Die Tattoo-Artistin schottet sich mit Kopfhörern ab, damit sie sich voll auf ihren Kunde konzen­trieren kann. Foto: Heinig

Vierte Auflage von "INK-Style VS" voller Erfolg. Jedes Motiv erzählt Geschichte. Mit Fotos

VS-Schwenningen - "Alles ist Kunst" und "Jedes Motiv erzählt eine Geschichte" – diese Aussagen von Menschen, die sich unter Schmerzen Tinte unter die Haut spritzen lassen, erklären deren Motivation.

Bei der vierten Auflage der Tattoo-Messe "INK-Style VS" am Wochenende auf dem Messegelände in Schwenningen waren es so viele wie noch nie. Veranstalter Filippo Lo Verde hatte vor vier Jahren offensichtlich den richtigen Riecher. Die "INK-Style VS" wächst seither stetig sowohl von Seiten der Anbieter als auch Besucher.

Am Samstag und Sonntag füllten die 170 Tattoo- und Piercing-Artisten schon zwei Hallen, und mit mehr als 3000 wurde ein neuer Besucherrekord registriert.

Sie heißen "Color Chaos", "Stichpunkt", "Bodypain" oder "Heartcore Ink" und ihr Name ist immer auch Programm. Die Tätowierer beider Geschlechter betrieben ihr Handwerk vor Ort zu per Internet vereinbarten Terminen, aber auch in Sitzungen für Kurzentschlossene.

Miriam und Tony haben alles drauf: die derzeit angesagten Maori-Tattoos nach dem Vorbild neuseeländischer Ureinwohner, "Trash Polka", eine in Würzburg entstandene Art moderner Kunst auf der Haut und die besonders bei den Damen beliebten japanischen Motive wie Kois, Blumenranken und Wasserelemente. Das Ehepaar aus Wolfach veranstaltet mit seiner Kunst zu Hause regelmäßig Spendenaktionen zu Gunsten von "Ärzte ohne Grenzen".

Der Körper als "Dauer-Baustelle"

Viele Besucher kamen, um ihr "full sleeve" fortführen zu lassen. "Ein Tattoo ist nie fertig", erklärt Benny aus Sinzheim, der sich nach 13-jähriger Berufserfahrung auf die Disziplin "free hand" spezialisiert hat. Schablonen sind bei ihm nicht zu finden.

Martialische Motive wie Totenköpfe, Messer und wilde Tiere – auch wenn das Auftreten, die Standdekoration und das Aussehen der Tätowierer anderes vermuten lassen: In der Szene herrscht ein Ehrenkodex. Kein Jugendlicher unter 18 Jahren kommt ihnen unter die Nadel, und auch sichtbare Hautflächen oder gar das Gesicht nehmen sich viele Artisten gar nicht erst vor. Daniela aus Besigheim hat trotzdem einen Tätowierer gefunden, der auch noch die letzten Zentimeter ihres Körpers verziert – bei ihm ist sie schon lange Kundin, man kennt sich. Schmerzempfindliche Menschen, für die weder ein Tattoo noch ein Piercing als Körperschmuck in Frage kommt, die fanden bei "Onkel Uwe" Romantik-Dessous oder nebenan Weizenschnaps in Marmeladengläsern wie in den Zeiten der amerikanischen Prohibition.