Künftig soll die Biwakschachtel auf der Möglingshöhe von einem DAV-Mitglied betrieben werden. Foto: Bloss

Radmila Schmidt blickt auf schwierige Zeit mit dem DAV zurück. Kündigung kam aus heiterem Himmel.

VS-Schwenningen - Nachdem die Kündigung des Pachtvertrages für die Biwakschachtel durch den DAV hohe Wellen geschlagen hatte, meldet sich jetzt die Pächterin Radmila Schmidt zu Wort. Dabei grollt sie trotz mancher Vorwürfe den Alpenvereins-Mitgliedern nicht.

Die Kündigung kam für Radmila Schmidt aus heiterem Himmel. Wie berichtet, will ein Mitglied vom DAV, der Eigentümer der Biwakschachtel ist, die Gaststätte auf der Möglingshöhe künftig selber betreiben.

Noch härter traf Schmidt die Tatsache, dass manch ein Vereinsmitglied – wie berichtet unter anderem das Ehrenmitglied Otto Kress – ihr jetzt Vorwürfe macht. Da steht im Raum, dass sie Kinder in der Boulder-Ecke, die im Obergeschoss des Vereinsheims beheimatet ist, angeschrien habe. Dabei liegt der Gastwirtin, wie sie betont, vor allem eines bei ihrer Arbeit immer am Herzen: Menschlichkeit.

Als Schmidt die Biwakschachtel im April 2014 übernommen hatte, war diese wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast. Als Gastronomin aus Leidenschaft gelang es der neuen Pächterin jedoch innerhalb kurzer Zeit, wieder Leben in die Gaststätte zu bringen und besonders im Sommer viele Gäste auf die Terrasse zu locken.

Trotzdem: Mit Problemen, die sowohl die Gaststätte als auch den Vereinsraum betrafen, habe auch sie zu kämpfen gehabt – und mit dem Verein gemeinsam nach Lösungen gesucht. So wussten weder sie noch die Vereinsmitglieder zeitweise, wie viele Schlüssel für die Biwakschachtel überhaupt im Umlauf waren. Mancher Student, der zum Bouldern gekommen war, habe zwar für den Schlüssel unterschrieben, ihn dann aber an einen Kommilitonen weitergegeben.

Hinzu kam, dass die Türen nicht abgeschlossen waren, während geklettert wurde, berichtet Schmidt. Seit sie mitbekommen musste, wie früher in den Eisbär – die Stadiongaststätte Arena hatte sie bis vergangenes Jahr betrieben – mehrmals eingebrochen wurde, sei sie sensibilisiert dafür. Denn sie habe nicht nur viel Liebe, sondern auch Geld in die Einrichtung der Biwakschachtel investiert. "Mein letzter Cent steckt drin. Ich habe ständig mit Ängsten zu kämpfen", erklärt sie, warum ihr die Situation Bauchschmerzen bereitete.

Schließlich habe sie die Verantwortung und müsse einen Überblick darüber haben, wer sich in der Biwakschachtel aufhält. Mehrmals habe Schmidt zudem gesehen, dass der Gastraum als Umkleide für die Bouldergruppen gedient habe. Und das, obwohl der Keller zur Umkleide umfunktioniert worden war.

Künftig sei sie dem Publikumsverkehr im Gastraum mit der Bitte um Namen und Unterschrift begegnet. Natürlich, gibt sie zu, habe das den ein oder anderen irritiert und Unmut herbeigeführt. Nach mehrmaliger mündlicher Verwarnung, dass die Tür außerhalb der Öffnungszeiten des Cafés geschlossen bleiben müsste, sei sie bei den Gruppen weiterhin auf taube Ohren gestoßen.

Der Verein hingegen habe ihr immer tatkräftig und verständnisvoll zur Seite gestanden, besonders Otto Kress, der "eine Bereicherung für den DAV und mit seinem Wissen und Wesen nicht zu ersetzen ist." Schmidt erklärt sich seine Vorwürfe damit, dass sie ihm, weil er mehrmals ohne Absprache das geschlossene Lokal unerlaubt betreten habe, im April Hausverbot erteilen habe.

Zudem habe sie den Austausch der Schlüssel veranlasst und der Verein eine offizielle Liste erstellt, in die sich Benutzer des Schlüssels eintragen mussten, wenn sie die Biwakschachtel betraten. "Schließlich bin ich die Pächterin und nicht Vereinsangestellte", meint Schmidt.

Zudem wurde im vergangenen Frühjahr eine Schiebetür zwischen Alt- und Neubau eingebaut, um den Gastraum vom Rest der Biwakschachtel abzutrennen. Seither, so Schmidt, gebe es keine Probleme mehr. Auch wenn die Kündigung überraschend kam: Dankbar blickt die Wirtin auf die vergangene Zeit in der Biwakschachtel zurück, die sie mit den engagierten Alpenvereins-Mitgliedern erfolgreich zusammen durchgestanden hat.