Vital Mukuza (mit Gitarre) präsentierte der Kirchengemeinde Schwenningen am Samstag ein ideen- und erfolgreiches Ausbildungskonzept für einstige Kindersoldaten im Kongo. Unser Bild zeigt von links Maria Baier-D’Orazio, Andreas Güntter, Vital Mukuza, Klaus Gölz und Dieter Brandes. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Friedensbewegung: Kirchengemeinde unterstützt Projekt

Von Wolfgang Trenkle

VS-Schwenningen. " Schwerter zu Pflugscharen" lautete einst das Motto der Friedensbewegung in Anspielung auf ein Bibelzitat. Mit "Gitarre statt Gewehre" ist ein Bildungsprojekt im Kongo für ehemalige Kindersoldaten überschrieben, welches von der Evangelischen Kirchengemeinde Schwenningen unterstützt wird.

Vital Mukuza aus Bukavu, einer Grenzstadt des Kongos hin zu Ruanda, besuchte am Samstag die Kirchengemeinde. Was er und Projektberaterin Maria Baier-D’Orazio im Paulus-Gemeindehaus zu berichten hatten, erschreckte und ließ gleichzeitig Hoffnung aufblühen.

Im zweitgrößten Land Afrikas, dem einstigen Zaire, herrscht nach Diktaturen und zermürbenden Bürgerkriegen, noch immer Chaos mit einer Arbeitslosenquote von rund 80 Prozent. Die einstige belgische Kolonie gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Es finden sich kaum Strukturen, auf welche die vorwiegend junge Bevölkerung setzen kann, um ein gesichertes Leben zu beginnen. Seit 1992 engagiert sich der evangelische Entwicklungsdienst "Brot für die Welt" für das Ausbildungsprojekt CAPA (Centre d’Apprentissage Professionnel et Artisanal). Inzwischen konnten dort 7214 Menschen ausgebildet werden, so Vital Mukuza, Direktor des Projekts CAPA. Andere Schulen verlangten Schulgeld, aber damit seien die ärmsten Bevölkerungsschichten bereits wieder ausgegrenzt, so Mukuza.

"Wir kümmern uns besonders um einstige Straßenkinder, HIV-positive Frauen (meist Überlebende sexueller Gewalt), um Kindersoldaten oder die in der dortigen Gesellschaft ignorierten Menschen mit Behinderungen." Fachliches Wissen sei eine der wichtigsten Grundlagen, den Menschen eine Perspektive zu geben. Der Instrumentenbau sei nur eines von 19 Berufsfeldern, so Mukuza, wenn auch eines der ideenreichsten. Als weitere Berufe zählten die beiden Referenten Schreiner, Schlosser, Krankenpfleger oder Fachkräfte in der Lederbearbeitung auf.

"Wir versuchen möglichst flexibel auf die Anforderungen einzugehen", so Mukuza. Von den Schulabgängern seien inzwischen 176 Werkstätten im Land gegründet worden, erläuterte Mukuza den interessierten Besuchern weiter. Pfarrer Dieter Brandes, Koordinator der Brot für die Welt-Aktion in Schwenningen, betonte die enorme Multiplikator-Wirkung der neu gegründeten Werkstätten für das Land. "Brot für die Welt" hat uns auch dann unterstützt, wenn das Land wieder im Bürgerkrieg versank und andere Hilfsorganisationen sich zurückzogen", so Mukuza dankbar. Zur Veranschaulichung der Arbeit hatte er Lederwaren und eine Gitarre mit ins Gemeindehaus gebracht. Mit ihr stimmte gegen Ende der Veranstaltung Pfarrer Andreas Güntter noch ein Lied an und versicherte, der Aktion weiter beizustehen.