Mehr als nur ein Erdgasspeicher: Die Villinger Gaskugel gilt als größtes Kunstwerk der Stadt Villingen-Schwenningen im öffentlichen Raum.Fotos: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Auch VS hat für Kunstkritiker kuriose Kunstunfälle zu bieten / Der größte davon: die Erdgaskugel an der B33

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Ist das Kunst, oder kann das weg? Nein, weg kann die Gaskugel vor Villingen sicherlich nicht – dass sie aber Kunst sein soll, sogar das größte Kunstwerk im öffentlichen Raum, das die Stadt Villingen-Schwenningen zu bieten hat, das verblüfft die Betrachter dann doch.

2003 wurde der Erdgasspeicher zwecks technischer Überprüfungen einmal komplett entleert – vier Musiker nutzten die Gunst der Stunde und improvisierten im Inneren der Kugel mit Musik und Sprache, sie wurde zum kunstvollen Klangraum. Doch auch ihr Äußeres, so unschön es mancher finden mag, ist Kunst: Der Künstler Horst Antes hat die Kugel an der Bundesstraße 33, die mit ihren 25 Metern Durchmesser weithin sichtbar ist, nämlich farblich gestaltet und ihr so den Status eines Kunstwerks verliehen. Nun, am Tag des offenen Denkmals am 13. September, kommt der Gaskugel daher die seltene Ehre zu, auch als solches betrachtet zu werden: In einer Führung durch den Stadtwerke-Chef Ulrich Köngeter und Galerieleiter Wendelin Renn betrachten die Teilnehmer die Gaskugel, wie sie sie vielleicht noch nie gesehen haben. Abends gibt es im Guckloch-Kino auch noch den Film zum Klangkunst-Projekt von SWR-Redakteur Klaus Peter Karger zu sehen.

Für die Einen also wertvolle Kunst, für die Anderen wohl eher einer der kuriosesten Kunst-Unfälle, die VS zu bieten hat. Und davon gibt es noch weitere: Der viel gescholtene "rostige Nagel" auf dem Dach des Kreisklinikums beispielsweise. Was hier stolz als Kunst am Bau präsentiert wird, treibt so manchem Bürger angesichts der Kosten für das Gesamtkunstwerk von 250 000 Euro die Zornesröte ins Gesicht. "Das soll Kunst sein?!", es dürfte eine der meistgehörten Fragen auf dem Klinikum-Vorplatz sein.

Wären sie die Putzfrau aus dem Dortmunder U, seit deren Malheur der Satz "Ist das Kunst, oder kann das weg?" die Runde macht, wäre die Frage schnell beantwortet: "Das kann weg". Besagte Putzfrau nämlich dachte sich nichts anderes und putzte den Kalkfleck im Dortmunder U einfach weg, nicht wissend, dass sie gerade einen Teil des Kunstwerks "Wenns anfängt durch die Decke zu tropfen" von Martin Kippenberger weggeputzt und damit Schaden in Höhe von 800 000 Euro angerichtet hat.

Nun kosteten das Kunstwerk "Der Linie lang" von Robert Schad, das aus der 30 Meter langen Stabskulptur auf dem Dach sowie der Schlaufe auf dem Klinikum-Vorplatz besteht, "nur" 250 000 Euro, doch auch diese Viertelmillion ist für Kritiker dieser Kunst die reinste Verschwendung.

Ähnlich kontrovers wurde in Villingen schon einmal diskutiert: 1999, als das "Schwenninger Orange" vor der Villinger Neuen Tonhalle installiert worden ist. Die drei orangefarbenen Rahmen aus den Händen des oberschwäbischen Künstlers Gerold Miller sorgten nicht weniger für Erstaunen als der Name der Kunst für Villingen: Schwenninger Orange. Der Architekt Michael Muffler, der die Neue Tonhalle gebaut hatte, hat die Skulptur im Rahmen der Einweihung als Geschenk an die Stadt übergeben.