Der Zebrastreifen wurde versetzt. Foto: Stadtverwaltung

Rad ist in Stadt eines der wichtigsten Verkehrsmittel. Schwenningen ist das Sorgenkind.

Villingen-Schwenningen - Manche nehmen es zur Arbeit, andere zu Ausflügen – das Fahrrad ist in VS längst eines der wichtigsten Verkehrsmittel. Doch es benötigt eine spezielle Infrastruktur. Die Stadtverwaltung hat nun den Gemeinderat über den Sachstand informiert.

Einiges ist schon geschehen, doch von einer wirklich fahrradfreundlichen Stadt ist man noch weit weg. Zuletzt hatte die Stadt sich dem Thema Radverkehr 2012 gewidmet. Durch die stärkere Verbreitung der elektrischen Fahrräder, Pedelecs genannt, gibt es auch immer mehr Radpendler. Dies erfordere laut der Informationsvorlage der Doppelstadt, dass das Radnetz für die Alltagsfahrer über die Städte hinaus geplant und koordiniert werden müsse. Bei Verkehrszählungen zeichne sich ein deutlicher Trend zu mehr Radlern ab. Die größte Steigerung – eine Verdopplung auf mehr als 1000 Radfahrer pro Tag – habe man in der Warenburgstraße festgestellt. Der Ausbau der Radroute Richtung Marbach wirke sich dort positiv aus.

Finanzierung des Ausbaus

Bei den Radwegen muss innerörtlich zwischen straßenunabhängigen und Straßenwegen unterschieden werden. Straßenunabhängige Wege, wie der Neckarradweg in Schwenningen, können als alleinstehende Projekte abgewickelt werden. Die Straßenradwege werden derweil nur dann ertüchtigt, wenn die Straße ohnehin saniert werden muss. Die Finanzierung erfolgt bei straßenunabhängigen Radwegen über die Stadt, die den Landeszuschuss ausbezahlt bekommt. Bei Wegen entlang von Kreisstraßen übernimmt der Kreis die Hälfte der nach dem Landeszuschuss verbleibenden Kosten.

Dass definitiv Handlungsbedarf besteht, zeigte bereits eine Studie. 2014 führte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) den so genannten Fahrradklimatest durch, bei dem Villingen-Schwenningen mit der Note 4,1 unterdurchschnittlich abschnitt. Dabei fielen besonders die unterschiedlichen Bewertungen der Wege durch Villinger und Schwenninger auf. Große Defizite beständen vor allem im Stadtbezirk Schwenningen. Radwege würden oftmals nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen, und durchgehende Wege gebe es nur entlang des Neckars. Laut ADFC müsse man die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln gering halten. Ideal seien Tempo-30-Zonen.

Fazit und Bewertung

Generell gilt die Öffnung von Einbahnstraßen als effektivste und günstigste Maßnahme für Radfahrer. Da bestehe vor allem in Schwenningen noch großer Bedarf, da dort ganze Stadtteile als Einbahnstraßensystem konzipiert sind. Auch so genannte Fahrradstraßen, in denen Radfahrer Vorrang haben und nebeneinander fahren dürfen, sind hilfreich. Als solche ausgezeichnet sind bereits die Schwenninger Talstraße, der Neckarpark, die Oberen Wiesen sowie der Villinger Neuwiesenweg.

Der ADFC hebt vor allem diese in seiner Bewertung der Fahrradfreundlichkeit Villingen-Schwenningens hervor. Auch gebe es mittlerweile einige Schutzstreifen und geöffnete Einbahnstraßen, wenn auch noch zu wenige. Positiv sei zudem, dass die Fußgängerzonen für Radfahrer frei seien.

Potenzial sieht der Radfahrverband bei der Wegweisung in Schwenningen. Weitere Probleme sind ungeeignete Bordsteinradwege, Verschwenkungen und Einmündungen an Fahrradstreifen, beispielsweise in der Warenburgstraße, sowie Drängelgitter wie an der Unterführung bei der Mönchweilerstraße. Außerdem würden Radfahrer an Kreuzungen häufig benachteiligt, könnten diese nicht direkt kreuzen oder hätten keine Querungshilfen. Zudem seien in Schwenningen viele Verbindungen unzureichend. "Es fehlt ein klares Konzept", lautet das Fazit des Fahrradclubs.

