Foto: Schwarzwälder-Bote

Land gibt Hoheit an DB-Fernverkehr ab. Taktverkehr könnte bei schlechter Auslastung in Gefahr sein.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Der Interimsverkehr auf der Gäubahn geht im Dezember in die zweite Stufe. Dann gilt auf den Intercity-Zügen der Nahverkehrstarif.

Auf den ersten Blick hört sich das Interimskonzept, das das Land mit dem Fernverkehr der Deutschen Bahn abgeschlossen hat, kundenfreundlich an. Reisende zwischen Stuttgart und Singen/Konstanz können die Intercity-Züge (IC) mit dem Nahverkehrs-Ticket fahren. Eingeschlossen ist auch das Baden-Württemberg-Ticket. Die Offensive des Landesverkehrsministers Winfried Hermann, dass die Räder im ganzen Land in allen Nahverkehrszügen kostenlos ab 9 Uhr mitgenommen werden können, trifft in den Gäubahn-ICs nicht zu. Das Fahrrad unterliegt dem teureren Fernverkehrstarif und muss vorher angemeldet werden.

Dies wird einige Probleme geben, da nur noch zwischen Stuttgart und Rottweil Nahverkehrszüge fahren werden. Diese wiederum haben in Rottweil in beiden Richtungen schon seit über einem Jahr (Interims-Phase eins) keinen direkten Übergang auf den Nahverkehr nach Villingen oder Tuttlingen. Dies bedeutet heute schon, dass Reisende aus Donaueschingen oder Villingen-Schwenningen nur noch alle zwei Stunden Richtung Oberndorf, Sulz oder Stuttgart fahren können. Mit dem Gutachten Interim Plus wollten die betroffenen Kommunen einen stündlichen IC-Halt möglich machen. Die Deutsche Bahn möchte dafür aber zusätzlich rund 1,5 Millionen Euro für drei weitere Halte im Jahr haben.

Das Verkehrsministerium sieht sich an den Vertrag bis 2025 gebunden.

Die Deutsche Bahn wiederum bricht den Vertrag, da die Intercity-Doppelstockzüge vorerst nicht stündlich zwischen Stuttgart und Zürich fahren werden. Beim Antrag zum Bau der Züge hat die DB vergessen, dass die moderne Sicherheitstechnik der Schweizer eingebaut werden muss.

So fahren die IC-Dosto nur alle zwei Stunden zwischen Stuttgart, Rottweil und Singen. Dort werden die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) die Reisenden nach Zürich abholen. Die bisherigen Regionalexpresszüge auf der Gäubahn bis Singen gibt es ab Dezember nicht mehr. In der anderen Stunde fahren wegen des DB-Problems wie bisher die Intercitys der SBB zwischen Zürich und Stuttgart.

Bei diesem Interimsvertrag gibt das Land außerdem die Hoheit über den Gäubahnverkehr an DB-Fernverkehr ab. Sollten ICs schlecht ausgelastet sein, könnten diese gestrichen werden. Damit wäre der Taktverkehr in Gefahr. Befürworter des Ausbaus der Gäubahn und deren Beschleunigung müssen nach derzeitigem Stand also warten, bis der Interimsvertrag 2025 ausläuft. DB-Netz müsste nach dem Hochsetzen in die oberste Priorität im Bundesverkehrswegeplan bald mit dem Ausbau beginnen. Die Beschleunigung könnte aber schon früher erfolgen, da die Gäubahn schon heute neigetechniktauglich ist. Die Neigetechnikzüge der SBB, die ETR 610, stünden in einigen Jahren zur Verfügung, sagte die Schweizer Botschafterin Christine Schraner Burgener in Konstanz.

Mit der Eröffnung des Gotthardbasistunnels vor einem halben Jahr fehlen immer noch die Ausbauten jenseits der Grenze, so auch der Gäubahn, um vor allem den Güterverkehr auf der Schiene durch Europa schneller transportieren zu können, erklärte die Botschafterin weiter.