Sieben Schülerinnen und ein Schüler schnupperten gestern beim Landschafts- und Gartenbauer Halter in Rietheim und wurden von Erwin Halter, Mareike Müller und Wolfgang Hummel (in Grün, von rechts) mit dem Beruf vertraut gemacht. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Liebe zur Natur und zur Kreativität in der Gärtnerei Halter / Jungmann erzählt von sozialen Berufen

Sowohl beim Girls’ als auch Boys’ Day blickten junge Leute hinter die Kulissen. Olaf Jungmann vom Rollmops-Theater zeigte Jungs soziale Berufe. Und bei der Gärtnerei Halter in Rietheim lernten Schüler, wie eine Hängeampel gebaut wird.

Villingen-Schwenningen (bn/uwk). Seit zwölf Jahren empfangen Erwin und Birgit Halter vom gleichnamigen Rietheimer Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen am "Girls’ Day", der mittlerweile um den "Boys’ Day" erweitert wurde, Schüler zum Schnuppern in den Beruf des Landschaftsgärtners.

Am Donnerstag verbrachten sieben Schülerinnen und ein Schüler aus den Klassen sieben, acht und neun von Schulen aus der gesamten Umgebung einen Tag bei den Halters. Mit Erfolg: "Das finde ich einen coolen Beruf: viel draußen sein und in der Erde wühlen", sagte Malte am Ende.

Die Schüler durften unter Anleitung der beiden Azubis im zweiten Lehrjahr, Wolfgang Hummel und Mareike Müller, eine Hängeampel für Pflanzen bauen. Dafür mussten sie Holz zu Halterungen für Blumentöpfe bearbeiten und die Töpfe mit Phlox, Wolfsmilch, Sedum und Blaukissen bepflanzen. "Da steckt viel vom Tagesgeschäft eines Landschaftsgärtners drin", sagte Birgit Halter. Nach einem gemeinsamen Mittagessen konnten sich die Schüler noch auf aktuellen Baustellen des Betriebes, hauptsächlich in privaten Gärten, ein Bild von der Vielseitigkeit des Berufes machen. "Landschaftsgärtner werden immer gesucht", weiß Erwin Halter. Voraussetzung dafür sei neben dem Hauptschulabschluss die Liebe zur Natur und eine Neigung zur Kreativität. Die Firma Halter Landschafts- und Gartenbau wurde 1964 von Reinhard Halter in der Bärengasse gegründet und wird inzwischen von der nächsten Generation mit acht Mitarbeitern in Rietheim betrieben.

Unterdessen nahm Olaf Jungmann vom Villinger Rollmopstheater unter der Überschrift "Bühne frei für soziale Berufe" ein Dutzend interessierte Jungs mit auf einen kleinen Trip durch die Arbeitswelt. Er erzählte dabei ganz offen, wie er als Mann, der jahrelang in sehr typischen "Männerberufen" gearbeitet hat und auf die Idee kam, einen sozialen Beruf zu ergreifen. Jungmann beschrieb zunächst seinen eigenen "Zickzack-Werdegang", wie er erst Werkzeugmacher lernen musste, weil es der Vater so wollte und dann als Zeitsoldat zwölf Jahre lang bei der Bundeswehr verbrachte. Von dort nahm er schon ein paar Dinge fürs Leben mit wie den Lastwagen-Führerschein und die Vermessungstechnik. Und er entdeckte schließlich, dass er eigentlich Pazifist ist, wechselte die Perspektive und machte eine Ausbildung zum Erzieher.

Tätigkeiten in Heimen für schwer erziehbare Jugendliche, als Streetworker und als Leiter einer Kita schlossen sich an, bis er die Schauspielerei für sich entdeckte und sein Rollmops-Theater gründete.

Die Jungs aus fünften bis achten Klassen von Realschulen und Gymnasien aus der Region sollten aus den Schilderungen erkennen, dass nicht jede berufliche Entscheidung für immer Bestand haben muss. Den Kopf einschalten, miteinander reden und im Team zusammenarbeiten war danach bei den Jungs gefragt, als sie eine Stuhlpyramide abbauen sollten. Dabei durfte jeder nur ein darum geschlungenes Seil und den eigenen, mit einer dem Namen zugeordneten Nummer versehenen Stuhl anfassen.

Schließlich berichtete jeder reihum im Stuhlkreis, was ihn am Erzieherberuf interessieren könnte: Überraschenderweise nannten die meisten die Arbeit mit kleinen Kindern – also im Kindergarten. Im folgenden Rollenspiel durfte dann die Rasselbande mit Lärm, Streit, Tanz und Gesang versuchen, einen der Jungs, der den Erzieher spielen musste, aus der Fassung zu bringen.

So entstand ein einigermaßen realistischer Eindruck vom täglichen Arbeiten und Erleben in einer Kita.