainz im vergangenen Sommer ins Spiel. Dieser ist hier kein Unbekannter: Er kaufte das einstige Saba-Betriebsgelände und schuf dort den Innovationspark. Zuvor hatte er bereits den Technologiepark gegründet.

Doch auch Wolfram Richter kam nicht zum Zug. Grund war die Flüchtlingskrise, aufgrund derer der Verkauf von bundeseigenen Immobilien gestoppt wurde. Zwischenzeitlich war geplant, auf dem Gelände ein Containerdorf für bis zu 1000 Flüchtlinge entstehen zu lassen. Dieser Bedarf besteht derzeit allerdings nicht mehr. Doch zum Verkauf steht das Areal trotzdem noch nicht – denn auch hier hängt alles von den Plänen des Innenministeriums ab. "Eine offizielle Freigabe des Landes zum Verkauf der Immobilie liegt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) bislang noch nicht vor", erklärt hierzu Claus-Jürgen Treutle von der Bima-Sparte Verkauf.

Im Falle der Freigabe würde diese zeitnah im Wege eines Bieterverkaufs auf dem offenen Immobilienmarkt zum Verkauf angeboten werden. Die Chancen stehen aber gut, dass Interessenten dann schnell zuschlagen. Treutle: "Der Bima liegen bereits zahlreiche Kaufanfragen für diese Immobilie vor."

EA-Gebäude

Die derzeit sinkende Zahl an Asylsuchenden in Deutschland wirkt sich auch auf die EA in Villingen aus. In den ehemaligen Unterkünften der französischen Streitkräfte in der Dattenbergstraße kommen laut dem Regierungspräsidium (RP) derzeit lediglich 44 Flüchtlinge unter. Auf dem gesamten Gelände der EA, auf dem sich neben Mehrfamilienhäuser auch mehrere Reihenhäuser befinden, konnte das RP nach einem Beschluss der Lenkungsgruppe Stuttgart im Juli 2016 acht Wohnungen in der Fördererstraße zur Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (kurz: UMA) an die Stadt übergeben.

Laut Bima werden alle anderen, von den französischen Soldaten zurückgegebenen bundeseigenen Häuser, "nach wie vor für die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern vorgehalten." Eine Freigabe durch das Land fehlt auch hier – wohl allein die Entscheidung des Innenministerium zur Struktur der Erstaufnahmeeinrichtungen verhindert den Verkauf. "Es ist vorgesehen, die Häuser nach der Freigabe an Kaufinteressenten zu veräußern, sofern kein anderweitiger Bundes- und Landesbedarf besteht", erklärt Claus-Jürgen Treutle von der Bima.

Ein Käufer steht seinen Angaben zufolge bereits bereit. Denn die Stadt Villingen-Schwenningen möchte offenbar für die meisten dieser Gebäude von ihrer Erstzugriffsoption Gebrauch machen. Lediglich die Reihenhäuser sowie drei von der Stadt laut Bima "voraussichtlich nicht benötigte Mehrfamiliengebäude" werden nach derzeitigen Planungen ebenfalls zum Verkauf angeboten.

Mangin-Gelände

Im Sommer 2014 wurden die Kasernen auf dem Mangin-Gelände nach dem Rückzug der französischen Streitkräfte geräumt und dem Bund übergeben. Seitdem laufen die Planungen für die Zukunft des Areals. Im Oktober 2014 entschloss sich die Stadt dazu, vom Erstzugriffsrecht Gebrauch zu machen. Im Frühjahr 2015 entschied sich der Gemeinderat für eine Bürgerbeteiligung mit mehreren Öffentlichkeitsveranstaltungen und einem Tag der offenen Tür, an dem die Meinung der Bevölkerung gehört wurde. Forciert werden konnten die Planungen jedoch erst, als das Land im Dezember erklärte, dass es das Areal für die Stadt freigibt und nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen wird.

Klar ist: Die Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen mbH, der Spitalfonds Villingen, die Familienheim Schwarzwald-Baar-Heuberg eG und die Baugenossenschaft Villingen eG setzen sich gemeinsam dafür ein, dass auf diesen Flächen für eine breite Bevölkerungsschicht bezahlbarer Wohnraum entsteht – hierfür wurde das "Bündnis Für Faires Wohnen" gegründet.

Insgesamt soll es hier Platz zum Wohnen für 900 Menschen geben. Die Stadt ihrerseits hat im Juni entschlossen, auf dem Gelände den Bau eines neuen Verwaltungszentrums anzustreben. Darüber hinaus soll dort ein rund 8,5 Millionen teurer Neubau entstehen, in dem nicht nur das Stadt- sondern eventuell auch das Kreisarchiv untergebracht werden sollen.

Nicht klar ist derzeit aber, wann mit der Gestaltung des gesamten Geländes begonnen werden kann. Erste Prognosen der Stadt besagten, dass der Bebauungsplan in 2017 zum Abschluss gebracht werden könnte – konkrete Baumaßnahmen könnten deshalb eventuell im Jahr 2018 beginnen. Doch zuvor muss die Stadt erst noch das Gelände kaufen. Dies ist bisher noch nicht geschehen. "Die Verkaufsverhandlungen zwischen der Stadt und der Bima laufen derzeit", erklärt hierzu Claus-Jürgen Treutle von der Bima-Sparte Verkauf.

Wie und vor allem wann es mit den übrigen Immobilien weiter geht, hängt hingegen einzig und allein von der Entscheidung des Innenministeriums zu den Erstaufnahmeeinrichtungen ab, die noch dieses Jahr getroffen wird.