Marianne Kriesche wird heute 85 Jahre alt. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Marianne Kriesche feiert heute ihren 85. Geburtstag / Gymnastik und Badbesuche halten sie fit

Marianne Kriesche wird heute 85 Jahre alt. In achteinhalb Jahrzehnten hat die Jubilarin so viel vollbracht, dass es eigentlich für zwei Leben reichen würde. Sie sagt: "Ich bin aktiv und sitze nicht gerne hinterm Ofen".

VS-Villingen. Aus ihrer Heimat, dem schlesischen Oppeln, wurde Marianne Karuth, als die sie geboren wurde, im Zweiten Weltkrieg mit ihrer Familie vertrieben. In Zittau fand sie ein neues Zuhause, besuchte dort das Gymnasium und machte als Schulbeste das Abitur. Da sie kein FDJ-Mitglied war, blieb ihr in der damaligen DDR ein Studienplatz versagt, was für die zielbewusste junge Frau aber kein Hindernis darstellte.

"Da bin ich halt illegal in den Westen gegangen". In Bamberg und Freiburg studierte sie Englisch, Latein und Geschichte bis zum ersten Staatsexamen. Schon als Kind habe sie Lehrerin werden wollen, erzählt Marianne Kriesche und verweist auf eine lange Ahnentafel von Pädagogen.

Bis zum zweiten Staatexamen 1959 verbrachte sie zwei Jahre als Lektorin im walisischen Cardiff, bevor sie nach Freiburg zurückkehrte. Ihre erste Stelle als Lehrerin trat sie in Waldkirch an.

1961 kam sie an das Romäusring-Gymnasium in Villingen. Bis heute habe sie Kontakt zu ihren ersten Schülern, sagt sie. Bei vollem Lehrauftrag promovierte Marianne Kriesche mit einer sprachwissenschaftlichen Arbeit, die mit Förderung der Deutschen Studienstiftung unter dem Titel "Europäische Schlüsselwörter" im Münchner Huber-Verlag 1967 veröffentlicht wurde. Sechs Jahre lang war sie hernach neben ihrem Unterricht in Villingen auch als Professorin im Studienseminar Rottweil tätig. 1978 trat sie die Nachfolge des verstorbenen Schulleiters am Hoptbühl-Gymnasium, Ulrich Stratmann, an. Diese Stelle behielt sie bis zu ihrer Pensionierung 1996.

"Ich würde wieder in die Schule gehen, auch heute", sagt Marianne Kriesche nachdrücklich. Ihr Beruf war ihr Ein und Alles. Daher kennt sie auch keinen Ruhestand. Zwei Jahre lang war sie bis 1998 Gastprofessorin an der Leo-Tolstoi-Universität in Tula. 1997 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Zurück in Deutschland brachte sie ihren Mitmenschen Ostdeutschland und -europa näher. Sie organisierte Schüler- und Studentenaustausche und eine ökumenische Gemeindepartnerschaft zwischen der Fidelisgemeinde, wo sie auch Kirchengemeinderätin war, und den Christen in Tula.

Fünf Jahre im Rat

Von 2004 bis 2009 saß Marianne Kriesche für die FDP im Gemeinderat. Sie ist Vorsitzende des Freundeskreises Zittau, erteilt in der Erwachsenenbildung Englisch- und Geschichtsunterricht und organisiert bis heute für die Volkshochschule und das Katholische Bildungswerk Studienreisen. Zuletzt ging es vor zwei Jahren auf die englischen Kanalinseln.

Marianne Kreische gründete die Soroptimistinnen, die sich für benachteiligte Frauen und Kinder einsetzen und sie ist Beirätin in der Deutsch-französischen, der Deutsch-finnischen Gesellschaft und dem Museums-Förderverein.

Ihre Lebenskraft trotz hohem Alter führt Marianne Kriesche, die seit 20 Jahren Witwe ist, nicht zuletzt auf ihre allmorgendliche Gymnastik zurück und den wöchentlichen Schwimmbadbesuch. Außerdem liest sie gerne und liebt das Reisen. 2017 wird sie in ihrer Wahlheimatstadt Zittau wieder ein Klassentreffen organisieren, 67 Jahre nach dem Abitur. Geburtstag feiert sie heute mit ihrer Tochter, Zahnärztin in Heilbronn, und ihrem Enkelsohn.