Nächster Test steht an

Bei den Radnetzverbindungen zwischen den Teilorten und zu den Nachbargemeinden sei man laut Information des Technischen Ausschusses auf einem guten Weg. Im Laufe des Monats steht der nächste Fahrradklimatest an. Dieser wird voraussichtlich besser ausfallen, sind doch schon einige Maßnahmen durchgeführt worden und viele in Planung. Vom Idealfall dürfte die Doppelstadt trotzdem noch ein gutes Stück weg sein.

Einiges ist in Sachen Optimierung schon geschehen. So bekam beispielsweise die Radroute von Villingen nach Marbach, beginnend in der Niederwiesenstraße, mit einem Linksabbiegestreifen, zwei Mittelinseln, Straßenbeleuchtung und Asphaltierung in den Oberen Wiesen ein neues Gesicht für 135 000 Euro. Ebenso wurde im Frühjahr diesen Jahres der Neckarradweg zwischen Lupfenstraße und Rottweiler Straße für 330 000 Euro ausgebaut und um eine Unterführung ergänzt. Parallel wurde eine Verbindung des Baugebietes Strangen an das Radnetz der Römerstraße gebaut.

Seit 2011 ist das Projekt Stadteinfahrt West Villingen aktuell. Dort wird der ganze Straßenraum erneuert mitsamt den Radverkehrsanlagen. Das geschah bereits beim Neuwiesensteg. In diesem Jahr steht die Straße Am Krebsgraben mit Radfahrstreifen und -wegen an. Die Lahrer Straße erhält zudem einen Schutzstreifen und Mittelinseln als Querungshilfe. Noch im Gange sind die Maßnahmen am Steinkreuzweg. Ebenso in Arbeit ist der Ausbau der Querungsstelle Mönchweiler Straße. So soll mithilfe einer Verlängerung der Mittelinsel sowie einer Ampel die Überquerung der drei Fahrspuren möglich gemacht werden.

Höchste Priorität hat nach Angaben des Informationsmaterials der Radweg von Marbach nach Brigachtal. Im Herbst soll der Weg zum Beschluss vorgelegt werden. Außerdem stehen die Verbindungen von Pfaffenweiler nach Rietheim und von Pfaffenweiler nach Villingen auf dem Zettel des Stadtbauamtes. Bei letzterem geht es um die Befestigung der Schotterwege. Zu diesem Projekt, das rund 175 000 Euro kosten soll, laufen zurzeit Abstimmungen mit dem Naturschutz. Richtige Lücken im Radnetz bestehen beispielsweise in der Schwenninger Spittelstraße. Im Zuge der Sanierung des Marktplatzes kann dort ein neues Radwegekonzept verwirklicht werden. Außerdem soll die Straße südlich vom Rathaus künftig in beide Richtungen befahrbar sein. Die Maßnahme beginnt noch dieses Jahr. Die Öffnungen der Bürk- und Rathausstraße soll 2017 erfolgen. Geplant ist ebenso eine Überarbeitung des Bereichs Bertholdstraße in Villingen. Dort muss der Radfahrer stadteinwärts ab der Bahnhofstraße vom Schutzstreifen auf die stark befahrene Straße wechseln. Stadtauswärts sei die Gefahr aufgrund der hohen Verkehrsstärke und Mehrspurigkeit noch größer. Die Straße sowie die Stützmauern sind ohnehin sanierungsbedürftig. Zudem befinde sich laut Infovorlage am Abzweig zur Bahnhofstraße ein Unfallschwerpunkt. In ferner Zukunft steht noch die Weiterführung des Radverkehrs an der Villinger Straße bis zum Stadtzentrum Schwenningen an. Zudem möchte das Stadtbauamt sich dem Radweg von Mönchweiler nach Villingen entlang der Landesstraße 181 widmen.