Beeindruckende "Gitarrennacht" mit besonderen Klangreizen

Von Siegfried Kouba

VS-Villingen. Die "Gitarrennacht" des Konzertes von Sinfonieorchester und Vertretern der Musikhochschule Trossingen wurde zu einem großartigen "frühabendlichen" Erfolg.

Zunächst warf das Sinfonieorchester VS den Blick auf Wolfgang Amadeus Mozart, danach wurde der spanischen Gitarre gehuldigt, wobei Michael Hampel virtuos agierte. Jörg Iwer hatte Spitzentitel des Wiener Klassikers ausgewählt. Mozarts "Don Giovanni" – wer kennt nicht den weltberühmten Casanova mit seinen amourösen Abenteuern, seiner blasphemischen Haltung und seiner Furchtlosigkeit? Die Dramatik der Oper wurde in der Ouvertüre aufgegriffen. Donnernden Tutti-Akkorden folgten das Tremolo der Pauken, diffuse Unsicherheit keimte in den Streichern auf, Themen des "Komturs" tauchten auf, bis alles abrupt endete.

Es gibt wohl kaum ein Werk, das so populär ist wie die "Kleine Nachtmusik", die auch Klassikfernen bekannt ist. Mit Leichtigkeit, weichem Klang und fanfarenartigen Rufen der Geigen gelang der Kopfsatz, dem die Romanze mit Duft und Dynamik folgte. Schwungvoll wurde das Menuett in Szene gesetzt, und Frische atmete das Rondo. Dirigent Jörg Iwer verzichtete auf übertriebene Zeichengebung, ließ sogar freies Musizieren zu. Wenn auch nicht immer sauber, wurde adäquat musiziert, um das Mysterium Mozart zu erschließen.

Mit einer Hommage an Manuel de Falla trat das Ensemble "Open Source Guitars" in Aktion. Ausgewählt wurden Werke des von ihnen verehrten Komponisten, die aus losem Zusammenhang zu einer Suite geformt wurden. Neben den spanischen Konzertgitarren kam kleines Schlagwerk (Becken, Castagnetten, Tambourin und andere mehr) zum Einsatz. Apart wurden die "gesanglichen" Beiträge gestaltet: So das "El pano moruno" mit Violoncello (Stephanie Schrempp), "Asturiana" mit Oboe (Alfons Schwab) und "Cancion" mit Querflöte (Bertold Graf).

Rassiger, voluminöser Gitarrenklang war bereits bei der "Danza del Molinera" zu vernehmen, lautmalerisch, kantabel und tänzerisch wurde die "Escena" gestaltet, und die Hitze Iberias fing die "Danza de Molinero" ein, wobei der Korpus der Gitarren als Trommeln diente und die Stretta effektvoll wirkte.

Geheimnisvolle Klangreize vermittelte "El fuego fatuo". und bekanntester Titel durfte "Danza ritual del fuego" sein, eine feurige Angelegenheit, bei der auch eine große mexikanische Gitarre eingesetzt wurde. Insgesamt wurde erfreulich engagiert musiziert. Es gelang, den besonderen Zauber der spanischen Gitarre zu vermitteln.

Zum Schluss wurde das Highlight präsentiert: das "Concierto de Aranjuez" von Joaquin Rodrigo, wohl das bekannteste Werk des blinden Komponisten und eines der beliebtesten Gitarren-Konzerte. Solist Michael Hampel brillierte mit ausgefeilter Schlag- und Zupftechnik und beherrschte talentiert seine nuancierte Ausdruckskraft, die die "erzählende Gitarre" verkörperte. Erfreulich war die Balance zwischen Solo und Orchester. Im geistvollen Kopfsatz wurde ein lebhafter "Fandango" zelebriert, und im "Adagio" wurde nicht nur der Karwoche gehuldigt, sondern die traurige Geschichte vom Tode eines Kindes des Komponisten und das Bangen um das Leben seiner Frau geschildert. Höfischer, spanischer Glanz wurde schließlich im Allegro gentile in wechselnden Rhythmen verbreitet.