Der 91-jährige Rolf Hohmann freut sich immer, wenn er Hundebesuch bekommt. Das AWO-typische Ehrenamt ermöglicht regelmäßigen Tierkontakt im Seniorenzentrum. Foto: AWO Foto: Schwarzwälder-Bote

AWO ermöglicht regelmäßigen Tierkontakt im Seniorenzentrum am Stadtpark

VS-Schwenningen. Besuchshunde tun gut bei Depressionen, Demenz und Prüfungsangst. Ohne Scheu lässt sich der 91-jährige Rolf Hohmann die Hand lecken, und Jester freut sich über die ihm angebotenen Leckerli. Die beiden haben sich kennen und lieben gelernt und sie genießen sichtlich den Kontakt.

Ärzte des Zentrums für Seelische Gesundheit der Klinik Marienheide haben bereits vor einigen Jahren Erfolge bei der Behandlung von Depressionen in Verbindung mit Hunden erzielt. Sie stellten bei den Patienten mit Hundekontakt sogar einen höheren Rückgang von Todeswünschen fest. Hunde sind aufgrund ihrer Wesensart auch besonders geeignet, um zu Menschen mit Demenz Kontakt aufzubauen. Zu kaum einem anderen Tier ist die Kontaktaufnahme so einfach. Hunde sind in der Regel von sich aus menschenbezogen und haben einen auffordernden Charakter. Der Kontakt mit ihnen kann mobilisierend, aber auch beruhigend wirken. So ist es möglich, dass sich die Besuche an den individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten von Mensch und Hund orientieren können.

Rolf Hohmann ist weder depressiv noch dement, doch für ihn und die anderen Bewohner des AWO Seniorenzentrums sind die Hunde nicht nur eine beliebte Abwechslung. Mehrere geschulte Hundeführer besuchen in drei verschiedenen Teams ehrenamtlich die Heimbewohner, die sich jede Woche schon aufs Spaziergehen, Streicheln und Füttern freuen. Übrigens hilft der Hundekontakt natürlich nicht nur älteren Menschen. An der Dalhousie-Universität im kanadischen Halifax konnten Studenten Hunde streicheln gegen den Prüfungsstress. In einem sogenannten "Puppy Room" durften sie Welpen knuddeln – und dabei entspannen. Eine Marktlücke offenbar, denn die Schlangen vor der Tür waren lang.

"Diese Art des Tierkontaktes gehört zu den sogenannten tiergestützten Aktivitäten", erläutert Martin Hayer, Leiter des AWO Seniorenzentrums Am Stadtpark, den konzeptionell etablierten Tierkontakt in der Schwenninger Pflegeeinrichtung. Dort gehören die sogenannten Besuchshunde schon seit vielen Jahren zum Heimalltag "und dies, ohne dass wir selbst die Verantwortung für die Haltung übernehmen müssen", sieht Hayer einen Vorteil gegenüber einem speziellen in der Einrichtung gehaltenen "Heimhund".

Zusätzlich zum Tierkontakt entsteht nebenbei auch ein zwischenmenschlicher Kontakt zu den Hundehaltern. Eine von ihnen ist Ingrid Schmidt-Ruoss, die mit ihrem schwarzen Eurasier Bärle, dem kretischen Jagdhund Jester und dem Springerspaniel Louis schon seit sieben Jahren die Senioren besucht. Sie selbst ist angetan von der positiven Wirkung ihrer beiden Vierbeiner auf die Hochbetagten: "Strahlende Augen beim freudigen gegenseitigen Begrüßen zeigen, wie wertvoll der Hundebesuch ist. Bärle freut sich bereits Zuhause, wenn er das rote Halstuch um gebunden bekommt, denn er weiß, es geht wieder zur AWO.

Hannelore Reichmann, eine andere Ehrenamtliche, ist geschulte Therapiehundeführerin und mit ihrem Cocker Spaniel Kahn jeden Montag im Seniorenzentrum.