Manfred Henschel wohnt seit über 50 Jahren in Schwenningen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Manfred Henschel hat zahlreiche Hobbys

Manfred Henschel ist zwar nicht in Schwenningen geboren, doch er fühlt sich als solcher. Seine Heimatstadt seit fast 50 Jahren hat es dem 67-Jährigen angetan.

VS-Schwenningen. Der Vorsitzende des Briefmarken- und Münzsammlervereins hält seine Vereinskollegen ganz schön auf Trab: Zwei Großtauschtage pro Jahr im Beethovenhaus stellt die überschaubare Zahl der aktiven Sammler unter den 68 Mitgliedern auf die Beine. Damit nicht genug, gewinnt Henschel dafür auch immer Vereinskollegen, die ihre Schätze in Sonderschauen nach speziellen Themen ordnen und damit dem Laien Lust auf ein ansonsten weniger beachtetes Hobby machen. Mit seinem Spezialgebiet, der Münzen vor 1870 und Schwenninger Notgeld sowie frankierten Ansichtskarten, geht er dabei natürlich mit gutem Beispiel voran.

Aktiv wird der Verein auch bei Jubiläen, wie jetzt wieder zur 1200-Jahrfeier der Stadt: Für eine Ausstellung vom 15. Mai bis 9. Juni in der Kundenhalle der Sparkasse wird zurzeit eine besondere Münzausstellung konzipiert.

Gerade hat Manfred Henschel bei einer Münzbörse einen Karolingischen Denar aus der Zeit von 840 bis 866 gefunden. Auch einen Konstanzer Taler von 1761 hat er aufgetrieben.

Seine Sammelleidenschaft treibt aber noch ganz andere Blüten. In einer Vitrine findet man bei den Henschels Werbegeschenke und -tafeln von Schwenninger Firmen, die es zum großen Teil nicht mehr gibt, Bierseidel der Bärenbrauerei, Puppen in Schwenninger Tracht und Modelleisenbahnen, die – in groß – auch schon am Schwenninger Bahnhof standen. Und wie es sich für einen "echten" Schwenninger gehört, sind auch Uhren unter den Sammelexponaten.

Leidenschaft für Motorräder

Wer jetzt denkt, damit ist ein Sammlerherz vollständig gefüllt, der irrt. Einen großen Teil seiner Leidenschaft zweigt er für Motorräder ab, die nur in der Zeit von 1922 bis 1932 im Deutschen Industriewerk Berlin-Spandau gebaut wurden. Sein allererstes "D-Rad R10" wäre fast auf dem Schrottplatz gelandet. Der gelernte Maschinenschlosser rettete es und machte daraus ein Glanzstück, das nicht alleine blieb. Henschels Motorradsammlung füllt inzwischen drei Garagen, und immer wieder nehmen er und seine Frau Irmtraud an Ausfahrten, jedes Jahr auch am Hammerstatt-Revival teil.

Manfred Henschel wurde im französischen Meaux geboren. Dorthin waren seine Eltern nach dem Krieg aus der russischen Besatzungszone geflüchtet. Ihr eigentliches Ziel war Schwenningen, weil dort eine Schwester von Henschels Mutter lebte. Die Familie landete schließlich in Pfaffenweiler, wo Manfred Henschel auch zur Schule ging, daran aber keine so guten Erinnerungen hat. "Wir waren halt die Flüchtlinge und außerdem evangelisch", sagt er.

1962 zog die Familie nach Villingen. Manfred Henschel besuchte dort die Goldenbühlschule, spielte beim VfB Fußball und lernte beim Bahnbetriebswerk den Beruf des Maschinenschlossers.

Nachdem er Anfang der 1970er-Jahre eine Schwenningerin geheiratet und bei der Firma Steinel nebenberuflich den Mechanikermeister gemacht hatte, begann er damit, im Herzen ein Schwenninger zu werden. Er trat dem Briefmarken- und Münzensammlerverein bei und übernahm dort 2004 den Vorsitz.

Münzen – das sind für Henschel vor allem Zeitzeugen, die, wenn sie reden könnten, viel zu erzählen hätten. Ihrer Geschichte auf den Grund zu gehen, das reize ihn, sagt er. "Man bedenke, durch wie viele Hände so ein Taler wohl gegangen ist", sagt er und wiegt ein unter August dem Starken geprägtes Metallplättchen versonnen in seinen Händen.