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Schwimmmeister treten in der Dunkelheit ihre Schicht an. Chlor- und ph-Werte werden kontrolliert.

Villingen-Schwenningen - Wenn um 6.30 Uhr die Frühschwimmer den Eingang des Kneippbads in Villingen passieren, dann muss alles passen. Hierfür sorgen die Schwimmmeister, die in der Dunkelheit ihre Schicht antreten.

Das Plätschern der Brigach und der knirschende Kies unter den Schuhen von Schwimmmeister Josef Krapf sind alles, was an diesem Morgen um 5.30 Uhr auf dem Weg zum Kneippbad zu hören ist. Noch sind es knapp 12 Grad Celsius – an Baden ist also eigentlich nicht zu denken. Doch: Der Tag verspricht heiß zu werden. Wenig später hat Krapf das wichtigste Arbeitsmittel des Morgens in der Hand – das Betriebstagebuch. »Hier werden alle relevanten Daten eingetragen.« Eine Aufgabe, die jeden Morgen vor dem Öffnen des Bads erledigt werden muss.

Nachdem der PC hochgefahren ist und die ersten Strahler den Eingangsbereich erleuchten, nimmt das morgendliche Ritual seinen Lauf. Routiniert schreitet er, ausgestattet mit Tagebuch und Schlüssel, durch die Dunkelheit. Zunächst erfolgt das Aufschließen und die Kontrolle der Toiletten und Umkleideräume, »da schaue ich einfach, ob von der Reinigung am Vorabend alles passt«. Im ersten Betriebsraum hinter den Sanitäranlagen erfolgt das Ablesen der Werte für das Warmwasser und die Duschen – dann widmet sich der Schwimmmeister dem Schmuckstück des Kneippbads, dem Schwimmerbecken.

Plane schützt das Becken

Über Nacht wurde das Wasser mithilfe von zwei Planen geschützt, die nun wieder zusammengerollt werden müssen. Eine Aufgabe, bei der Krapf nicht mehr alleine ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Helbig kontrolliert er das automatische Einziehen der beiden Bahnen. Sie geben das dampfende, knapp 25 Grad Celsius warme Wasser frei, während am Horizont schon das Morgenrot sichtbar wird. Schnell wird deutlich, dass die Frühschicht trotz des Arbeitsbeginns in der Dunkelheit durchaus seinen Reiz hat. »Zumal ich nach der Schicht noch etwas mit dem Tag anfangen kann«, erklärt der Verantwortliche des Kneippbads. Nachdem das Edelstahlbecken freigegeben wurde, folgt später noch die grobe Reinigung.

Anschließend geht es – nachdem der Gasverbrauch und die Laufzeit des Heizkessel kontrolliert und in das Betriebstagebuch eingetragen wurden – in das Herzstück des Kneippbads: die Wasseraufbereitungsanlage. »Hier befindet sich die gesamte Mess- und Regeltechnik«, erklärt der Schwimmmeister. Und hier entscheidet sich auch, ob die Becken überhaupt zum Schwimmen freigegeben werden können.

Es ist gegen 6 Uhr, als Josef Krapf Wasserverbrauch, den Gesamtwasserzähler, die Temperatur sowie die ph-Werte kontrolliert. Im Mittelpunkt steht hierbei jedoch das Chlor, das für die Desinfektion des Wassers sorgt. Stimmen hier die Werte nicht, kann das Wasser nicht freigegeben werden. »Das kam aber glücklicherweise noch nie vor.« Um den Chlorgehalt zu kontrollieren, entnimmt er eine Wasserprobe und führt anschließend die photometrische Messung durch. Im Bedarfsfall kann er anschließend die Zugabe von Chlor regulieren, jedoch muss hier immer die Waage gehalten werden. »Ein hoher Wert an gebundenem Chlor sorgt für einen starken Geruch und führt zu Augenreizungen – das ist auf Dauer nicht gut«, betont Krapf. Deshalb werden die Werte drei Mal täglich kontrolliert, um notfalls – auch manuell – eingreifen zu können.

13 Uhr ist Feierabend

15 Minuten später stehen die beiden Kollegen beim ersten gemeinsamen Kaffee zusammen, während vor dem Tor bereits die ersten Frühschwimmer auf den Einlass warten. Getan ist es damit an diesem Morgen aber natürlich noch nicht. Während die Wasserratten ihre Bahnen ziehen, kümmert sich das zweiköpfige Team um die Reinigung von Kneipp- und Planschbecken, später folgt ein weiterer Rundgang und die Zwischenreinigung der Sanitäranlagen. Zudem muss die Aufsicht gewährleistet sein. »Wenn ich, beispielsweise wegen eines Krankheitsfalls, alleine mit dem Frühschwimmern bin, fahr ich dann mit dem Fahrrad vom Becken zum Eingang, sobald jemand an der Kasse steht und zahlen möchte«, lacht der Schwimmmeister.

Unterstützung an der Kasse erhält das Team dann bei der zweiten Öffnung um 9 Uhr. Bis 13 Uhr trägt Krapf an diesem sonnigen Sommertag die Verantwortung für die Badegäste, die die idealen Bedingungen in der idyllischen Anlage genießen. Zu diesem Zeitpunkt ist auch die morgendliche Stille beim Dienstantritt längst dem freudigen Lachen der Kinder gewichen, die vergnügt über die Rutsche ins Wasser platschen.

Besucherzahlen

Im Vergleich zum vergangenen Jahr kann sich die Bäder VS bisher über steigende Besucherzahlen freuen. Bisher kamen in diesem Jahr 35 482 Gäste (gleicher Zeitraum 2016: 30 966). Allerdings kamen aufgrund des Wetters in der vergangenen Woche lediglich 1249 Besucher, im gleichen Zeitraum 2016 waren es hingegen 3179.