Schüler tragen Ideen bei Beteiligungswerkstatt zusammen / Ausschuss beeindruckt

Von Martina Zieglwalner

Villingen-Schwenningen. Dass sie ihre Ideen in Sachen Kommunalpolitik einbringen und sich mit Schülern aus ganz Villingen-Schwenningen austauschen können, ist bei den jungen Leuten angekommen: Mit mehr als 160 Mitwirkenden überstieg die Jugendbeteiligungswerkstatt bei weitem die Erwartungen.

Über die Resonanz freute sich Sabine Braun, Leiterin der Abteilung Jugendarbeit und Bürgerschaftliches Engagement beim Amt für Familie, Jugend und Soziales, die seit Oktober mit ihrem Team die Werkstatt vorbereitet hatte. Besonders toll fand sie es, wie viele Schularten vertreten waren. Angetan vom Engagement der jungen Einwohner zeigte sich denn auch der Jugendhilfeausschuss in einer Sitzung der etwas anderen Art.

Schon morgens waren die 14- bis 20-Jährigen im Münsterzentrum angetreten, um all das, was ihnen auf den Nägeln brennt, zur Sprache und dann aufs Papier zu bringen. Aber auch, um sich Gedanken zu machen, in welcher Form sie in Zukunft in der Doppelstadt mitreden, mitgestalten und mitentscheiden möchten.

Diesen Prozess begleiteten Udo Wenzl, der landesweit Kommunen bei der Einrichtung von jugendpolitischen Gremien berät, und Franz Sauerstein, selbst ehemals im Konstanzer Schülerparlament aktiv. Schon als es hieß, allgemein Stellung zu beziehen zu den beiden Stadtteilen, zeigte sich, dass sie der Großteil zu schätzen weiß. Aber eben einiges im Argen liegt und mancher die Kommunalpolitik durchaus beobachtet und enttäuscht ist, wie von der langjährigen Hinauszögerung der Sanierung des Gymnasiums am Deutenberg. In Tischgruppen machten sich die Schüler dann daran, die Situation unter die Luppe zu nehmen, Attraktionen ebenso wie negative Seiten aufzulisten. Da ging es um Bildung, Busverkehr, Treffpunkte, Mitreden, mitgestalten und mitentscheiden sowie Stärken, Schwächen und Ideen. Spontan nahm sich eine Gruppe zudem der Wiederbelebung des s’Rössle in Schwenningen an.

Bürgermeister Rolf Fußhoeller hatte die Teilnehmer zum Auftakt ermutigt, eigenständige Ideen zu entwickeln und sie dann mit Selbstbewusstsein dem Jugendhilfeausschuss zu präsentieren. Denn Ziel sei es, Jugend und Politik künftig besser zusammenzubringen. Dies nahmen sich die Schüler auch zu Herzen, sie durchbrachen die herkömmlichen Strukturen im Ausschuss, die Sprecher der Gruppen nahmen am Tisch der Verwaltung Platz, brachten vom Applaus der anderen begleitet viele Vorschläge ein.

Mit Kampfsporttanz hatte die Gruppe "Filipino Fighting Arts" auf eine schwungvolle Sitzung eingestimmt. Dann führte der Weg gleich ins Erdgeschoss, um an Informationsständen zu den Themenbereichen in die Diskussion mit den Jugendlichen einzusteigen. Die fordern Räume und Treffpunkte für sich ebenso wie Sportmöglichkeiten im Freien. Ein Knackpunkt ist ein Saal für Stufenpartys und Konzerte für bis zu 800 Leute. Konkrete Vorschläge in Sachen Beteiligung haben sie auch: ein Jugendgemeinderat mit einer Stimme im Gemeinderat, der mit dem Jugendforum zusammenarbeitet und dem von jeder Schule mindestens ein Vertreter angehört.

Nun hoffen die Jugendlichen, dass sich wirklich etwas bewegt und ihre Meinung Gehör findet. Die Ausschussmitglieder jedenfalls äußerten sich beeindruckt von den Ergebnissen und versicherten unisono, sich mit den Forderungen zu beschäftigen.

Der Startschuss für die Beteiligung ist gefallen. Eine halbe Personalstelle steht für die Entwicklung im Haushaltsplan bereit. Noch in diesem Jahr könnten die Gremien des Gemeinderats die Projekte Jugendzentrum, Jugendgemeinderat und Öffentlicher Personennahverkehr vorwärts bringen, schätzt Fußhoeller. "Unsere Aufgabe ist es, jetzt Erfolge vorzuweisen", gibt er die Devise vor. Schon bald soll dem Jugendhilfeausschuss ein Modell für einen Jugendgemeinderat vorliegen. Die Diskussion ist angestoßen, auch im Internet setzen sie die jungen Leute fort.

Weitere Informationen: jugendbeteiligung-vs.de

Von Martina Zieglwalner

Mit wie viel Schwung Jugendliche kommunalpolitische Themen in Angriff nehmen können, war bei der Beteiligungswerkstatt immer wieder spür- und hörbar. Ohne die Schranke im Kopf, die bei vielen Erwachsenen runter geht, bevor sie sich einem Thema überhaupt nähern, brachten sie Wünsche und Anregungen auf den Tisch. 160 junge Leute quer durch alle Schularten bewiesen, dass von Politikverdrossenheit keine Rede ist, wenn sie denn das Gefühl haben, auch ernst genommen zu werden. Und sie zeigten, dass sie eigentlich gerne in Villingen-Schwenningen leben, es aber noch an der ein oder anderen Ecke etwas zu verbessern gibt und Treffpunkte fehlen. Nun ist es an Verwaltung und Gemeinderat, diesen frischen Wind mitzunehmen und rasch zu handeln. Es gilt, den jungen Leuten zu vermitteln, dass sie ein Teil dieser Stadt sind und ihr Elan sich lohnt.