Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie "Mein schönster Sommerplatz in VS": Mit Museumsleiterin Anita Auer auf dem Keltengrab

Egal, ob in der Innenstadt oder im Grünen: VS hat viele reizvolle Ecken, gerade im Sommer. Der Schwarzwälder Bote besucht die schönsten Sommerplätze mit Persönlichkeiten der Stadt – immer dabei: ein Liegestuhl. Darauf macht es sich heute Anita Auer bequem.

VS-Villingen. Als sich die Blätter im nahe gelegenen Wald golden und orange färbten, die Sonne vom blauen Himmel strahlt, erklomm Anita Auer zum ersten Mal den Magdalenenberg – den Kinderwagen vor sich her schiebend, bergauf über ein abgeerntetes Feld, spontan entschieden. "Wir sind am Warenbach entlang und haben keinen Weg gefunden", erzählt die Leiterin des Franziskanermuseums in Villingen aus einer Zeit, in der sie ihre neue Heimat lieben lernte. "Man hat gesehen, dass der Magdalenenberg nicht weit weg ist." An manchen Stellen, so erinnert sie sich, habe sie ihr Ziel klar gesehen, "dann verschwindet er geheimnisvoll wieder" hinter Hecken und Sträuchern – und der direkte Weg auf die Anhöhe kam einfach nicht in Sicht.

Dann die Entscheidung: Es geht querfeldein. "Wir sind über Stock und Stein mit Kinderwagen durch den Matsch", berichtet Auer lachend. "Oben angekommen, habe ich verstanden, warum alle gesagt haben, dass ich mal hin muss." Hier genießt die Kuratorin aus Radolfzell den herrlichen Blick in Richtung Alpen, auf Villingen und den Ortsteil Pfaffenweiler. "Ich bin mit dem Berg nicht per Du", aber eine besondere Beziehung zu diesem Ort hat sie.

Auf den idyllischen Wegen rund um den größten keltischen Hügel aus der Hallstattzeit in Mitteleuropa beobachtet sie die Landschaft: "Ich mag besonders, wenn der Raps blüht im Frühjahr und im Spätsommer." Die duftende, leuchtend gelbe Pracht bannt die Aufmerksamkeit der Museumsleiterin . Doch von Dauer sind diese Anblicke nicht: "Man sieht vom Magdalenenberg auch immer, wie sich die Natur im Lauf der Jahreszeiten verändert." Zum Beispiel, wenn sich im Herbst die Blätter golden färben und im Frühling die Natur erwacht. "Im Winter ist es hier oben recht zugig, aber auch sehr schön."

Beständiger als die zeitlich begrenzten Jahreszeiten sind die Zeugnisse, die Kelten dort hinterlassen haben: Mehr als 600 Jahre vor Christus wurde der Magdalenenberg aufgeschüttet, um im Inneren eine Grabkammer einzurichten. Die Funde bewahrt das Franziskanermuseum auf: "Da steht man im Jahr 2017 davor. Das ist schon sehr eindrucksvoll, das kann man sich nicht vorstellen, wie lange diese Stücke überdauert haben."

Archäologie sei "für alle Menschen etwas Besonderes". Sie erstellte ein Konzept für den "Keltenpfad" mit Texten, die die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse rund um das Grab beschreiben.

Blickt sie hoch oben auf dem Magdalenenberg zurück in ihre eigene Vergangenheit, sagt sie mit der Silhouette Villingens im Hintergrund: "Ich bin froh, dass meine Kinder hier geboren sind", die Stadt sei zu einer neuen Heimat für sie geworden. Sie könne hier auch einem tollen Beruf nachgehen. Fernweh bekomme sie trotz der Fernsicht übrigens nicht. Das nahe gelegene Naturschutzgebiet sehe "gar nicht schwarzwälderisch aus". Da könne man gedanklich in ferne Länder schweifen, als auf dem Magdalenenberg.

Dort erinnert sie sich vielleicht eher an den goldenen Herbst, in dem sie den Magdalenenberg erklomm, querfeldein, bergauf, mit Kinderwagen – und zum ersten Mal ihre neue Heimat aus einer nicht alltäglichen Perspektive erkundete.