Am Dienstag wurden Passanten von aggressiven Werbern verschont. Zur Freude auch von den Händlern am Zähringerkreuz. Foto: Huber

Mike Lorenz kein Einzelkämpfer mehr. Geschäftsleute suchen Kontakt zu Stadtverwaltung.

Villingen-Schwenningen - Mike Lorenz ist kein Einzelkämpfer mehr. Nicht nur ihn nerven aufdringliche Werber vor seiner Villinger Geschäftstüre. Auch für andere Einzelhändler ist das Maß voll.

Lorenz, der seit zwei Jahren ein Geschäft in der Oberen Straße hat, machte den Anfang und stellte die teils so penetranten Werber an den Infoständen als erster an den Pranger. Tags darauf schon erweiterte sich der Kreis der entnervten Händler. Nicht nur Lorenz beobachtet, dass an Werbe-Tagen das Kunden-Aufkommen sinkt und, parallel dazu, auch die Umsätze nach unten zeigen. Die meisten betroffenen Geschäftsleute, so das Fazit von Julia Hertz (More&More), empfinden das Auftreten der jungen Leute als geschäftsschädigend. "An den Tagen, an denen die unterwegs sind, verlassen Passanten fluchtartig den Platz." Die Folge: Deutlich weniger Kundenfrequenz und damit weniger Umsatz. Noch ärgerlicher für sie: "Meine Kunden werden angesprochen, wenn sie in den Laden gehen möchten oder sich die Auslagen betrachten."

Ähnlich sieht dies auch Claudia Stetter, Geschäftsführerin der Parfümerie Butta. "Die sind teils wirklich sehr aufdringlich", stimmt sie in den Chor der Händler-Kritik ein. Da gehe niemand mehr in ein Geschäft, wenn diese Mitarbeiter vor einer Eingangstüre stehen. Problematisch empfindet es Stetter auch, dass ein "Nein" der Passanten nicht respektiert werde und die Werber "denen noch hinterher rennen". Das Team von "Benetton" unterstreicht die Kritik: Manche Kunden trauen sich erst gar nicht mehr in den Laden, wenn diese Leute in der Nähe seien. "Die sind zwar nicht unhöflich, aber doch sehr penetrant." Einzig die Mitarbeiter aus einem Reisebüro nahe des Zähringerkreuzes sehen die Sache mit den Infoständen etwas entspannter. "Überdreht sind die schon, aber doch freundlich und eben sehr engagiert."

Anders dagegen das Bild am Dienstag an den Infoständen. Schon fast schüchtern standen die Werber vom Bund deutscher Tierfreunde am Zähringerkreuz. Auf das Verhalten der Montags-Werber vom WWF angesprochen, bekräftigen sie: "So gehen wir nicht vor." Das Interesse der Passanten heute? "Gegen Null", meint einer und nennt den Grund. Das Verhalten der Werber vom Vortag.

Schmerzgrenze erreicht

Für das Gros der Händler ist jedoch die Schmerzgrenze erreicht. Einige suchten den Kontakt zur Stadtverwaltung. Geschäftsfrau Julia Hertz verspricht sich einiges davon, denn das Gespräch mit der Stadt sei offen und konstruktiv gewesen. Man habe sich sogar für die Rückmeldung bei ihr bedankt. Madlen Falke von der Pressestelle der Stadt bestätigte, dass man bei der Standortwahl Rücksicht auf die Händler nehme. Zudem sei im Zusammenhang mit der neuen Sondernutzungssatzung auch das Thema Promotion-Stände verwoben. "Dabei werden wir uns das Thema genau ansehen."

Der Bericht über "davon- laufende Kunden" hatte auch im sozialen Netzwerk Facebook für Furore gesorgt und wurde zigfach kommentiert. "Bin auch schon Zeuge des WWF-quer-über-den-Latschariplatz-Werbegeschreis geworden und fluchtartig weitergaloppiert.....", schreibt ein anderer. "Gott sei Dank, endlich hagelt es mal Kritik an diesen Nervensägen", schreibt ein weiterer. Auch die Fb-User machen das, was Geschäftsleute vor ihren Läden bei Passanten beobachten: Straße wechseln und das Weite suchen.