Feiern, Tanzen, Spaß haben – die Frage ist nur, wo die Jugend von VS all das künftig tun kann. Das geplante Jugendkulturzentrum steht bekanntlich auf der Kippe. Foto: Pleul Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Bonath bringt eine neue Variante ins Spiel / Jugendförderungswerk gibt das JKZ nicht verloren

Auch an Tag zwei nach dem ablehnenden Beschluss des Verwaltungs- und Kulturausschusses zum Jugendkulturzentrum ist das Entsetzen groß.

Villingen-Schwenningen (cos). Nach dem Beschluss des Verwaltungs- und Kulturausschusses gegen die Planungen des Jugendkulturzentrums auf dem Klosterhof brach ein Sturm der Entrüstung los. Ganz besonders tangiert zeigte sich das Jugendförderungswerk als "wesentlicher Initiator des Projektes".

"Die Wankelmütigkeit einiger Ausschussmitglieder wird als grundsätzlich fehlendes Verständnis für jugendpolitische und auch kulturpolitische Belange gewertet", schreibt Matthias Kreutzer in einer Stellungnahme der Einrichtung. "Wir sind schon sehr enttäuscht darüber, dass trotz der grundsätzlichen Beschlussfassung des vergangenen Jahres nun wieder ein Rückzieher gemacht wird. Das Jugendkulturzentrum ist eben mehr als nur ein Ort für Stufenparties. Es geht vor allem darum, Jugendlichen aber, auch anderen gesellschaftlichen Gruppen einen Ort zur Durchführung von Kulturveranstaltungen zur Verfügung zu stellen, um so das Kulturangebot der Stadt insgesamt proaktiv weiter zu entwickeln."

Wer ein Ohr für die Bürgerschaft habe, "sollte eigentlich wissen, dass ein großer Bedarf für so eine Einrichtung besteht, insbesondere vor dem Hintergrund der Lärmproblematik in der Scheuer", so Nicola Schurr, stellvertretende Vorsitzende des Jugendförderungswerkes.

Simeon Köhler, Vorstand des Jugendförderungswerks, betont die wichtige strategische Bedeutung der Einrichtung. "Auch in den Veranstaltungen zur Entwicklung eines Leitbildes für die Stadt Villingen-Schwenningen, wurde aus unserer Sicht die strategische Bedeutung von attraktiven jugendkulturellen Angeboten, als identitätsfördernde Maßnahme deutlich. Das Jugendkulturzentrum ist daher aus unserer Sicht auch eine Investitionsmaßnahme zur Bindung von Jugendlichen an die Stadt und daher auch ein wichtiger Beitrag zur Begegnung des demografischen Wandels". Die offene Trägerschaft dürfe nicht zu einer grundsätzlichen Ablehnung der Einrichtung führen. Vorstandsmitglied Matthias Kreutzer hebt hervor, dass das Jugendförderungswerk konstruktiv an einer Lösung zur Frage der offenen Trägerschaft mitwirken will: "Trotz dieses Rückschlags, geben wir das Projekt nicht verloren. Wir werden in den nächsten Tagen noch einmal Überzeugungsarbeit leisten und einen Alternativvorschlag zur Trägerschaft in die Diskussion einbringen."

Der Sprecher der FDP im Gemeinderat, Frank Bonath, schickte unserer Zeitung daraufhin eine Stellungnahme zur Entscheidung, erklärte diese aus seiner Sicht und bringt gleichzeitig eine ganz neue Variante ins Spiel: Ein Jugendkulturzentrum in der künftigen Neckarhalle in Schwenningen?

Im Folgenden nun Bonaths Stellungnahme: "Ich möchte mit einem Vergleich beginnen: Stellen wir uns eine Familie in VS vor.

Diese Familie hat zwei Kinder im Alter von 18 und 15 Jahre. Sie lebt in einem kleinen Einfamilienhaus irgendwo in VS. Diese Familie träumt schon sehr lange von einem Wohnmobil, hat unzählige Male darüber gesprochen und nun gibt es eine günstige Gelegenheit ein älteres Modell zu kaufen. Beim gemeinsamen Essen wird darüber gesprochen und man entscheidet jetzt endlich diese Chance zu nutzen. Losgelöst von den sonstigen Themen, finden alle Familienmitglieder das eine super Sache. Aber eben nur, wenn man das isoliert diskutiert.

Wenn wir die Situation dieser Familie näher betrachten, gibt es da noch ein Dach, welches seit Jahren undicht ist, immer wieder ›geflickt‹ wird. Das heißt, man braucht ein neues Dach und bei der Gelegenheit eigentlich dringend neue Fenster (...) Solche oder ähnliche Situationen kennen viele Menschen. Und wie wird diese Familie nun über ihren Wohnmobilwunsch entscheiden? (...)

Jetzt kann man private Situationen nicht eins zu eins mit kommunalen Entscheidungen vergleichen, die Sachverhalte in der Stadt VS sind viel komplexer als private Themen. Aber den Kern dieser Debatte möchte ich damit verdeutlichen. Übertragen auf unsere Stadt bedeutet dies: Wir müssen zuerst die Räume sanieren in welchen die Jugendlichen den größten Teil ihrer Zeit verbringen, in ihrer Schule, bevor wir Räume schaffen für wenige Stunden im Monat.

Auch muss ich für die Fraktion der Freien Demokraten klarstellen, dass wir natürlich etwas für unsere jungen Menschen machen wollen. Wir haben aber von Anfang an aufgrund des falschen Standortes gegen ein Jugendkulturzentrum auf dem Klosterhof gestimmt, und halten diese Entscheidung auch nach neuster Faktenlage für falsch.

Grundsätzlich sind Räume für Jugendliche und junge Erwachsene sehr wichtig. Wir wollen diese Veranstaltungen aber in unserer Mitte – in vorhandenen Räumen. Wir fordern mehr gesellschaftliche Toleranz gegenüber Lärm von jungen Menschen. Eine Alternative für uns könnte unsere neue Neckarhalle sein, diese für eben solche Veranstaltungen so zur Verfügung zu stellen, dass dies für ›Jugendveranstaltung‹ finanziell interessant ist.

Unsere erste Priorität legen wir darauf unseren Jugendlichen eine Stadt zu übergeben, ohne Sanierungsstaus in der Infrastruktur und einen Haushalt, der unseren jungen Menschen auch in 20 Jahren Gestaltungsmöglichkeiten bietet."