Beifall von Publikum, Orchster und Dirigent Iwer gibt es für Thomas Leyendecker. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Festkonzert: Herausragender Solist: Thomas Leyendecker von den Berliner Philharmonikern

Ein erlesenes Programm bot das Sinfonieorchester VS zum Tag der deutschen Einheit, und Dirigent Jörg Iwer zeigte kompositorische Größe mit seinem Konzert für Bassposaune und Orchester.

VS-Villingen. Als herausragender Solist war Thomas Leyendecker von den Berliner Philharmonikern zu hören. Die Welturaufführung des dreisätzigen Werkes Iwers zeugte von kompositorischer Dichte unter Einbindung verschiedener Stilelemente von Renaissance bis Jazz.

Spritzig war vor allem das Finale, das in pseudoasiatische Gefilde führte, südamerikanische Impressionen einbrachte, elegant-weich klang und "Innsbruck, ich muss dich lassen" durchhören ließ, dessen Choral bereits im Moderato hervortrat und durch die Harfenklänge einen extravaganten Reiz erhielt. Der Kopfsatz zeugte von anspruchsvoller, permanent wechselnder Metrik, lebendigen Rhythmen, teils harmonischer Breite, auch von griffigen Dissonanzen. Bedeutung erhielten die Röhrenglocken und das Xylophon, um geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen. Teils war latent ein jazziger Rhythmus unterlegt, der durch den Solisten aufgegriffen wurde, der immer wieder neue Themen offenbarte, die durch das Orchester beantwortet wurden. Tutti-Solisten waren gekonnt von Piccolo, Klarinette, Bassklarinette oder Celli.

Leyendecker ließ vor allem die Themenvariationen zum Genuss werden. Von meditativer Ruhe war der Mittelsatz geprägt, aber auch dramatische Jericho-Momente waren zu spüren. Sensitiv kam das Solo wirkungsvoll herüber und der Solist musste teils in hohe Lagen klettern. Friedlich klang der Satz mit einer Episode der Konzertmeisterin aus. Waren bei den Konzert das virtuose Können von Ansatz-, Blas- und Zugtechnik zu bewundern, so wurde der Eindruck durch die rasante Barock-Zugabe noch überhöht.

"Ich hab’ mich ergeben", mit diesem patriotischen Gesang schmückte Johannes Brahms neben "Was kommt dort von der Höh" und dem Studenten-Renner "Gaudeamus igitur" seine Akademische Festouvertüre. Im Franziskaner war sie ein Bekenntnis von Orchester und Dirigent zum Tag der Deutschen Einheit. Frisch, munter und sauber musiziert, war sie eine passender, feierlicher Gruß nach Berlin.

Zum Schluss gab es die Neunte Sinfonie von Antonin Dvorák, bei der man sich etwas mehr Präzision gewünscht hätte. Insgesamt wurde jedoch eine nachvollziehbare Interpretation geboten, bei der vor allem das Englischhorn mit seiner Largokantilene hervorragend beeindruckte.

Das Konzert des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen am Feiertag nahm Oberbürgermeister Rupert Kubon zum Anlass, das Publikum zum Tag der deutschen Einheit zu begrüßen. Kürzlich war das Stadtoberhaupt in Berlin, wo er den Blick vom wieder errichteten Haus des Malers, Grafikers und Leiters der Preußischen Akademie der Künste Max Liebermann genießen konnte. Kubon konnte auf das Brandenburger Tor und den Bundestag blicken. Er sah Reste der Berliner Mauer. Der Ort erinnerte an 1933, als Liebermann einen folgenreichen Fackelzug ansehen musste, der zu Katastrophe und zur Teilung Deutschlands führte. Es lohne sich, dankbar für die Wiedervereinigung zu sein und nicht außer Acht zu lassen, dass aktuell weltweit wieder Bomben fallen, so Kubon.