"Jung kauft alt": Ein einziger Antragssteller war erfolgreich. Dieser kaufte sich ein Häusle in Weilersbach, hier ein Blick auf den Stadtbezirk. Foto: Huber

Leerstehenden Häusern entgegenwirken: Die meisten Kaufwilligen stellen Antrag zur falschen Zeit.

Villingen-Schwenningen - Aussterbende Dörfer, leerstehende Häuser in den Ortskernen: Mit dem mittlerweile bundesweit erfolgreichen Modellprojekt "Jung kauft Alt" sollte auch in VS diesem Trend entgegen gewirkt werden. Interesse an einer Förderung war zwar da, doch die meisten Kaufwilligen stellten ihren Antrag zur falschen Zeit.

Die positive Nachricht zuerst. Nachdem über das neue Förderprogramm berichtet worden war, sah es mit der Resonanz gar nicht schlecht aus. In recht kurzer Zeit lagen dem zuständigen Amt für Stadtentwicklung 14 Anträge vor. Die Antragssteller wollten quer durch die Teilgemeinden von Villingen-Schwenningen eine Förderung erhalten. "Leider kam nur ein einziger Antragssteller zum Zug", erläuterte Bürgermeister Rolf Fußhoeller im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Zwölf Antragssteller hatten die Immobilie erworben, bevor das Förderprogramm "Jung kauft Alt" Gültigkeit bekam. Das Projekt startete im Oktober 2013, berichtet Rolf Fußhoeller über den etwas holprigen Start. Ein weiterer Interessent kam nicht zum Zug, weil er von Villingen in einen der kleineren Stadtbezirken ziehen wollte. Ein solcher Wechsel werde jedoch über das Programm nicht gefördert, so Fußhoeller. Blieb also lediglich ein Bewerber übrig, der sich in Weilersbach dann auch niederließ. Bereits im Frühjahr 2013 hatte Fußhoeller das Projekt in den Ortschaftsräten vorgestellt und war auf überaus positive Resonanz gestoßen.

Gedacht ist das Modellprojekt, für das die Gemeinde Hiddenhausen wie berichtet bereits mehrfach ausgezeichnet worden war, vor allem für Familien, die sich in ihrem Dorf etwas eigenes zulegen möchten. Gefördert werden jedoch auch Auswärtige, die sich im Umfeld von VS niederlassen wollen. "Beispielsweise die Familie aus Fulda, die aus beruflichen Gründen in den Schwarzwald kommt und gerne beispielsweise in Pfaffenweiler oder Weilersbach heimisch werden würde, führte Fußhoeller aus.

"Vielleicht hätten wir das Projekt nach den Absagen doch stärker vermarkten sollen", hinterfrägt er das Vorgehen. Nicht nur die Vermarktung soll nun verbessert werden. Um das Interesse an "Jung kauft Alt" erneut zu wecken, soll auch der ÖPNV für die acht Teilgemeinden verbessert werden. Fußhoeller schwebt dabei vor, dass die "Kleineren" die gleiche Anbindung haben wie sie Busnutzer in der Kernstadt genießen. Derzeit laufen Gespräche mit den Ortschaftsräten. "Die Ortschaften sollten den gleichen Standard wie die großen Stadtbezirke bekommen", betont der Bürgermeister, der im Arbeitskreis ÖPNV der Stadt sitzt. Und erhofft sich damit weitere Anreize für Kaufwillige.

Die Idee hinter "Jung kauft Alt" ist, dass junge Leute alte Häuser kaufen. Altbauten sind nach Definition der Stadt VS Gebäude, die älter als 25 Jahre sind. Die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen gewährt beim Erwerb von Wohneigentum in den neun kleinen Stadtbezirken Herzogenweiler, Marbach, Mühlhausen, Obereschach, Pfaffenweiler, Rietheim, Tannheim, Weigheim, Weilersbach einen finanziellen Zuschuss. Die Förderung kann für den erstmaligen Erwerb einer eigengenutzten Immobilie (Wohnung oder Gebäude) beantragt werden. Die Immobilie muss dabei 25 Jahre oder älter sein. Eigentumswohnungen werden nur in Gebäuden mit maximal drei Wohneinheiten gefördert und müssen eine Mindestwohngröße von 70 Quadratmeter aufweisen.

Die Förderung setzt sich zusammen aus einem Grundbetrag von 600 Euro pro Jahr, einem Erhöhungsbetrag – sofern die Erwerbsimmobilie im Ortskern liegt – von 300 Euro im Jahr und einem Kinderbetrag von 300 Euro pro Jahr und Kind, vorausgesetzt es hat das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet und wohnt im Haushalt. Die laufende Förderung erstreckt sich über einen Zeitraum von sechs Jahren. Maximal 1500 Euro sind jährlich pro Antragssteller zu erwarten.

Anträge auf Förderung sind bei der Stadt Villingen-Schwenningen, Amt für Stadtentwicklung, Winkelstraße 9, 78056 Villingen-Schwenningen, zu stellen.