Immer noch herrschaftlich – die Junghans-Villa im Warenbachtal. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Ernst Haigers Großonkel zeichnet Pläne des Prachtbaus aus dem Jahr 1924 / Einst berühmter Architekt in München

Villingen-Schwenningen (st). Die Junghans-Villa im Warenbachtal in Villingen steht verlassen da, das junge Unternehmen XS Embedded ist aus Platzgründen bereits 2011 aus- und in den Innovationspark eingezogen. Jetzt zeigt Ernst Haiger junior Interesse an dem Prachtbau.

Er will ihn zwar nicht kaufen, aber sein Großonkel Ernst Haiger war der Architekt der 1924 gebauten Junghans-Villa. Der freiberufliche Historiker aus Berlin plant zusammen mit einem Architekturhistoriker ein Buch über den bekannten Architekten aus München, der von 1874 bis 1952 gelebt hat. Bei seinen Recherchen stieß Haiger auch auf die Junghans-Villa in Villingen. Weitgehend unbekannt war, dass sein Großonkel die Pläne für die Villa gezeichnet hatte. Dass die Bauleitung bei dem Villinger Architekturbüro Nägele und Weis gelegen hatte, ist hingegen mehrfach veröffentlicht worden.

Die Liste der Bauwerke Haigers ist lang. Hatte er sich in seinen frühen Jahren mit Mehrfamilienhäusern in Schwabing einen Namen gemacht, standen später repräsentative Villen auf dem Arbeitsplan. So ist zum Beispiel bei der Villa de Osa in Berg bei Starnberg aus dem Jahr 1909 Ähnlichkeit mit der späteren Junghans-Villa zu erkennen. Aus den bislang unveröffentlichten Lebenserinnerungen geht Haigers Großonkel teilweise streng mit sich ins Gericht mit einigen seiner Bauten. Doch über die Junghans-Villa in Villingen schrieb er: "Ein größeres Wohnhaus in Villingen beschäftigte mich, es war von einem Fabrikanten in Auftrag gegeben worden. Leider war der Baugrund sumpfig, so dass man gezwungen war, sehr tief zu fundamentieren, Erdreich anzufahren und auszufüllen. Zunächst ging man ganz auf meine Absichten ein. Das Haus, im Segment gebaut, mit Terrasse hatte Beifall, trotzdem hatte ich Auseinandersetzungen, die auf juristischem Wege zu meinen Gunsten entschieden wurden. Ich hoffe nur, dass das Haus den Krieg überstanden hat, denn es schien mir wohlgelungen."

Es hat den Krieg überstanden, und viele Bewohner gingen ein und aus. Die Villa gehörte einst dem Fabrikanten Siegfried Junghans. Als sie nicht mehr privat genutzt und an die Stadt verkauft worden war, zog 1939 die städtische Kinderklinik ein. Bis 1988 war die Carl-Orff-Schule für geistig Behinderte am Roggenbachweg untergebracht. Das Mikroinstitut zog ein und Anfang der 90-er Jahre wieder aus, weil die Erweiterungspläne auf großen Widerstand der Bevölkerung stießen. Die Bürgerinitiative "rettet das Warenbachtal" verhinderte das Vorhaben. 1995 wurde die Villa über die städtische Wirtschaftsförderung für knapp viereinhalb Millionen Euro an die High-Tech-Schmiede Xsys verkauft, die 1998 unter das Dach von Harman Becker kam.