Sie rasen mit "88 Tasten um die Welt", und ihre "Reise geht weiter". Joja Wendt (Piano), Thomas Biller (Bass) und Christoph Buhse (Drumset) machen Halt in der Neuen Tonhalle. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Entertainer bietet beim Auftritt in der Neuen Tonhalle einen unterhaltsamen Abend

Von Siegfried Kouba

VS-Villingen. Mit Turbotempo rast Joja Wendt "mit 88 Tasten um die Welt". Er reist, und reist und reist. Jetzt machte er in der Villinger Neuen Tonhalle Halt, was keineswegs Ruhepause bedeutete. Er kennt das Gewandhaus genauso wie Bars in New Orleans und ist als Globetrotter von Paris bis Australien unterwegs. Als Beifahrer kamen die Vollblutmusiker Thomas Biller (Kontrabass) und Christoph Buhse (Drumset) mit.

Wendt ist nicht nur ein exzellenter Pianist mit akrobatischen Einlagen, sondern auch ein gewitzter Entertainer und Moderator, der ebenso scherzen kann oder die Situation im Saal aufnimmt – "war es ein Handy, Wecker oder Hörgerät?"

"When the Wendt begins to play" – dann wurde neben anderen eine Palette von jazzigen Elementen, Balladen oder klassisches Format geboten. Neben der Musik wurden bewegte Bilder eingeblendet, die vor allem die pianistische Technik und Perfektion verdeutlichten. Insgesamt "ein Konzert voller Gefahren". Als Intro die Titelmelodie der Tournee (Die Reise geht weiter), die das bestens abgestimmte Zusammenwirken der drei Künstler bewies. Die Musiker hauten den "gordischen Knoten" entzwei, ließen den Mythos "Savoy" auferstehen, inszenierten Gewitterstürme oder entfachten dynamische Feuer (Presto aus Vivaldis Herbst).

Erfahrungen mit Spinnen in Australien ließen Wendt mit der "Tarantella" (Rossini) assoziieren, oder es keimten Erinnerungen an Vladimir Horowitz auf. Bei dessen legendären Carmen-Variationen konnte der Solo-Pianist sein virtuosen Können, seine Interpretationsfähigkeit und die Farbigkeit der Veränderungen demonstrieren – ein Lauf über die 88 Tasten.

Schnell wechselte er in ein anderes Genre: das Stride-Piano. Der linke Fuß war Taktgeber, die rechte Hand bewältigte Intervallsprünge im Bassbereich, und die linke mit ihrem gegenläufigen Bewegungen machte alles zu einem rassigen Erlebnis.

Zuvor hatte er beim Vortrag des "Am Kamin" einen sanften Hinweis auf die CD-Produktionen gegeben, um dann immer mehr aufzudrehen. Und seine Partner machten adäquat mit. Nicht nur beim "On the sunny side of the street" ließ Thomas Biller seinen gekonnten Umgang mit dem Kontrabass hören. Sein intensives Pizzicato, das große Vibrato und die ausgefeilte Grifftechnik waren zu bewundern. Hochachtung verdiente auch Drummer Christoph Buhse. Mit seiner Schlagzeugparade kam er hauptsächlich bei "O when the saints" zur Geltung, ein wahres Drumset-Feuerwerk.

Der Jubel des Publikums war perfekt. Die Zugaberufe wollten nicht verstummen und Insider, die teils von weit her angereist waren, hatten spezielle Wünsche. Nicht nur die Dankes-Runde mit dem kubanischen "Guantanamera", sondern auch der "Hummelflug" kamen bestens an.

Eine pianistische Sonderleistung war "Das Lied des Eskimos", wobei Wendt die hauptsächlich schwarzen Tasten mit geballten Händen und Nase bediente. Man fühlte sich an die Anekdote von Haydn und Mozart erinnert. Das Publikum musste natürlich immer wieder mitwirken – egal als "Regenmacher", als Antwortgeber bei "Call & Response" eines Boogie Woogie oder als Taktschläger beim "Elefantensong".