14 Klagen sind es in der Summe, die sich gegen die Witwe des verstorbenen Hoteliers Rüdiger Bosse und die verbliebenen Erben richten oder gerichtet haben. Foto: Eich

Mehrere Verhandlungen vor Arbeitsgericht. "Der ganze Betrieb bricht zusammen wie ein Kartenhaus".

Villingen-Schwenningen - Drei Monate ohne Lohn? Das ist auch für den Pressesprecher des Arbeitsgerichts Freiburg "nicht ohne". Und: Es sind nicht nur einzelne Mitarbeiter, die wegen ausstehender Löhnen mit dem Villinger Hotel Bosse im juristischen Clinch liegen.

Was bereits die Runde in Villingen-Schwenningen macht, bestätigte jetzt auch Matthias Mohn, Richter am Arbeitsgericht Freiburg, das auch für die Villinger Dependance zuständig ist.

Mohn, gleichzeitig auch Pressesprecher des Gerichtes, bejahte die Frage des Schwarzwälder Boten, ob das Hotel-Restaurant Bosse mittlerweile auch auf den Tagesordnungen des Villinger Gerichtes auftauche. "Seit dem 1. Januar 2017", so Mohn, "sind gegen das Hotel und Kurcafé Bosse insgesamt 14 Klagen beim Arbeitsgericht Freiburg, den Kammern Villingen-Schwenningen, von Arbeitnehmern des Hotels eingereicht worden."

Hauptsächlich, meint der Pressesprecher des Gerichts weiter, sei rückständiger Lohn für bis zu drei Monate eingeklagt worden. Drei Monate ohne Lohn, das ist auch für den erfahrenen Richter "nicht ohne". Das führe schon zu erheblichen Rückständen, ergänzte er und denkt an die klagenden Mitarbeiter, die ja von ihrem Lohn Miete und andere feste Ausgaben bezahlen müssen.

14 Klagen sind es in der Summe, die sich gegen die Witwe des verstorbenen Hoteliers Rüdiger Bosse und die verbliebenen Erben richten oder gerichtet haben. Zwei Rechtsstreitigkeiten, klärte Matthias Mohn auf, seien durch Klagerücknahme beendet worden. Möglicherweise, weil die Forderungen mittlerweile beglichen worden seien, mutmaßt der Jurist. Acht Rechtsstreitigkeiten wurden durch einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen.

Die restlichen Verfahren laufen noch. So wurde in einem Fall nach einer erfolglosen Güteverhandlung ein Kammertermin bestimmt. In zwei weiteren Verfahren finden noch Güteverhandlungen statt. Der Geschäftsführer Joachim Weber bestätigte auf Nachfrage die Angaben des Arbeitsgerichts am Mittwoch so nicht. Seines Wissen nach habe man sich mit allen Klägern in einem Gütetermin geeinigt. Für weitere Auskünfte verwies er auf den Anwalt. Doch der machte gestern bis Redaktionsschluss keine Angaben zu dem Stand der Dinge.

Die juristischen Auseinandersetzungen sind das eine, die Reaktionen auf die Entwicklungen im renommierten Gastronomiebetrieb das andere. Für manche Beobachter ist diese Entwicklung alles andere als überraschend. "Der ganze Betrieb bricht zusammen wie ein Kartenhaus. Das ist alles sehr traurig." Das Kapitel hat jedoch noch eine andere Seite. Was ebenfalls seit geraumer Zeit gemunkelt wurde, scheint ebenfalls Realität zu sein.

Das Hotel soll verkauft werden. Für rund 1,6 Millionen Euro steht es im Online-Immobilien-Portal "immowelt". Angepriesen als "Hotel mit Restaurant in Toplage in Villingen Nähe Kurgebiet." Die Verkaufspläne wurden im Hotel am Mittwoch zwar bestätigt. Doch für eine weitergehende Stellungnahme zu den Prozessen vor dem Villinger Arbeitsgericht war die Geschäftsführung nicht erreichbar.

Ist es das Ende der Ära Bosse? Unter der Leitung des verstorbenen Chefs Rüdiger Bosse hatte sich das Hotel-Restaurant in bald vier Jahrzehnten zu einer bekannten Adresse für Feinschmecker entwickelt.