Noch ist die Wilhelmspflege in der Metzgergasse zu Hause. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder Bote

Wilhelmspflege: Kindergarten stellt alle Beteiligten vor ein Dilemma

Beim Kindergarten Wilhelmspflege ist nur eines sicher: Lange kann das marode Gebäude nicht mehr genutzt werden. Doch obwohl das Thema seit Jahren präsent ist, ist keine Lösung in Sicht.

VS-Schwenningen. Die Situation um die Wilhelmspflege ist verfahren. Vor welchem Dilemma die Stadt als Eigentümer und die evangelische Kirchengemeinde als Träger stehen, das zeigte sich in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend (wir berichteten). Seit März steht fest, dass der geplante Neubau am bisherigen Standort in der Metzgergasse nicht errichtet werden kann. Die Kosten dafür würden sich auf fast elf Millionen Euro belaufen, mit 3,85 Millionen hatte die Verwaltung gerechnet. Doch wie geht es nun weiter?

  Die Wilhelmspflege Der Kindergarten Wilhelmspflege in der Metzgergasse besteht seit rund 165 Jahren. In den zwei Gruppen werden 40 Kinder betreut. Das alte Gebäude ist in einem schlechten Zustand.   Baupläne Laut Pfarrer Klaus Gölz von der evangelischen Kirchengemeinde sei schon Mitte der 90er-Jahre ein Neubau Thema gewesen. Stefan Assfalg, Leiter des Amts für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS), erinnerte in der Sitzung daran, dass der Jugendhilfeausschuss sich 2008 grundsätzlich dafür entschieden habe. 2012 sei dann eine erste Lösung vorbereitet worden. 2014 fiel der Entschluss, viergruppig zu bauen, 2015 wurden Abriss und Neubau beschlossen. Im selben Jahr musste das Kinderstüble des Kinderschutzbundes aus der Volkshochschule ausziehen. So entstand die Idee, noch zwei Gruppen dieses Trägers im Neubau der Wilhelmspflege unterzubringen.

  Der Neubau und die Kosten Der Neubau sollte fünfstöckig werden, sechs Gruppen mit Plätzen für insgesamt 100 Kinder darin unterkommen. Ein Preistreiber ist die Topografie des beengten Grundstücks. Zudem müsste die Stadt eine Tiefgarage bauen. Auch die Brandschutzauflagen machen den Bau teuer: Am Ende liegen die Kosten dafür bei gut 10,24 Millionen Euro. Plus die geschätzten 215 000 Euro für eine Interimslösung und gut eine halbe Million für Unvorhergesehenes. So kommt Dieter Kleinhans, Leiter des Amts für Gebäudewirtschaft und Hochbau (GHO), auf knapp elf Millionen Euro.

Die Präsentation der Zahlen war der Grund, warum Oberbürgermeister Jürgen Roth und Pfarrer Klaus Gölz in der Sitzung aneinandergerieten. Gölz sagte, dies sei das erste Mal, dass er die einzelnen Posten erfahre. Dem widersprach der OB. In der Folge verließ der Pfarrer empört die Sitzung. Allerdings: Offenbar war die Auflistung auch den Gemeinderäten neu.

  Weitere Unstimmigkeiten Auch das klang in der Sitzung an: Pfarrer Gölz hatte einen neunseitigen Brief an die Stadtverwaltung und die Fraktionen geschrieben. Dies aber wohl recht knapp vor der Sitzung, sodass der Brief noch nicht bei allen Stadträten angekommen war. Auslöser war Gölz’ Verärgerung über die Informationsvorlage.

Darin heißt es unter anderem, dass die evangelische Kirchengemeinde der Stadt die Nutzung eines ehemaligen Kaufhauses in der Muslen, das der Kirche gehört, angeboten habe. "Dort könnten im Erdgeschoss Räumlichkeiten für zwei Kindergartengruppen geschaffen werden." Die Stadt hält sogar eine langfristige Alternative für die Wilhelmspflege für möglich. Und weiter: "Im Nachgang teilte die evangelische Kirchengemeinde Schwenningen mit einem Schreiben mit [...], dass diese Lösung am Muslenplatz für sie nur dann in Frage kommt, wenn der Neubau der Wilhelmspflege am ursprünglichen Standort umgesetzt wird." Unter anderem über diesen Punkt in der Vorlage dürfte sich der Pfarrer geärgert haben.   Ausblick Aus Sicht der Verwaltung bleibt nur eine Containerlösung, um die zwei Gruppen der Wilhelmspflege kurzfristig unterzubringen. "Diese Containerlösung sollte an eine bestehende Einrichtung angegliedert werden." Den Standort in der Metzgergasse hält Assfalg für ungeeignet.

Rat Joachim von Mirbach (Grüne) schlug derweil als Standort für die Container das oberste Deck des Muslenparkhauses vor, Alfred Zahn (Kinderschutzbund) brachte den Mauthe-Park ins Spiel – dann sei wenigstens Druck da, dass die Übergangs- nicht zur Dauerlösung werde.

Klaus Martin (CDU) fühlte sich in diesem Zusammenhang an den geplanten Neubau des Paulus-Kindergartens erinnert. Damit sich dort nicht dasselbe, jahrelange Drama wiederholt, wollte er wissen, ob es schon einen Zeitplan gibt. Den versprach Dieter Kleinhans für die nächste Sitzung. Die Frage sei jedoch, wie das Vorhaben umgesetzt werden könne. "Unsere Personalreserven sind natürlich auch begrenzt."

Zurück zur Wilhelmspflege: Bereits am Mittwoch hatte ein Gespräch zwischen Stadt und Kirchengemeinde stattgefunden. Die Parteien waren offenbar so verblieben, dass es weitere Treffen geben soll. Pfarrer Gölz sagte dazu am Donnerstagabend, er warte nun auf Vorschläge.