Felix Faißt (links) spielt bereits zum achten Mal das Herterhorn beim Kuhreihen der Villinger Stadt- und Bürgerwehrmusik unter der Leitung von Markus Färber (rechts). Archivfoto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt- und Bürgerwehrmusik bläst Kuhreihen in der Innenstadt

Von Martina Zieglwalner Villingen-Schwenningen. Auf einen ihrer Höhepunkte im Jahresablauf freut sich die Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen: den Kuhreihen an Heilig Abend. Für das Blasorchester und viele Besucher ist diese jahrhundertealte Tradition ein schöner und eindrucksvoller Ausklang der heiligen Nacht inmitten der Kulisse der Altstadt.

So hatte Stadtmusikdirektor Markus Färber auch noch nie Probleme, genügend Mitglieder für den Auftritt zu gewinnen. Auch wenn es bedeutet, das Weihnachtsfest der Familie früh zu verlassen. Denn bereits um 21.30 Uhr besuchen die Musiker die Senioren im Heilig-Geist-Spital in den Erbsenlachen und in St. Lioba in der Südstadt. Pünktlich um 23 Uhr machen sie sich dann auf ihren Weg durch die Stadt, der am Amtsgericht beginnt und dann zu den drei Toren führt. Zum Glockenschlag um Mitternacht endet der Kuhreihen auf dem Marktplatz.

Bereits zum achten Mal spielt der Trompeter Felix Faißt auf dem Herterhorn, das einiges von ihm abverlangt. "Da sind solistische Fähigkeiten gefragt, und wir sind froh, einen so begabten jungen Spieler zu haben", betont Färber. Gelte es doch, dem mit einem Alphorn vergleichbaren Instrument an den einzelnen Stationen aus dem Stand Töne zu entlocken.

Sein Herterruf bildet das Kernstück des Kuhreihens, den die Stadtmusik mit den Weihnachtsliedern "Es kam die gnadenvolle Nacht" und "Stille Nacht, heilige Nacht" ergänzt. Dieser uralte Villinger Brauch geht auf die Hirten zurück. Herter waren laut Villinger Stadtarchiv die Wächter für das Großvieh, die mit dem Kuh-Reihen, einer einfachen Melodie, ihre Tiere riefen. Überliefert ist, dass die Herter 1765 das Gelübde ablegten, diese Melodie jedes Jahr an Weihnachten zu spielen, wenn sie von einer grassierenden Viehseuche verschont bleiben.

Längst sind die Herter aus dem Stadtbild verschwunden, doch die Musiker haben sich des Brauchtums angenommen und ziehen durch die Stadt. "Von Tor zu Tor schließen sich uns mehr Menschen an", erzählt Färber. "Wir wünschen uns natürlich, dass die Besucher der Musik aufmerksam und ruhig zuhören", erklärt der Stadtmusikdirektor angesichts des großen Andrangs gerade beim letzten Halt auf dem Marktplatz. Er hoffe, dass möglichst viele Besucher die Weihnachtslieder zusammen mit dem Blasorchester anstimmen und so zur besonderen Atmosphäre in der heiligen Nacht beitragen.