Ulrika Kunz zeigt mit einem Memo-Kit, was zu einem Cochlea-Implantat gehört und wie es funktioniert. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheit: Ulrika Kunz lebt mit einer Hörprothese / Info-Stand am Samstag in Villingen

Man sieht Ulrika Kunz ihre Krankheit nicht an. Nur wer ihr ganz nahe kommt und genau hinschaut, entdeckt hinter ihrem linken Ohr ein winziges Etwas in elegantem Dunkelrot. Ulrika Kunz wurde vor gut zwei Jahren ein Hörgerät implantiert.

Villingen-Schwenningen. Schon als junge Frau erlitt sie eine Innenohrerkrankung, die einen fortschreitenden Hörverlust mit sich brachte und bis – das wusste sie – zur Ertaubung führen würde. "Zuerst wollte ich das nicht so richtig wahrhaben, doch ich habe gelernt, es zu akzeptieren", sagt sie im Rückblick.

25 Jahre lang behalf sie sich mit klassischen Hörgeräten, dann fiel die Entscheidung: Ulrika Kurz ließ sich an der Uniklinik in Tübingen eine elektronische Hörprothese, ein sogenanntes Cochlea-Implantat (CI) einsetzen. Mit der Operation geht eine lebenslange Nachsorge und regelmäßiges Hör- und Sprachtraining einher, denn auch nach Einsatz des Implantates sei man immer noch hörgeschädigt, gibt Ulrika Kunz zu bedenken. "Man hört anders, elektronischer", erklärt sie.

Gleichwohl kann man es durch regelmäßiges Training schaffen, die Qualität der ankommenden Töne zu verbessern, Sprache zu verstehen und Geräusche einordnen zu können. "Ich kann heute schon wieder ein gutes Musikstück genießen", sagt sie. Einmal wöchentlich geht sie zur Logopädin, regelmäßig zu Audiologen, die das Implantat nachjustieren.

Besonders das Telefonieren habe zunächst nur schwer funktioniert, erinnert sie sich. Doch auch das hat die Finanzbuchhalterin mit viel Elan und Ehrgeiz geschafft.

Um ihre Erfahrung und Motivation anderen Hörgeschädigten weitergeben und sich mit gleichfalls Implantierten austauschen zu können, hat Ulrika Kunz im April 2016 eine Selbsthilfegruppe gegründet, eine von jetzt 13 in Baden-Württemberg, die inzwischen rund 50 Mitglieder hat. Und sie hat sich das Thema "Öffentlichkeitsarbeit" auf die Fahnen geschrieben, denn zu ihrem Entsetzen mussten sie und ihre Mitstreiter feststellen, dass noch nicht einmal alle HNO-Ärzte die Möglichkeit der Cochlea-Implantation kennen.

Interessierte haben am Samstag, 1. Juli, die Gelegenheit, Ulrika Kunz und ein Teil ihres Teams vor dem Hör-Studio Eichenlaub in der Niederen Straße 74 in Villingen an einem Informationsstand kennenzulernen. Außerdem finden in den Monaten Januar, April, Juli und Oktober, das nächste Mal am 22. Juli, 14 Uhr, eine Info-Veranstaltungen mit Referenten im Wohnpark-Treff in der Hammerhalde (Am Affenberg 46/3) statt. Am 8. August trifft man sich im Gasthaus "Krone" in Bad Dürrheim um 18 Uhr wieder zum Stammtisch.

Mikrofon hinter Ohrmuschel

Wie funktioniert ein CI? Ein Mikrofon hinter der Ohrmuschel nimmt die akustischen Signale auf und leitet sie zum Soundprozessor. Dieser wandelt die Sprache in elektronische Signale um und gibt sie über die magnetisch auf der Kopfhaut anhaftende Sendespule weiter an das Implantat. Dort werden die Signale entschlüsselt und an die ins Innenohr eingeführten Elektroden weitergeleitet, die den Hörnerv stimulieren. Die Kosten eines CI werden von Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern übernommen.

Weitere Informationen: www.civ-bawue.de oder direkt bei Ulrika Kunz, Telefon: 07721/2067246 und ulrika.kunz@civ-bawue.de