Migräne entwickelt sich zu einer Volkskrankheit. Foto: Killig

Kopfschmerzen auf dem Vormarsch. Immer mehr Frauen sind betroffen. Alltag kann zur Qual werden.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Ein quälendes Stechen und Pochen im Kopf, Lärm- und Lichtempfindlichkeit sowie Übelkeit – immer mehr Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis sind von Kopfschmerzen und Migräne betroffen.

Das stellen die Krankenkassen im Kreis unabhängig voneinander fest.

So waren laut AOK 2868 dort Versicherte nach aktuellen Zahlen 2015 deswegen in Behandlung. Das ist eine Steigerung um 20 Prozent in fünf Jahren. "Altersübergreifend leiden im Schwarzwald-Baar-Kreis 9,47 Prozent unter Kopfschmerzen", erklärt Philipp Geisberger, Regionalgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse in Villingen-Schwenningen. Vor allem jüngere Menschen seien im Kreis betroffen.

Bei 14,3 Prozent der 18- bis 23-Jährigen wurde ein Klopfen, Stechen oder Pochen im Kopf ärztlich diagnostiziert. Das ist mehr als im Bundesdurchschnitt (14,26 Prozent). "Warum gerade junge Menschen so oft betroffen sind, bleibt offen, "möglicherweise nimmt der Druck auf die jungen Leute stetig zu", so Geisberger. Er vermutet eine wesentlich höhere Dunkelziffer, "doch junge Menschen gehen tendenziell seltner zum Arzt, weshalb wir sie mit Präventionsangeboten erreichen müssen." Deswegen fördert die Barmer an ausgewählten Universitäten das Pilotprojekt "KopfHoch" zur Vermeidung von Kopfschmerzen bei Studierenden sowie die Migräne und Kopfschmerz-App "M-sense". Diese App entdeckt individuelle Risikoprofile, indem sie den Verlauf von Migräne und Spannungskopfschmerzen analysiert.

Dass Frauen häufiger unter Kopfschmerzen leiden, sei kein Vorurteil, meint die AOK. Im Kreis stellten sie drei Viertel aller Betroffenen. "Am stärksten betroffen sind Frauen im Alter von 35 bis 54 Jahren.

In dieser Altersgruppe leiden acht Prozent aller Frauen unter Migräne. Männer sind zwar weniger betroffen, bei ihnen stiegen die Migräneerkrankungen aber stärker: Um 24 Prozent im Fünf-Jahres-Zeitraum. Die Dunkelziffer dürfte aber noch wesentlich höher sein, weil nicht alle Betroffenen zum Arzt gehen", stellt die AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg in einer aktuellen Presseinformation fest. Sabine Knapstein, Ärztin bei der AOK, schätzt, dass innerhalb eines Jahres zirka sechs Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen an Migräne und deren Symptomen leiden.

Stress und Schlafmangel sowie Reizüberflutung können Ursachen sein

Genaue Ursachen seien nicht bekannt, es gebe jedoch eine genetische Veranlagung. "Zu den Auslösern einer Migräne zählen unter anderem hormonelle Schwankungen, aber auch Stress und Schlafmangel, Reizüberflutung, das Auslassen von Mahlzeiten und Blutzuckerschwankungen".

Kopfschmerzen, so sagt Regionalgeschäftsführer Philipp Gaisberger, "klingen banal und oft fehlt auch das Verständnis, weil keine äußeren Symptome sichtbar und Schmerzen auch nicht erfassbar sind wie beispielsweise Fieber."

Doch der Alltag könne für Kopfschmerz-Patienten zur Qual werden und deren berufliche oder universitäre Existenz gefährden.