Pflegedienste, Seniorenheime und Hospize wollen sich besser auf die kulturellen Bedürfnisse Älterer mit Migrationshintergrund einstellen. Vera Dold, Hans-Jürgen Braun, Konstanze Messner, Bettina Rieker, Isabelle Schneider, Carina Wong, Kerstin Ebner, Brigitte Neumann-Ibrahim, Maria Noce und Monika Fadhila arbeiten an der Vernetzung mit Vereinen ausländischer Mitbürger. Foto: Staiger Foto: Schwarzwälder-Bote

"Kultursensible" Altenhilfe stellt sich auf Bedürfnisse Älterer mit Migrationshintergrund ein

Villingen-Schwenningen (bs). Wie können sich Pflegedienste, Seniorenheime und Hospize besser auf die kulturellen Bedürfnisse älterer Menschen mit Migrationshintergrund einstellen und kulturelle Barrieren bei Angehörigen Pflegebedürftiger überwinden? Diese Frage beschäftigt den "Steuerungskreis Gesundheit und Ppsychosoziale Lage". Er lud daher ausländische Vereine, Migrantenorganisationen und Gruppen zum Gespräch ein.

Gekommen waren auf Einladung von Konstanze Messner, Geschäftsführerin des städtischen Integrationsbeirates, der Leiter des Altenheimes St. Lioba, Hans-Jürgen Braun, mit Vera Dold und Bettina Rieke, vom Pflegestützpunkt des Kreises Carina Wong und Isabelle Schneider, Monika Fadhila von der Diakonie, Brigitte Neumann-Ibrahim und Kerstin Ebner vom Caritas-Verband sowie Maria Noce vom Hospitz Via Luce.

Die Referenten stellten die Arbeit ihrer Pflegeeinrichtungen oder Beratungsdienste vor und tauschten sich aus über kulturelle Besonderheiten bei der Pflege von Angehörigen und auch über religiöse Bedürfnisse mit den Vertretern von Vereinen und Gruppen ausländischer Mitbürger.

Anschaulich schilderte Maria Noce typische Situationen in ihrem Hospitz bei der Pflege Sterbender. Sie erzählte von Fällen zuckerkranker Menschen, die dennoch den Ramadan einhalten wollten, oder auch von den Besonderheiten der Totenehrung bei süditalienischen Familien, deren Gefühle verletzt würden, wenn zum Beispiel dem Toten das Kinn nicht in traditioneller Weise gebunden würde.

Um solche kulturellen Besonderheiten zu erkennen, brauchte es nicht nur Mitarbeiter, die selbst aus den entsprechenden Kulturen stammen, wie dies auch im Altenheim St. Lioba schon der Fall sei. Vielmehr sei auch ein Austausch zwischen den Kulturgruppen und Pflegeeinrichtungen in der Stadt notwendig.

Der Sprecher des türkischen Vereins, Milli Görüs, erklärte sich spontan bereit, in die Einrichtungen zu kommen, um über religiöse Besonderheiten aufzuklären. In den Gesprächen wurde sehr schnell deutlich, dass viele ältere Menschen der ersten Einwanderergeneration eine gewisse Scheu haben, in ein Altenheim zu gehen, weil sie nicht wüssten, was dort auf sie zukäme, sprachliche Barrieren spielten auch noch eine größere Rolle.

Aber auch Angehörige muteten sich oft zu viel zu. Es wurde von Fällen berichtet, in denen pflegende Angehörige aufgrund einer kulturell bedingten andersartigen Auffassung von Privatsphäre lieber bis zum Zusammenbruch ihre Groß- und Urgroßeltern pflegten als Fremde in die Familie kommen zu lassen.

Der Steuerungskreis hofft, dass Mitbürger mit Migrationshintergrund künftig öfter und mit weniger Scheu auf Behörden und Beratungsstellen zugehen, wenn sie Hilfe bei der Pflege von Angehörigen brauchen oder selbst Pflege in Anspruch nehmen wollen.